Tatort – Todesbrücke

Raacke, Aljinovic, Martens. Whodunit, bei dem das Erraten des Mörders zu leicht ist

Foto: RBB / A. Plehn
Foto Tilmann P. Gangloff

Von einer Autobahnbrücke aus ist ein Pflasterstein auf ein Auto geworfen worden; der Fahrer ist beim anschließenden Unfall ums Leben gekommen… Ein verzwickter Fall, bei dem sich dann allerdings die Kommissare dümmer anstellen, als die Polizei erlaubt und damit die Zuschauer unterschätzen. Christine Hartmanns „Todesbrücke“ ist zwar ein ruhiger, flüssig erzählter und gut fotografierter „Tatort“ aus Berlin – doch gegen das recht schwache Buch (inklusive Whodunit) von Frauke Hunfeld hat der „Augenschein“ keine Chance!

Seltsamer Weise schauen sich nur wenige Menschen einen Krimi ohne Unterbrechung von vorn bis hinten an. Offenbar genügt es vielen, die Tat zu erleben, den Kreis der Verdächtigen kennen zu lernen und einen Tipp abzugeben; später überzeugen sie sich dann bloß noch, ob sie richtig lagen. In „Todesbrücke“, einem „Tatort“ aus Berlin, liegen sie todsicher richtig. Man muss nicht mal versierter Krimi-Fan sein, um den Täter mehr als nur zu erahnen. Bloß die Polizei tappt viel zu lange im Dunkeln, und damit verstößt die Drehbuchautorin Frauke Hunfeld gegen die oberste Regel für Autoren: Unterschätze niemals dein Publikum!

Zunächst ist der Fall tatsächlich verzwickt, wie alle Morde ohne offensichtliches Motiv: Von einer Autobahnbrücke aus ist ein Pflasterstein auf ein Auto geworfen worden; der Fahrer ist beim anschließenden Unfall ums Leben gekommen. Unmittelbar zuvor hatten die Kommissare Ritter (Dominic Raacke) und Stark (Boris Aljinovic) an der selben Stelle ein ähnliches Erlebnis: Kinder hatten eine Wasserbombe geworfen, doch die Jungs haben ein Alibi. Der nächste Verdacht fällt auf den Nachbarn des Toten, einen notorischen Querulanten, der schon lange Streit mit dem Mordopfer hatte. Krach gibt’s auch ein paar Häuser weiter. Dort wohnt die Chefin (Christine Reinhart) des Ermordeten; sie untersagt ihrem geschiedenen Mann (Florian Martens) den Kontakt zu den gemeinsamen Kindern. Kurz drauf trifft ein gleicher Stein ein weiteres Auto derselben Marke; nun stirbt die Chefin des ersten Opfers.

Autorin Hunfeld selbst liefert den entscheidenden Hinweis auf den Täter: Ritter testet, ob man ein Auto bei hoher Geschwindigkeit überhaupt treffen kann. Mit ein bisschen Übung ist das kein Problem; den Fahrer jedoch kann man von der Brücke herab unmöglich erkennen. Allerdings lässt Hunfeld ihre Kommissare daraus einen völlig falschen Schluss ziehen: Ritter und Stark vermuten, dass es jemand auf den Betrieb abgesehen haben könnte, für den die beiden Ermordeten gearbeitet haben, zumal beide einen Firmenwagen fuhren. Die Unternehmensberatung ist gerade mit der Abwicklung einer Speditionsfirma beschäftigt. Deren Besitzer scheint tatsächlich jedes Mittel Recht, um die Pleite abzuwenden.

Nicht recht gelungen sind der Autorin sowie Regisseurin Christine Hartmann, die den Film für einen Metropolen-Krimi überraschend ruhig und unaufgeregt inszeniert (stark die Kamera von Alexander Fischerkoesen), auch die harmonische Integration der Parallelhandlung mit dem unvermeidlichen privaten Erzählstrang: Der alleinerziehende Stark hat ebenfalls Krach mit seiner Ex, die ihm den Sohn wegnehmen will. Immerhin gibt es einige hübsche Details. Starks Kollege flirtet hemmungslos mit dem neuem Babysitter, die Jungs von der Brücke verlangen als erstes einen Anwalt, und Ritter offenbart Beschützerinstinkte, als er sich hingebungsvoll um die hochschwangere Frau des ersten Toten kümmert. (Text-Stand: 13.3.2005)

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Reihe

rbb

Mit Dominic Raacke, Boris Aljinovic, Florian Martens, Isabella Parkinson, Götz Schubert, Veit Stübner, Ernst-Georg Schwill

Kamera: Alexander Fischerkoesen

Szenenbild: Olaf Schiefner

Musik: Fabian Römer

Produktionsfirma: Provobis

Drehbuch: Frauke Hunfeld

Regie: Christine Hartmann

Quote: 10,42 Mio. Zuschauer (27,8% MA)

EA: 13.03.2005 20:15 Uhr | ARD

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