Zum Auftakt gibt’s noch ein bisschen Starthilfe vom oberbayerischen Urgestein aus Bad Tölz, in Folge zwei muss das neue Ermittler-Duo aus dem Alpenvorland dann alleine klar kommen. Deshalb ist der zweite Film der neuen Sat-1-Krimireihe nicht nur der bessere, sondern auch originärer: Fall eins, „Enthüllungen“, wirkt wie ein „Spin off“ des „Bullen von Tölz“. Auch die Tonlage ist ähnlich, zumal Ottfried Fischer als polternder Benno Berghammer und Ruth Drexel als dessen resolute Mutter mehr als bloß Gastrollen spielen: Im Kofferraum von Resi Berghammers Wagen wird eine Leiche gefunden. Es handelt sich um eine verurteilte Kunsthändlerin, die, kaum aus dem Knast entlassen, einen deftigen Enthüllungsroman angekündigt hat. Das engt den Täterkreis praktischerweise ein, denn nach intensiver Lektüre des recht pornografischen Werks kristallisieren sich diverse potenziell Verdächtigte heraus.
Fischer und seine physisch kaum weniger präsente Kollegin Drexel stehlen dem neuen Team nicht nur die Schau, sondern drücken dem Krimi mit ihrer unverwechselbaren Art auch einen Stempel auf. Dabei deuten die Szenen mit Siegfried Terpoorten und Lilian Klebow schon an, was sich im zweiten Fall („Auf Eis gelegt“) manifestieren wird: „Stadt, Land, Mord“ mag komische Elemente haben, ist aber alles andere als die Krimiklamotte, in die „Der Bulle von Tölz“ mitunter ausartet. Im Gegenteil: Fester Bestandteil der Reihe ist die Beziehung zwischen Hauptkommissar Brenner (Terpoorten) und seiner Frau. Die Ehe endet zwar im ersten Film, doch nicht zuletzt dank des gemeinsamen Sohnes haben die beiden immer wieder miteinander zu tun, zumal Gattin Anette (Ursula Buschhorn) stellvertretende Bürgermeisterin ist.
Während diese Szenen einer Ex-Ehe eher melodramatischen Charakter haben, entwickelt sich zwischen Brenners Mitarbeiterin Rebecca Lerchinger (Lilian Klebow) und dem Staatsanwalt unter der Regie von Dennis Satin eine scheue Romanze. Fünftes Rad am Wagen ist Josef Frebert (Robert Lohr), offenbar der einzige Anwalt in ganz Murnau, denn er vertritt in jedem Fall grundsätzlich die Gegenseite; außerdem hat er ganz offensichtlich ein Auge auf Anette geworfen. Allerdings ist er bei Weitem kein Gegenspieler vom Schlage jenes Baulöwen, den Gert Anthoff so unvergleichlich in den Tölzer Krimis spielt. Gerade weil aber in „Stadt, Land, Mord“ keine der Hauptfiguren den Rahmen sprengt, kann Autorin Dinah Marte Golch mehr Wert auf rätselhafte Geschichten legen: Im ersten Fall werden auf dem Körper der Toten DNA-Spuren gefunden, die auch prima zu zwei Hauptverdächtigen passen; aber eben nicht perfekt. Beide sind Sprösslinge des Landrats, der zerknirscht gestehen muss, noch einen dritten Sohn zu haben, aber auch dessen DNA passt nicht; doch ein viertes Kind ist beim besten Willen nicht aufzutreiben.