Tatort – Vermisst

20 Jahre Lena Odenthal: Verliebt sich die "Tatort"-Kommissarin in einen Mörder?

Foto: SWR / Krause-Burberg
Foto Rainer Tittelbach

Er lässt sich gut gucken, dieser „Tatort“ zum 20. Dienst-Jubiläum. Auch wenn der Autor etwas zu ungeniert herumtrickst. Thomas Sarbacher und Corinna Harfouch sind eine sichere Bank. Sie und Ulrike Folkerts bringen Physis und Sinnlichkeit ins rätselhafte Spiel.

Er lässt sich gut gucken, dieser Jubiläums-„Tatort“ von Kommissarin Odenthal. Thomas Sarbacher, Corinna Harfouch und Jeroen Willems – das sind drei Hochkaräter, die scheinbar ohne jegliche Anstrengung eine Physis und Sinnlichkeit ins Spiel bringen, für die andere Schauspieler richtig arbeiten müssen. Ob „Vermisst“ richtig gut ist – das fragt man sich hinterher. Man hat sich gut unterhalten: der Film ist spannend, voller Fragezeichen, es passiert viel und man hat dennoch nicht den Eindruck, dass dieser Krimi mit Aktion(en) überladen ist.

Aber am Ende könnte man doch ein ungutes Gefühl haben… Die Handlung ist wendungsreich, steckt voller Überraschungen. Autor Christoph Darnstädt „plottet“ viel mit Tricks. Er führt nicht nur Lena Odenthal lange Zeit am Nasenring durch die Krimi-Manege, sondern mit der Identifikationsfigur auch den Zuschauer. Da fühlt man sich am Ende ähnlich irritiert wie bei Hitchcocks legendärem Krimiflopp „Die rote Lola“, bei dem die Handlung auf einer gelogenen Rückblende aufbaut und deshalb die Schluss-Pointe nicht zünden mag. Der „Tatort“ kann sich so etwas leisten. Acht Millionen Zuschauer dürften „Vermisst“ sicher sein.

Tatort – VermisstFoto: SWR / Krause-Burberg
Frostig. Ein Ehe-Endspiel aus dem Eisschrank. Jeroen Willems & Corinna Harfouch im Jubiläums-„Tatort“ für Ulrike Folkerts

Um was geht es? Eine Unbekannte will eine Aussage zu einem zwölf Jahre alten Mordfall machen. Als Lena Odenthal am Treffpunkt eintrifft, ist die Zeugin tot. Es handelt sich bei ihr um eine Frau, die seit zwölf Jahren als vermisst gilt. Als Michelle Boyer hat sie in Frankreich ein neues Leben begonnen, sehr viel glamouröser als in Ludwigshafen. Ein Immobilien-Unternehmer muss ihr das schöne Leben finanziert haben. In der Sache des zwölf Jahre alten Mordfalls gibt es nur Ungereimtheiten. Worüber hätte diese Frau eine Aussage machen wollen? Ritterling, der seine Frau nach einem Ehestreit getötet hat, ist rechtskräftig verurteilt worden. Er hat seine Strafe abgesessen, lebt auf einem Segelboot und ist mit sich im Reinen.

Lena Odenthal ist fasziniert von diesem Mann, der sie dazu bringt, ihr Leben, die letzten 20 Jahre, zu hinterfragen. Sie möchte glauben, dass Ritterling seine Frau nicht umgebracht hat… Es gibt Momente in diesem von Andreas Senn atmosphärisch klug und kühl inszenierten Krimi, in denen man der oft so strengen Kommissarin einen Neuanfang mit diesem außergewöhnlichen Mörder wünscht. Momente, in denen Ulrike Folkerts mit wenigen Blicken mehr andeutet über die Sehnsüchte ihrer Figur als in ihren 20 „Tatort“-Jahren, wo Odenthal eine Frau ohne private Eigenschaften blieb. Diese Momente und das Ehe-Endspiel von Harfouch als zickigem Eisschrank allein schon machen „Vermisst“ sehenswert.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

tittelbach.tv ist mir was wert

Mit Ihrem Beitrag sorgen Sie dafür, dass tittelbach.tv kostenfrei bleibt!

Kaufen bei

und tittelbach.tv unterstützen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Reihe

SWR

Mit Ulrike Folkerts, Andreas Hoppe, Thomas Sarbacher, Corinna Harfouch, Jeroen Willems, Cornelia Schmaus, Peter Rühring, Janina Flieger

Kamera: Jürgen Carle

Schnitt: Katja Habermehl

Musik: Johannes Kobilke

Produktionsfirma: Maran Film

Drehbuch: Christoph Darnstädt

Regie: Andreas Senn

Quote: 9,03 Mio. Zuschauer (25,5% MA)

EA: 11.10.2009 20:15 Uhr | ARD

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach