Schon vor Jahren war Albert Wolf sein Job als Museumswärter zu fad – und so begann er, Kunstwerke nachzupinseln. Als er merkte, wie einfach das geht, baute er sein Hobby zum lukrativen Zweitjob aus: Kunstfälscher. Jetzt könnte sein kriminelles Tun auffliegen. Klimts berühmtes Werk „Der Kuss“ ist aus dem Museum gestohlen worden – die Fälschung. Das Original hängt bei Wolf daheim. Weil er in der Nacht des Raubs einen Herzinfarkt erlitten hatte, eilt seine Tochter Isabella, in Paris offenbar eine große Nummer in Sachen Haute Couture, nach Wien ans Krankenbett ihres Papas, der nicht zuletzt wegen ihres Lebensstils und der sündhaft teuren Ausbildung Kunstfälscher geblieben ist. Isabella wusste bisher nichts von dem Doppelleben ihres Vaters. Heimlich wollen sie den echten „Kuss“ zurückbringen. Nichts einfacher als das – wäre da nicht dieser aufdringliche Leopold von Hohensinn, dessen Familie der Klimt gehören soll und der sich von der Zahlung des Versicherungswerts das Ende seiner finanziellen Misere erhofft. Dass er ein lieber Kerl ist und die abweisende Art Isabellas anziehend findet, könnte die Sache vielleicht doch zum Guten wenden. Aber da sind ja noch die Polizei und dieser usbekische Adelstitelkäufer mit seinen Kötern und seinem Gorilla. Und auch die blaublütige demente Frau Gräfin hat ihre Flinte schon mal durchgeladen.
Es geht doch nichts über eine richtig schöne Gaunerkomödie der alten Schule. „Alles Schwindel“ flutscht von Anfang bis Ende. Wiener Schmäh meets Screwball-Touch. Deutsche Top-Schauspieler (Benno Fürmann & Udo Samel) vereinen sich mit den beiden österreichischen Aushängeschildern für urkomische Weiblichkeit (jung: Ursula Strauss; alt: Bibiana Zeller). Die Mischung macht’s – und die stimmt bis ins Detail. Viele hübsche Nebenplots und Sidekicks – und alle kommen im Verlauf der Handlung hinlänglich zum Zuge. Diese Komödie kennt keine losen Fäden, keine faden Dialoge, keine Rohrkrepierer-Witze. Autorengespann Uli Brée, Rupert Henning und Gabriel Castaneda Senn (für gewöhnlich sind drei Autoren kein gutes Zeichen) schnürt die Geschichte um Fälscher und Lügner, um echte Grafen und falsche Menschen, um Liebeswünsche und die Tücken des begehrten Objekts zu einer dramaturgisch vorbildlichen TV-Komödie zusammen. Und Regisseur Wolfgang Murnberger verleiht dem irren, aber nie wirren Treiben einen wunderbaren Flow, der in zwei völlig absurden, brillant geschnittenen & musikalisch unterlegten Einbruchsszenen gipfelt.
Herzstück dieses deutsch-österreichischen Lust-Spiels ist – wie könnte es anders sein – die Lust am Spiel. Von ihr wunderbar infiziert sind die Schauspieler. Kein Wunder, wird hier doch mit allem & jedem in bester Nestroy-Tradition Schabernack getrieben. Da ist die alte Gräfin, bettlägerig, mehr als vergesslich und doch immer gut gelaunt, solange nur das Fernseh-Dauerwerbeprogramm läuft. Da ist der neureiche Russe, stramme 50, der sich den Adelstitel erkaufen will und so zum 22jährigen Sohn des von Benno Fürmann gespielten von Hohensinn werden möchte. Da ist das typisch Wienerische Polizistenpärchen, das untereinander nörgelt, sich aber mit billigen Lügen abspeisen lässt. Und da ist natürlich auch das Spiel mit Original und Fälschung, das ein bisschen auch der Gesellschaft und der überkandidelten Kunstszene den Spiegel vorhält. Und auch privat triumphiert das Spiel der Lügen und Halbwahrheiten, die das Leben so viel bequemer machen. Da fragt es sich natürlich auch – ob der Kuss am Ende des Films echt ist. Oder nur Vorbild für die nächste Fälschung? (Text-Stand: 15.8.2013)