Ein Toter in einer Glaserei am Münchner Stadtrand. Der Senior Max Lasinger glaubt, einen Einbrecher erschlagen zu haben. Doch der Tote ist sein eigener Sohn, Bernd Lasinger, der sich vom Familienleben zurückgezogen hatte. Seine Frau Karin musste nach der Trennung allein den Laden zusammenhalten. Nicht ganz einfach, da sich bei ihrem Schwiegervater zunehmend eine Altersdemenz abzeichnet. Hat der Alte seinen Sohn tatsächlich nicht erkannt? Oder hatte er vielleicht gerade einen lichten Moment? Und was macht die Versicherungskarte von Karin Lasinger in der Werkstatt? Leitmayr und Batic bewegen sich auf unsicherem Terrain. Diese Familie hält in ihrer Verzweiflung zusammen. Irgendwann gibt es drei Geständnisse. Besonders verdächtig macht sich eine junge Bulgarin, die Max Lasinger illegal pflegt und die nach dem Todesfall untergetaucht ist. Die größten Probleme bereitet den Kommissaren der kranke Großvater. Macht es Sinn, einen Demenzkranken zu verhören? Kann man ihm ein Geständnis „abnehmen“? Oder gibt es so etwas wie Pseudo-Demenz?
„Gut, dass wir ihn los sind. Ein Arsch – oder?!“ Mal mit verschmitztem Lächeln, mal mit großen Gesten und renitentem Gebaren spielt Günther Maria Halmer Max Lasinger. Da weiß auch der Zuschauer, nie so recht, woran er ist. Halmer endlich mal nicht als Degeto-Senior! Er und Johanna Gastdorf („Das Wunder von Bern“) als aufopferungsvolle, duldsame Mama Lasinger sind mehr als die halbe Miete in diesem Krimi um einen verschuldeten Handwerker-Haushalt, in dem die Demenz des Großvaters an den Nerven aller zerrt. Hinzu kommt die permanente Anspannung wegen der Anstellung einer bulgarischen Pflegekraft. Dass die Dramaturgie der Krimihandlung nicht allzu geschickt aufgebaut ist, kann man glatt vergessen.
Der Zuschauer hat einen großen Wissensvorsprung gegenüber den Kommissaren. Das muss nicht per se schlecht sein – aber in „Gestern war kein Tag“ sind die 50 Minuten, in denen Batic und Leitmayr im Dunkeln tappen (auch wenn sich dadurch das Familiendrama entfaltet), dann doch etwas lang. Auch das guter-Bulle-böser-Bulle-Spielchen, variiert als verständnisvoller-Kommissar-skeptischer-Kommissar wird zu Beginn etwas zu stereotyp entwickelt. Letztlich aber will man als (kritischer) Zuschauer diesem „Tatort“ nichts Böses. Zu sehr fesselt er in seinen dramatischen, oft anrührenden Momenten und zu sehr überzeugt er in seinem (Kammer-)Spiel. Und dass man das Gefühl bekommt, in diesem „Tatort“ allerhand deutsche und Münchner Vorstadt-Wirklichkeit gespiegelt zu bekommen, ohne dass der Krimi zum Themenfilm ausartet, auch das gibt Pluspunkte. (Text-Stand: 5.6.2011)