Papi ist in den besten Jahren und Mutti setzt Kummerspeck an. Älterwerden ist nichts für Feiglinge. „Meine Familie bringt mich um!“ nimmt sich die weibliche Perspektive vor. Im Mittelpunkt des ZDF-Fernsehfilms steht ein hormonell fremdbestimmtes Muttertier, dem die eigene Brut abhanden zu kommen scheint, das überall Ungemach wittert, das (nicht ganz zu Unrecht) unter Überforderung leidet und den Ehemann ständig mit einer anderen im Bett wähnt. Jene Helen hat es besonders schwer, seitdem die Mutter an Demenz erkrankt ist. Und die Familie hat es nicht leicht mit ihr, den peinlichen Aussetzern und der ständigen Kontrolle. „Aggression und Hitzewallungen sind nun mal eine verdammt miese Kombination“, heißt es im Film von Christiane Balthasar nach dem Roman „Mein Sohn hat ein Sexleben und ich lese meiner Großmutter Rotkäppchen vor“ von einer gewissen Renate Dorrestein.
Die Produktionsfirma Moovie um Oliver Berben hat im letzten Jahr mit der blitzgescheiten Wechseljahre-Komödie „Klimawechsel“ von Doris Dörrie deutsche Seriengeschichte geschrieben. „Meine Familie bringt mich um“ erreicht dagegen, was die Story angeht, nur das Niveau einer mittelmäßigen Frauen-Kolumne in einer mittelmäßigen Frauen-Zeitschrift. Da Autorin Doris J. Heinze (!) auch noch all das macht, was man bei der Adaption eines solchen auf Hausfrauen-Ängsten basierenden Minimal-Plots tunlichst vermeiden sollte, entsteht aus dem Ganzen ein noch weniger als mittelmäßiger Film. Es ist einer jener Filme, die Fernsehkritiker in die Verzweiflung treiben. Diese geschraubten Sätze, immer noch eine ach wie clevere Gewitztheit drauf. Weil offenbar „nur“ Alltag erzählt wird, die Geschichte kein Ziel anvisiert, erfährt dafür jeder Satz eine Zuspitzung: „Sie wird nie wieder spontan drei Paar Schuhe kaufen oder eine Bridge-Reise organisieren.“ Das ist nicht nur schlecht geschrieben, das spiegelt auch noch ein Weltbild und eine Emotionalität, die einen gruseln macht.
Foto: ZDF
Soundtrack: Bert Kaempfert („Dankeschön“, „Africaan Beat“), Grace Jones („Libertango“), Astrud Gilberto („Fly me to the moon“), Antonio Carlos Jobim („Lamento“), Norah Jones feat. Jamie Cullum („Turn me on“)
Und immer wieder meldet sich das Gewissen. Weniger im „Bin ich eine gute Mutter?“-Stil als im egozentrischen Vorwurfston Marke „Meine Familie bringt mich um!“. Die Gedanken sind von erschreckender Schlichtheit. Man mag dem entgegenhalten, dass dies die Zerrissenheit vieler Frauen in jener schwierigen Lebensphase spiegle. Aber nicht so! Nichts gegen innere Monologe im Film, aber diese hier, von Iris Berben, die einem leid tun kann, vorgetragen, sind nur prätenziös („Ob Ehen so enden: mit dem Zettel auf dem Küchentisch?“), geschwätzig, belanglos. Schluss-Plädoyer: „Ich habe eine tolle Familie, und ich liebe sie alle. Ich muss mich damit abfinden, Tochter zu sein und Mutter und Frau. Keine Ahnung, was jetzt passiert – aber, wer weiß das schon. Es war doch immer gut – irgendwie.“ Irgendwo, irgendwann!