Singlefalle – Liebesspiele bis in den Tod

Sandra Speichert, Doreen Jacobi, Michael Keusch. Postmoderne Oberflächenreize

Foto: RTL
Foto Rainer Tittelbach

In den TV-Movies der Privatsender ging es Ende der 90er Jahre vorzugsweise um Callgirls, Dominas und Männer für gewisse Stunden. Der Erotikthriller „Die Singlefalle – Liebesspiele bis in den Tod“ war 1999 ebenso plumper wie attraktiv verpackter Höhepunkt dieser Sex-sells-Masche. Ein Film der Oberflächenreize, inszeniert vom Deutsch-Kanadier Michael Keusch. Die Geschichte ist leidlich spannend, die Kamera auf Augenhöhe mit dem männlichen Zuschauer und Sandra Speichert & Doreen Jacobi sind die Objekte des Begehrens…

Sex in Leder und Latex, mit Handschellen und Maske – in den TV-Movies der Privatsender ging es schon öfter um Callgirls und Männer für gewisse Stunden, wurde der Zuschauer zum Voyeur und im Stile des Kinoklassikers „9 1/2 Wochen“ in die Geheimnisse des postmodernen Liebeslebens eingeführt. Doch was sich der RTL-Erotikthriller „Die Singlefalle – Liebesspiele bis in den Tod“ leistet, ist der bisherige Höhepunkt… Wer auf der Suche ist nach dem ganz besonderen erotischen Kick, für den ist die Partnervermittlungsagentur „Good Company“ die richtige Adresse. Doch zwei brutale Sexualmorde an Geschäftsfrauen aus dem Kundenkreis bringen die Firma für die gehobenen Ansprüche in Schwierigkeiten. Die Juniorchefin Julia Hollander (Sandra Speichert), die von ihrer allmächtigen Mutter (Charlotte Schwab) wie eine Dienstbotin behandelt wird, sorgt sich um das Image – und stellt die junge Polizistin Helena Berg als Assistentin ein. Die spannt ihrer Chefin erst einmal den Liebhaber aus, bevor sie undercover ermittelt in der Welt reicher Singles, die das Abenteuer suchen, aber sich keinen Skandal leisten können. Dabei stößt sie auch auf Verdachtsmomente gegen Julia Hollander.

„Die Singlefalle“ ist ein Film der Oberflächenreize. Die Geschichte ist leidlich spannend, Kamera und Inszenierung zielen auf den männlichen Blick. Zwei der attraktivsten Frauen der deutschen Filmbranche, Doreen Jacobi („St. Pauli Nacht“) und Sandra Speichert („Der Kuss des Killers“), geleiten den verzückten Zuschauer durch ein geschäftig kühles Ambiente, das in lesbischer Liebe seinen spekulativen Ausdruck findet, und liefern zwei Bilder von Weiblichkeit: hier der geheimnisvolle Typus Weib, die Raubkatze, die Männer zu verschlingen scheint und sich doch im Innersten nach dem Einen sehnt, dort die von bodenständiger Sinnlichkeit und Blauäugigkeit angetriebene Naturschöne. Ein grandioser Besetzungs-Coup. Die Klaviatur softer Erotik und den Blick fürs Styling beherrschte Regisseur Michael Keusch schon immer. Das bewies der 43jährige Deutsch-Kanadier am nachdrücklichsten in zwei RTL-Movies mit Jennifer Nitsch, „Die Sexfalle“ und „Das ist Dein Ende“. In „Die Singlefalle“, dem ersten Film, den Ex-RTL-Moviechef Sam Davis für die Kölner Zeitsprung produziert hat, wird immer wieder betont: Liebe heute, das sei Geschäft und schnöder Sex. Die Illusion von Liebe lasse sich immer besser verkaufen. Für diesen Film gilt Ähnliches: Die Simulation von Sex und erotisch aufgeladenem Design wird viele Millionen Zuschauer finden. (Text-Stand: 1999)

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Fernsehfilm

RTL

Mit Sandra Speichert, Doreen Jacobi, Ralph Herforth, Charlotte Schwab, Astrid M. Fünderich, Pasquale Aleardi, Tamara Rohloff, Giulia Siegel

Kamera: Johannes Geyer

Schnitt: Corina Dietz

Musik: Stephen Keusch

Produktionsfirma: Zeitsprung Pictures

Produktion: Michael Souvignier

Drehbuch: Andrew Findlay, Don Schubert

Regie: Michael Keusch

EA: 12.10.1999 20:15 Uhr | RTL

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