Polizeiruf 110 – Tod eines Fahnders

Jaecki Schwarz, Wolfgang Winkler und der Trauerflor im weggeworfenen Blick

Foto: MDR
Foto Tilmann P. Gangloff

Alles beim Alten in Halle: Der „Polizeiruf – Tod eines Fahnders“ knüpft an die gemächliche Gangart der Herren Schmücke & Schneider nahtlos an. Weniger „Ein seltsames Paar“, mehr richtiger Krimi – aber wie immer mit viel Kopf- und Fußarbeit. Darüberhinaus gibt es drei Frauen als Tatverdächtige. Die recht prominente Besetzung mit Nadeshda Brennicke und Katharina Wackernagel kann bei diesem Buch und dieser Regie auch nichts reißen.

Der „Polizeiruf 110“ aus Halle ist ein Phänomen: bei Preisverleihungen nie erwähnt, von der Kritik weitgehend ignoriert, wegen der leicht schnarchigen Ermittlungsmethoden des doppelten Herberts sogar übel beleumundet; aber für die Zahlenzähler der ARD ein Quell steter Freude. Meist über 7 Millionen, oft über 8, ein Mal sogar über 9: Ähnlich wie weiland beim „Tatort“-Pendant Bienzle steht der schlechte Ruf der Herren Schmücke und Schneider in keinem Verhältnis zum Erfolg. Mittlerweile wohnen sie allerdings nicht mehr zusammen. Es mag Zuschauer geben, die das bedauern werden, doch für die Krimis ist es entschieden von Vorteil: Zuletzt eiferten die verschiedenen Autoren allzu offensichtlich Neil Simon nach und überboten sich in Variationen des „Seltsamen Paars“. Diesmal gibt’s eigentlich nur eine Szene dieser Art, als Schneider in Schmückes Wohnung von einer Niesattacke geschüttelt wird und ihm der Kollege mit seiner unverwechselbaren Schmalzigkeit fürsorglich eine „schöne heiße Zitrone“ anbietet. Dabei reagiert Schneider bloß allergisch auf Schmückes neue vierbeinige Mitbewohnerin, die sich als Kater entpuppt und ein unvermutetes Tête-à-tête einleitet.

Aber es geht ja „Tod eines Fahnders“ um einen richtigen Krimi; selbst wenn Autor Clemens Berger seine Geschichte mitunter mutwillig undurchsichtig erzählt, was manch Genre-Fan als Qualitätsmerkmal schätzen dürfte. Deshalb tappen die Herren aus Halle auch viel zu lange auf dem Holzweg herum: Ein verdeckt ermittelnder Fahnder ist erschossen worden. Viel spricht dafür, dass Sakowski der Mörder war, ein Bankräuber, der einen Freigang zur Flucht nutzte. Der „undercover“-Ermittler sollte sich an die Gattin des Gangsters ranmachen; ein offenbar erfolgreiches Unterfangen. Frau Sakowski weist das zwar von sich, doch Nadeshda Brennicke tränkt den weggeworfenen Blick verräterisch mit noch mehr Trauerflor als sonst. Ohnehin sind Frauen die treibende Kraft dieses „Polizeiruf“-Krimis von Wolfgang Münstermann: Die Schwester (Sabine Vitua) des Bankräubers ist ebenso in den Fall verwickelt wie die Freundin (Katharina Wackernagel) des nunmehr toten Fahnders.

Mit etwas Wohlwollen hat dieser „Polizeiruf 110“ durchaus seine Reize, vorausgesetzt, man sieht über gewisse Details hinweg: In der Darstellung Pasquale Aleardis sieht der finstere Ganove aus, als käme er gradewegs aus einem Italo-Western; die Polizei wirkt merkwürdig unschlüssig, als längst klar ist, dass der Mord offenbar von einer Frau begangen wurde; und Münstermann knüpft nahtlos an die aus Halle gewohnte Gemächlichkeit an. Der Rest ist konservative Krimikost mit viel Kopf- und Fußarbeit.

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Reihe

MDR

Mit Jaecki Schwarz, Wolfgang Winkler, Katharina Wackernagel, Nadeshda Brennicke, Sabine Vitua, Pasquale Aleardi, Max Herbrechter

Kamera: Axel Rothenburg

Schnitt: Claudia Fröhlich

Musik: Günther Illi

Produktionsfirma: Saxonia Media

Drehbuch: Clemens Berger

Regie: Wolfgang Münstermann

EA: 19.08.2007 20:15 Uhr | ARD

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