Schatten der Erinnerung

Julia Stemberger & Michael Mendl in einer Bergwelt, in der Vieles ins Rutschen gerät

Foto: Degeto
Foto Rainer Tittelbach

„Schatten der Erinnerung“ ist ein rustikales Wohlfühl-Öko-Bergdrama nach Motiven von Ludwig Ganghofer. Das Holzschnittartige der Story passt zum Genre. Ein Faible muss man schon haben für die Berge und für eine Melodramatik, die sich zwischen bodenständigen Archetypen und klein karierten Anachronismen bewegt. Solides Melo-Bergdrama!

Lena muss zurück in ihr Heimatdorf in den Alpen. Ihr Vater hat Lungenkrebs. Weil er ihr die Schuld am Tod der Mutter gab, hat er sie vor acht Jahren aus dem Haus und in die Stadt getrieben, wo sie als Geologin arbeitet. Beiden fällt die Annäherung schwer. Doch Lenas achtjährige Tochter erweicht das Herz des grantigen Opas. Außerdem verbindet Vater und Tochter bald der Kampf gegen das ökologisch bedenkliche Skizentrum, das dem Dorf seinen Schutzwald nimmt. Auf ihrer Seite steht bald auch Anton, bis zum tragisch denkwürdigen Dorffest vor acht Jahren Lenas große Liebe. Er ist wohlhabend statt glücklich mit Magda verheiratet, die die Baufirma des Vaters übernommen hat und mit einem Winkeladvokaten den ganz großen Coup plant. Beim diesjährigen Volksfest braut sich wie damals etwas zusammen: es bröckeln die Beziehungen, Dauerregen setzt ein – und der Berg kommt ins Rutschen.

„Schatten der Erinnerung“ ist ein rustikales Wohlfühl-Öko-Bergdrama nach Motiven von Ludwig Ganghofer. Das Holzschnittartige der Story passt zum Genre: die Dramaturgie gibt den Handlungsverlauf deutlich vor. Die Frage ist allein: „Wie“ kommen Vater und Tochter zusammen? „Wie“ finden sich die Liebenden wieder? „Wie“ rettet die Geologin ihr Heimatdorf? Ein Faible muss man schon haben für die Berge und für eine Melodramatik, die sich zwischen bodenständigen Archetypen und klein karierten Anachronismen bewegt. Auch im Spiel zeigt sich die Bandbreite des Genres: Westfale Michael Mendl darf mal wieder den grummeligen österreichisch-bayerischen Bergbauern raushängen lassen – und er übertreibt es; Julia Stemberger indes (eingeschränkt auch Thure Riefenstahl mit dem Aussehen des jungen Kris Kristofferson) bringt einen Hauch Drama, Realismus und psychologische Dichte in diesen modernen Heimatfilm. Und immer wieder ruft der Berg – bis so einiges an Geröll und Schlammmassen runterkommt ins Tal. Die Computer-Tricks sehen billig aus – was aber nicht weiter auffällt, da sich gegen Ende eine etwas übertriebene Dramatik über die Bilder legt.

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Fernsehfilm

ARD Degeto

Mit Julia Stemberger, Michael Mendl, Thure Riefenstahl, Elke Winkens, Emily Matschnig, Alexander Strobel

Kamera: Rolf Greim

Szenenbild: Katharina Wöppermann

Musik: Joe Mubare

Produktionsfirma: MR-Film, Maran Film

Drehbuch: Brigitte Blobel, Konstanze Breitebner – nach Motiven von Ludwig Ganghofer

Regie: Hartmut Griesmayr

EA: 28.05.2010 20:15 Uhr | ARD

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