Tatort – Janus

Tod, Therapie, Schuld & Allmacht: zu dick aufgetragenes "Tatort"-Psychokonzept!

Foto: HR / Bettina Müller
Foto Rainer Tittelbach

„Janus“ beginnt mit der Trauerfeier für Sängers Eltern. Parallel doziert ein Lehrer im Ethik-Unterricht über das Tabuthema Tod. Wenig später gibt es eine Leiche. Eine Schulpsychologin ist brutal ermordet worden. Eine Chance für die Kommissarin, undercover zu ermitteln.

Die “Tatorte” mit Andrea Sawatzki und Jörg Schüttauf waren noch nie leichte Kost. Zuletzt trieb Ulrich Tukur als “Das Böse” mit Kommissarin Sänger ein besonders perfides Spiel. Und weil die ersten drei Frankfurt-Krimis nach Fliegen-Träger Brinkmann vor allem bestochen haben durch ihre “auffallend sorgfältig erzählte Rahmenhandlung, in der die Hauptfiguren sich ohne Mätzchen parallel zum Krimigeschehen weiterentwickeln”, was zu einer Grimme-Preis-Nominierung führte, hat der HR am privaten Psychokonzept weiter gestrickt.

Doch dieses Mal war es nicht Niki Stein, der das Buch schrieb und die Regie übernahm. Leider. Denn “Tatort: Janus” von Klaus-Peter Wolf und Klaus Gietinger übertreibt es mit den Psychopathen. Kaum einer, der nicht zumindest hochdepressiv ist. Von Männern, die krankhaft ihre Allmachtsphantasien auskosten, sei es mit Fotoapparat oder im Klassenzimmer, ganz zu schweigen. Im Frankfurt-”Tatort” reicht es nicht, dass man dem Zuschauer die üblichen Verdächtigen serviert, hier müssen es die üblichen Psychokrüppel sein. Auch wenn alles eine dramaturgische Verknüpfung fand zu dem Mord an den Eltern der Kommissarin, den Tukurs “Übermensch” im letzten Fall begangen hat, so ist die Geschichte um Therapie, Tod, um Macht, Schuld und kranke Liebe doch etwas dick aufgetragen.

Der Film beginnt mit der Trauerfeier für Charlotte Sängers Eltern. Parallel doziert ein Lehrer im Ethik-Unterricht über das Tabuthema Tod. Wenig später gibt es eine Leiche. Eine Schulpsychologin ist brutal ermordet worden. Der Direktor sucht dringend Ersatz, denn die Selbstmordrate an seiner Schule ist erschreckend. Eine Chance für Charlotte Sänger vor Ort undercover zu ermitteln. Als neue Psychologin bekommt sie es mit psychisch labilen Schülern, einem etwas merkwürdigen Vertrauenslehrer (stark: Roman Knizka) und einem verunsicherten Schulleiter zu tun, derweil sich ihr chaotischer Kollege Dellwo noch immer mit seinem Umzug herumschlägt und einem stadtbekannten Spanner und Vergewaltiger (überagierend: Jürgen Tarrach) auf den Fersen ist.

Ein Panoptikum an Charakteren mit einer dunklen Seite präsentiert dieser Krimi. Allen voran die Kommissarin. Sie will sich allerdings nicht auf der Schattenseite des Lebens einrichten, sondern versucht, ihre Mitschuld am Tod der Eltern abzutragen. Geradezu dankbar ist man für das Schlussbild: eine Schülerin möchte bei Charlotte Sänger eine Therapie beginnen. Das entlockt sogar Andrea Sawatzki ein mildes Lächeln. (Text-Stand: 18.4.2004)

Tatort – JanusFoto: HR / Bettina Müller
Der Staatsanwalt und seine beiden Kommissare. Jörg Schüttauf, Andrea Sawatzki und Thomas Balou Martin in „Tatort – Janus“

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Reihe

HR

Mit Andrea Sawatzki, Jörg Schüttauf, Roman Knizka, Jürgen Tarrach, Peter Lerchbaumer, Nadja Bobyleva

Kamera: Armin Alker, Dominik Schunk

Schnitt: Carmen Vieten

Musik: J. J. Gerndt

Produktionsfirma: Hessischer Rundfunk

Drehbuch: Klaus-Peter Wolf

Regie: Klaus Gietinger

EA: 18.04.2004 20:15 Uhr | ARD

Spenden über:

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