In einem Provinz-Zoo werden Leichenteile gefunden. Der Zoodirektor ist sich sicher, dass der militante Tierschützer Hans-Ulrich Pauly bei dieser Aktion seine Hände im Spiel hat. Er soll recht behalten, aber anders als gedacht. Der mutmaßliche Täter ist das Opfer. Der Tote war ein Mensch, der polarisierte. „Man liebte ihn oder man hasste ihn“, sagt die Schulleiterin des Königsteiner Gymnasiums. Hier unterrichtete Pauly die letzten Jahre. Er saß an der Quelle; er wiegelte seine Schüler gegen ihre Eltern auf. War er ein guter Mensch, ein engagierter Lehrer, der sich gegen „Tierknast“, soziale Ungerechtigkeit oder politisches Gemauschel wehrte? Oder war er – wie seine Gegner behaupten – ein frustrierter Mann, ein Rattenfänger, dem jedes Mittel recht ist, um die eigenen Ziele durchzusetzen? Menschen jedenfalls, die ihm Übles wollten, gibt es genügend. Und dann taucht auch noch ein Erpresser-Video auf.
Soundtrack: Midnight Oil („Beds are burning“), Paul Kalkbrenner („Sky & Sand“)
Foto: ZDF / Johannes Krieg
„Die Kinder strafen die Sünden ihrer Eltern“, so hat sich das dieser Mann gedacht, der – obwohl ermordet – die Handlung von „Mordsfreunde“, des dritten „Taunuskrimis“ nach Motiven des gleichnamigen Nele-Neuhaus-Romans, maßgeblich vorantreibt. Seine jugendlichen Jünger scheinen seinen erbitterten Kampf gegen die kleinstädtischen Honoratioren („Das da draußen sind Mörder“) fortführen zu wollen. Und erwartungsgemäß gibt es eine Leiche im Keller derer, die heute das Sagen haben im Ort und in der Region. Die Konflikte aber bleiben genretypische Allerweltskonflikte. Vielleicht gehört ja die Gesichtslosigkeit des Taunus-Kreises zu diesem Landstrich und seiner Nähe zur Global City Frankfurt; besonders sexy ist das nicht und Besonderheiten in punkto Topographie oder Mentalität sucht man in diesem ZDF-Krimi von Marcus O. Rosenmüller vergebens.
Dass „Mordsfreunde“ einen Tick besser abschneidet als die extrem schwachen Neuhaus-Adaptionen „Eine unbeliebte Frau“ und „Schneewittchen muss sterben“ liegt – neben der geringeren dialogischen Stilblütendichte und einer etwas weniger peinlich redundanten Holperstolper-Dramaturgie – auch an der strafferen und zupackenderen Inszenierung. Doch am Ende dreht Rosenmüller zu sehr an der Schraube, was in Kombination mit einem aufgesetzt dramatischen Finale für unfreiwillige Komik sorgt. Die Wahl der Mittel steht hier in keiner Relation zum banalen Inhalt. Da preschen die Limousinen durchs Grünzeug, da kracht das SEK zu einem Showdown, der keiner ist. Spannung bleibt in diesem Film ohnehin eine Behauptung. Die oft hochtourige Musik und die Handlungsdichte sollen es richten. Wie schon in den Vorgängerfilmen wird hier geplottet auf Effekt komm’ raus. Und so fühlt man sich als Zuschauer ob der Figurenfülle und der Charakterlosigkeit der Protagonisten in die Frühzeiten des kolportagehaften TV-Krimis zurückversetzt, welche von der wüsten Aneinanderreihung einer Vielzahl an Handlungsmomenten lebten. Dazu gehören auch die Schlenker ins Privatleben der Kommissare. Diese Geschichtchen mit dem dazu passenden Mienenspiel sind so altbacken, spießig und ohne jegliche Ironie, dass es einen graust. (Text-Stand: 26.9.2014)