„Monaco 110“ ist der zweite Serienstart im März 2014 auf dem Vorabendsendeplatz des „Ersten“. Die Münchner Beamten treten auf dem Sendeplatz von „Hubert und Staller“, der markantesten Serie des wenig erfolgreichen ARD-Labels „Heiter bis tödlich“, ein schweres Erbe an. Prall kommt die erste Folge (wie soll man mit einer Folge eine seriöse Serien-Kritik schreiben?!) daher, mit markanten Figuren, temporeich erzählt, aber leider nicht in jedem Fall mit einem sicheren Händchen, was die kleinen Geschichten aus dem Alltag der Wache anbelangt. Man darf gespannt sein, ob sich die Serie in den nächsten Folgen warm läuft.
Wenn auf der Wache in München Haidhausen der Sohn, Chef der Mutter wird, die älteren Kollegen den (über)ambitionierten Neuen, den sie schon von Kindesbeinen kennen, „Bubi“ nennen, wenn zwischendurch einer drogenabhängigen Frau das Leben gerettet, der Münchner Schickeria der Spiegel vorgehalten, ein interkulturelles Familiendilemma gelöst und dann auch noch Mutters geliebter Mops beinahe hops geht, befinden wir uns mitten in einer neuen Vorabendserie: „Monaco 110“. Ein typischer Fall für das ARD-Label „Heiter bis tödlich“.
Inge Aschenbrenner (Monika Baumgartner) arbeitet seit 40 Jahren als Polizeihauptmeisterin auf der Polizeiwache in München Haidhausen. Sie ist die gute Seele des Teams und hat alle und alles gut im Griff. Nur Inge Aschenbrenners smarter Sohn „Bubi“ will nicht recht spuren und weigert sich beharrlich, seine langjährige Freundin, die Gastronomin Gianna Bertuzzi (Isabel Scholz), zu heiraten. Längst will „Bubi“ alias Thomas Aschenbrenner (Markus Brandl) seiner Mutter etwas Wichtiges mitteilen, doch sie lässt ihn – wie anscheinend schon oft – gar nicht erst zu Wort kommen. Schließlich hat ihr geliebter Mops „Buzzi“ sich gerade auf dem Teppich übergeben und sie muss pünktlich zur Arbeit, weil der neue Dienststellenleiter der Wache heute seinen ersten Arbeitstag antritt. Sie drückt ihrem Sohn den kotzenden Mops aufs Auge und verschwindet. Wenn sie wüsste, was wir schon ahnen..
Foto: BR / Kerstin Stelter
„Bubi“ ist Inge Aschenbrenners neuer Chef und das birgt gehöriges Konfliktpotenzial. Nicht nur die resolute Mutti auch die älteren Kollegen, der kauzige Ulrich Müd (Georg Veitl) und der spröde Robert Dobner (Gilbert von Sohlern), können Thomas Aschenbrenner in der ersten Folge der neuen ARD-Vorabendserie zunächst nicht recht ernst nehmen. Hauptkommissar Aschenbacher muss sich nach einem missglückten Einstieg gegenüber Polizeimeister Gerd Frühling (Bernhad Conrad) und Polizeimeisteranwärterin Cornelia Ringlstetter (Alinka Sokar) erst wenig souverän und lautstark Gehör verschaffen, um die Fronten zu klären und seine Autorität zu untermauern. Kurze Zeit später jedoch lenkt Aschenbrenner Junior etwas zu unvermittelt wieder ein und bemüht sich um eine kollegialere Atmosphäre mit seinem Team.
Die jüngste Vorabendserie der ARD bietet gepflegte Unterhaltung, leider jedoch wieder ohne echtes Wagnis, aber immerhin mit ein paar Brechungen. „Monaco 110“ wirkt in seinem Erscheinungsbild und der Tonalität zunächst nett und etwas altbacken, bis einer jungen drogenabhängigen Frau das Leben gerettet wird: Ringlstetter beatmet das Mädchen, das sich gerade erst übergeben hat. Nicht schön anzusehen und nicht appetitlich – ungewöhnlich zur Abendbrotzeit. Wie auch immer man diese Häufung von Emesis um die Abendessenszeit bewertet: zumindest diese Brechungen der Haidhausener Idylle sind überraschend. Man kann nur hoffen, dass der Bayern-erfahrene Autor, Thomas Kronthaler („Die Rosenheim-Cops“ & „Die Gruberin“) in den nächsten Folgen andere Wege gefunden hat, weniger gefällig zu sein.
Insgesamt erinnert „Monaco 110“ dramaturgisch und vor allem bezüglich der Orchestrierung der Figuren an das erfolgreiche Hamburger „Großstadtrevier“ (1986 bis 2014: 27 Staffeln). Wenn Regie-Routinier Wilhelm Engelhardt (13 Folgen „Die Rosenheim-Cops“) dieses offensichtliche Vorbild nicht nur nachahmen, sondern einen eigenen Münchner Stil schaffen will, dann wird es nicht reichen, dass Polizeiobermeister Ulrich Müd eine zum Verwechseln ähnliche Frisur wie Jan Fedder als Dierk Matthies trägt. (Text-Stand: 15.3.2014)