“Vordergründig geht es um einen Mord, der nach Raubmord aussieht, sich dann in Richtung Eifersuchtsmord entwickelt. Im Laufe der Geschichte aber finden wir heraus: da war noch etwas anderes im Spiel.” O-Ton Sabine Postel. Man kann die Handlung des neuen “Tatorts” aus Bremen kaum knapper und klarer auf den Punkt bringen. Hauptkommissarin Lürsen hat in “Der schwarze Troll” schon mehr Probleme als ihre Darstellerin, den Überblick zu behalten.
Die Single-Mutter hat auch privat einiges zu bewältigen. Ihre Tochter muss operiert werden – Krebs. Also schaut Lürsen anfangs nicht so genau hin. Kollege Stedefreund geht dagegen ungleich forscher vor. Der Kommissar glaubt nicht, dass der Restaurantbesitzer Herbert Kern einem Raubmord zum Opfer fiel. Er traut vor allem der Frau des Toten nicht über den Weg, aber auch ein junger Apotheker macht sich verdächtig. Ohne Beweise ordnet er U-Haft für Laura Kern an – und trennt sie von ihren Kindern. Lürsen glaubt mittlerweile auch nicht mehr an Raubmord. Sie ist sicher, dass der Mörder aus dem Umfeld der Kerns kommt.
Nomen est omen – “Der schwarze Troll” ist ein Krimi, der wie ein Märchen erzählt ist. Die Geschichte ist blutig, die Motive sind grausig, doch mitten in einem menschlichen Drama werden immer wieder Sehnsüchte nach einem besseren Leben entwickelt. Die Schriftstellerin Thea Dorn hat ein dichtes, psychologisch ausgefeiltes Drehbuch geschrieben, das die Kommissare geschickt einwebt in die Story. Es sei mainstreamiger als ihr bekanntester Roman “Hirnkönigin”, sagt sie. “Eine Serienmörderin, die Männer köpft, um deren Hirne in Einmachgläsern zu sammeln, ist nun mal nicht ’Tatort’-tauglich”, so Dorn.
Spannung & Psychologie auf höchstem “Tatort”-Niveau. Die hochtalentierte Jungregisseurin Vanessa Jopp hatte da nach “Vergiss Amerika” und “Engel und Joe” bei ihrem ersten Fernsehfilm leichtes Spiel. Sie entschied sich für eine eher klassische Umsetzung ohne großen Kamera-Schnickschnack. “Die Geschichte hat eine mythische, zeitlose und kammerspielartige Komponente”, befindet sie. Den Räumen gab sie etwas Hermetisches, den Bildern etwas Düsteres – ohne sie dabei in Tristesse und Künstlichkeit zu ersticken. Die geradlinige, lebensechte Kommissarin, die im letzten Jahr für den Grimme-Preis nominiert war, ist da ein guter Kontrapunkt zu diesem in sich geschlossenen Psycho-Kosmos dieses ungewöhnlichen Krimis, der auch von den Gast-Schauspielern Marek Harloff, Rolf Hoppe und vor allem von der großartigen Theater-Actrice Judith Engel mitgetragen wird. (Text-Stand: 25.5.2003)