Die Sonne scheint, das Fachwerk strahlt und die Elbe fließt beschaulich durchs Sandsteintal. Ein Ortsschild, das von einer Taube angeflogen wird: „Niederrathen – Kreis Sächsische Schweiz“. Unmissverständlich machen die ersten Bilder deutlich, um was es vorrangig geht in dem ARD-Fernsehfilm „Wink des Himmels“. Um Werbung – Werbung für eine Region, die vom Fremdenverkehr lebt. Und die den Zulauf von Urlaubern nötig hat. Das wissen selbst die Figuren im Spiel um Liebesglück und Vogelvieh. „Vielleicht sollte das Fremdenverkehrsamt Tauben als Mitarbeiter anstellen und in alle Welt schicken, um Touristen hierher zu locken – die Region kann’s gebrauchen.“ Helmut Zierl, nach etlichen Buhmann-Rollen mal wieder als Sympath zu sehen, sagt diesen Satz. Und der urlaubshungrige Zuschauer nickt.
Tauben als touristische Botschafter hat der Kurort Rathen gar nicht nötig. Denn der MDR lässt schon eine Taube fliegen. Was bedeutet: einige Millionen Zuschauer werden angesprochen. Das sollte reichen als werbefördernde Maßnahme. Es ist eine Brieftaube, die aus der Sächsischen Schweiz nach Salzburg fliegt. An ihrem Hals ein Zettelchen mit den Worten „Du musst eine neue Mama für Papa finden“. Wenig später reist die Auserwählte an und ist bald tatsächlich hin und weg von dem Papa, der seine Frau einst auf tragische Weise verloren hat. Angetan ist sie aber auch von der Natur an jenem Flecken Deutschlands, den sie bisher nicht kannte und der ihr und dem Zuschauer ausgiebig präsentiert wird.
Weil Salzburg fremdenverkehrsmäßig besser dran ist, kann die Stadt einen Drehbuchsatz wie „Ich dachte immer, Salzburg und seine Umgebung seien unschlagbar“, der noch einmal die Attraktivität des Elbsandsteingebirges preist, verkraften. Der ORF hat dennoch gern mitproduziert. Denn Koproduktionen entlasten – obgleich auf Kosten der Qualität – nun mal die Kasse. Das weiß keiner so gut wie MDR-Fernsehspielchefin Jana Brandt. Ob sie noch mehr über die Produktions- und Finanzierungsgeschichte von „Wink des Himmels“ weiß? Sei’s drum. Es dürfte kein Zufall sein, dass die Drehbuchautorin Natalie Scharf zugleich auch die Produzentin des Films ist. Der „touristische Aspekt“ sticht vor allem deshalb so sehr hervor, weil der Mehrwert der Handlung gegenüber der recht ansprechenden Landschaftsbilder gegen Null geht. Der Film der renommierten Defa-Regisseurin Karola Hattop ist so handlungsarm und psychologieresistent, dass er nur als Schlaftablette taugt. (Text-Stand: 1.11.2006)