„Natalie – Endstation Babystrich“ wurde vor drei Jahren von der Kritik als „zeitlos banales Abziehbild eines erschreckend abgenutzten Plots“ abgekanzelt. Die 8,9 Millionen Zuschauer indes motivierten Sat 1 zu einer Fortsetzung. Diese zielt, auch wenn es der Titel „Natalie – Die Hölle nach dem Babystrich“ nicht vermuten lässt, in eine etwas andere Richtung.
„Wir wollten das erzählen, was im ersten Film nicht so sichtbar wurde“, umschreibt es vorsichtig die Autorin des zweiten TV-Movies, Charlott Grunert. Kinder, Jugendliche und Familie sind ihr Spezialthema. Für eine NDR-Serie ging sie schon vor Jahren in Kinderheime, sprach mit Psychologen und beschäftigte sich mit den Aufgaben der Jugendämter. Es sprudelt nur so aus ihr heraus, wenn es um die Sorgen und Nöte moderner Familien geht: Man verbringe zuwenig Zeit miteinander und rede zu wenig über gegenseitige Erwartungen. Viele Eltern sind überfordert. Die Folge für Natalie: Sie überwirft sich endgültig mit dem Vater.
„Natalie – Die Hölle nach dem Babystrich“ – die Story:
Nach einem mehrmonatigen Klinikaufenthalt kehrt Natalie nach Hause zurück. Anfangs geben sich alle Mühe. Die Familie zelebriert Normalität; viel gesprochen miteinander wird nach wie vor nicht. Die Vergangenheit, das Thema „Babystrich“, ist tabu. Darüber hinaus sorgt der Vater mit seiner rigiden Strenge für neuen Zündstoff. Sogar die Mutter verbündet sich mit Natalie gegen ihren Mann. Dann wird es Natalie zu bunt. Sie reißt wieder aus – und fährt nach Frankfurt…
Verhindern wollte die Schauspielerin und Autorin Grunert, die gemeinsam mit Ehemann Manfred das Drehbuch schrieb und auch eine kleine Rolle im Film übernahm, dass aus dem ganz konkreten Jugendfürsorge- und Familienproblemstoff ein allzu universales Sozialdrama werde, das sich hinter der unverbindlichen Form einer TV-Tragödie verstecke: „Es ist immer eine Gratwanderung“, glaubt Charlott Grunert. „Wichtig war uns, dass wir keine einheitliche Verurteilung vornehmen“, so Grunert. In einigem seines Hab-doch-alles-getan-Gejammers habe der Vater sogar recht, und auch Natalie mache Fehler. Schauspielerisch ist das familiäre Dreieck mit Anne Sophie Briest, Nina Hoger und Udo Schenk gleichermaßen stark. Dagegen fallen die überzogen agierenden jugendlichen Nebendarsteller ab. Grunert: „Die haben noch keine Ausbildung. Schultheater ist nun mal was anderes als Spielen vor der Kamera.“
Gerne würde die in München lebende Drehbuchautorin die Geschichte Natalies für einen dritten Teil fortschreiben. Ideen hat sie schon im Kopf: „Die Frau wird sich wohl von ihrem Mann trennen. Natalie könnte in eine betreute Wohngemeinschaft ziehen und versuchen, eine berufliche Ausbildung anzufangen oder auf eigenen Füßen zu stehen.“ (Text-Stand: 1997)