Sie ist auf den ersten Blick eine glückliche Ehefrau und Mutter. Dann wird sie der Engel der Kinderkrebsstation – und sie macht sich damit nicht nur Freunde. Alexandra Kamp („Ich liebe eine Hure“) spielt in dem Melodram „Morgen gehört der Himmel Dir“ jene junge Krankenschwester, die zum Wohle ihrer kleinen Patienten gegen den eingefahrenen Klinik-Alltag aufbegehrt, aber ständig gegen institutionelle Schranken stößt. Das Drehbuch zu dem Sat-1-Movie schrieb Wolfgang Gensheimer („Terror im Namen der Liebe“), Regie führte Ute Wieland („Im Jahr der Schildkröte“), die mit Katja Studt, Klaus Wennemann, Rosel Zech oder Siegfried Rauch bis in die kleinsten Rollen namhafte Schauspieler verpflichten konnte.
Eigentlich war sie Säuglingsschwester. Aber auch mit leukämiekranken Kindern weiß Anne Angermann umzugehen. Vor allem das „kleine Scheusal“ Frank hat es ihr angetan. Bald gewinnt sie sein Vertrauen. Doch die Blutwerte des 9jährigen Jungen verschlechtern sich, die Überlebenschance nimmt ab, weil kein geeigneter Knochenmarkspender gefunden werden kann. Um ihm und anderen Kindern der Station kostspielige (letzte) Herzenswünsche erfüllen zu können, gründet Anne einen Wunschfond, für den sie ständig nach Sponsoren Ausschau hält, zum Leidwesen ihres Banker-Gatten, der eine Ehefrau zum Repräsentieren braucht.
Der (Auftrags-)Autor Wolfgang Gensheimer hatte anfangs einige Vorbehalte gegen ein solches Rührstück. „Doch irgendwann hat es mich gepackt, vor allem diese starke Frauenfigur, die niemals aufgibt, hat mich fasziniert und beim Schreiben inspiriert.“ Ganz klar sei „Morgen gehört der Himmel Dir“ ein Film, der die Zuschauer über die „emotionale Schiene“ erreiche. „Ich glaube aber, dass es mir gelungen ist, durch geschicktes Konterkarieren es nie all zu tränendrüsig werden zu lassen“, betont der 47jährige Gensheimer, der sonst vornehmlich als „Script-Doktor“ arbeitet. Da ist beispielsweise der desillusionierte Stationsarzt, der die Heldin immer wieder auf den Boden der Klinik-Bürokratie zurückholt. Oder auch der leukämiekranke Junge selbst. „Frank ist nicht der liebe Kleine mit den großen Kinderaugen.“
Der ehemaligen Sat-1-Redakteurin Alicia Remirez-Coronas war es wichtig, die sogenannten „Wunschbüros“ in die Handlung einzubauen. Wunschbüros wie „Der kleine Prinz e.V.“ (Bonn) oder „Wünsch dir was e.V.“ (Bergisch-Gladbach) sind Vereine und Initiativen, die schwerkranken Kindern durch Spenden langgehegte Wünsche erfüllen. Diese Institutionen halfen dem Autor auch bei der Recherche. „Eine Mitarbeiterin hat mir ganz schön den Kopf gewaschen“, sagt Gensheimer. Grund: seine Anna war zunächst die reinste Mutter Teresa.
Der Umgangston in der Klinik sei nah an der Wirklichkeit. „Da geht es ausgelassener zu, als man denkt.“ Was das für den Alltag einer Schwester heißt, formuliert die Stationsschwester im Film: „Für diese Arbeit brauchen Sie Geduld und viel gute Laune.“ Gensheimer: „Dieser Job ist nichts für sentimentale Seelen.“ Was die aufopferungsvolle Arbeit jener Anna Angermann mit dem „Helfersyndrom“ zu tun hat, hätte in die Handlung eingebaut und die Psychologie der Figuren vertiefen können, wird aber nur einmal kurz vom Stationsarzt eingeworfen: „Vielleicht geht es in Wirklichkeit ja um Sie!? Nur um Sie. Weil Sie zutiefst sentimental sind und weil Sie sich ein gutes Gewissen verschaffen wollen.“ (Text-Stand: 16.11.1999)