Da Inszenierung und Darstellerführung abgesehen von einigen kleinen Übertreibungen nicht weiter aus dem Rahmen fallen, ist es vermutlich das Drehbuch, das die Qualität dieser mehrfachen Liebesgeschichte ausmacht. Die erfahrenen Sonntagsfilmautoren Martin Wilke und Jochen S. Franken erfreuen mit einer Geschichte, die ständig noch eins drauf setzt: Kaum wähnt sich die Heldin am Happy End, wird sie erneut von Wolke sieben geschubst.
Schon die ersten Szenen geben dank der flotten Dialoge den munteren Tonfall des Films vor: Das Cornwall-Städtchen St. Mark bereitet sich auf seine 500-Jahr-Feier vor, droht jedoch seinen Stadtstatus zu verlieren, weil die Bevölkerungszahl soeben unter die Tausender-Marke gefallen ist. Die junge Bürgermeisterin Helen Thomson (Anja Knauer) hat aber ganz andere Sorgen: Der einzige Arzt im Ort will in den verdienten Ruhestand, und sein Nachfolger soll ausgerechnet Nael Rayan (Xaver Hutter) werden, in den Helen während ihres Studiums unsterblich verliebt war; bis sie gesehen hat, wie er eine andere küsst. Sie versucht zwar mit allen Mitteln zu verhindern, dass der Arzt mit den orientalischen Wurzeln die Stelle antritt, doch der Doktor hat schon alles in die Wege geleitet. Rasch zeigt sich, dass sich an den Gefühlen zwischen Helen und Nael nichts geändert hat, zumal sich herausstellt, dass die Frau von damals nur eine gute Freundin gewesen ist. Dummerweise ist die Bürgermeisterin bereits verlobt. Ihr Edward (Anian Zollner) ist nicht nur anglikanischer Pfarrer, sondern auch Autor und Regisseur eines Schwanks, der zum Stadtfest aufgeführt werden soll. Helen spielt die weibliche Hauptrolle, Nael wird zu ihrem Partner erkoren, und als Edward die beiden auffordert, sich doch mit etwas mehr Hingabe zu küssen, ist es um sie geschehen. Der Priester erkennt die große Liebe und gibt seine Verlobte frei. Happy End? Noch nicht.
Bis hierhin ist die Geschichte erwartbar. Selbst wenn Bartmann und Prill für ein paar schwungvolle Kamerafahrten sorgen: Im Grunde unterscheidet sich „Ein Doktor & drei Frauen“ von anderen Pilcher-Filmen nur durch die Anwesenheit von Harald Schmidt, der sich ähnlich wie beim „Traumschiff“ fröhlich durch die Rolle eines infektionsparanoiden hypochondrischen Lords chargiert und mit seiner verkniffenen Mimik lustigerweise an Ludger Pistor erinnert. Auch Anja Knauer muss mit großen Augen allzu offenkundige Komödiensignale aussenden. Aber das ist der Stil dieses Films, dem sich schließlich auch die Handlung anpasst, denn kaum hat Helen eine Nacht mit Nael verbracht, ist der Spaß schon wieder vorbei: Als sie ihn reizvoll bekleidet in seinem Haus überraschen will, stehen plötzlich ein kleines Mädchen und dessen Mutter vor ihr: Jasemin (Clelia Sarto) ist Naels Frau. Allerdings handelt es sich bloß um eine Scheinehe, Jasemin ist nur die Schwägerin; Nael muss sich der Witwe seines Bruders nach Sitte seiner Vorväter annehmen. Außerdem verstehen sich Helen und Jasemin prächtig. Happy End? Immer noch nicht, schließlich ist im Titel nicht umsonst von drei Frauen die Rede, und die dritte im Bunde entpuppt sich als just jene ausnehmend attraktive Shirin (Liza Tzschirner), mit der Helen ihren Freund damals beobachtet hat; und Nael ist nicht der einzige in dieser Geschichte, der seine kleinen Geheimnisse hat.
Es spricht für die Qualität des Drehbuchs, dass die überraschenden Handlungswendungen nie wie aus dem Hut gezaubert wirken. Das gilt auch für dritte Verschiebung des Happy Ends, denn plötzlich stehen finstere Beamte der Einwanderungsbehörde vor Naels Tür. Wie Wilke und Franken schließlich doch noch alle Frauen unter die Haube bringen, ist sehr hübsch ausgedacht und ebenso nett gespielt. Selbst Schmidts Übertreibungen lassen sich rückblickend erklären: Der exzentrische Lord war einfach nur einsam. Dass die Autoren mehr als bloß das übliche Liebesgeplänkel im Sinn hatten, zeigt sich schon recht früh an einer kenntnisreichen religionsgeschichtlichen Auseinandersetzung zwischen Edward und Nael über Christentum und Islam. Die Schauspieler passen ohnehin ausnahmslos gut zu ihren Figuren; das gilt auch für die wichtige Nebenrolle von Nele Kiper als Helens beste Freundin Donna, die den örtlichen Lebensmittelladen leitet, deshalb auch als Nachrichtenzentrale fungiert und schließlich gleichfalls ihr unerwartetes Glück findet. Und so ist „Ein Doktor & drei Frauen“ ein kurzweiliges und empfehlenswertes „Herzkino“-Vergnügen, das mit seiner Blumenpracht, dem sichtlich sorgsam zusammengestellten und schön anzuschauenden Kostümbild sowie den unvermeidlichen Küstenflügen auch die üblichen Erwartungen an den Sendeplatz erfüllt.