Marie Brand und die Engel des Todes

Mariele Millowitsch & Hinnerk Schönemann. Miss Marple meets Marie Brand

Foto: ZDF / Frank Dicks
Foto Gϊti Hatef-Rossa

Auch in „Marie Brand und die Engel des Todes“ kann das Ermittler-Duo Brand/Simmel alias Millowitsch/Schönemann seinen augenzwinkernden Humor charmant ausspielen. Schade nur, dass der Fall im Kern so schlicht ist und die zahlreichen Verdächtigen derart verwirrend aneinander gereiht werden, dass selbst ein aufmerksamer Zuschauer bisweilen die Übersicht verlieren kann. Diese Episode der ZDF-Reihe bietet inflationär viele Tatverdächtige und führt erst über diverse Schleichwege & Sackgassen zum überraschend verdrehten Ende.

In „Marie Brand und die Engel des Todes“, der 12. Episode der Reihe, geht es um einen Mord in einer vornehmen Senioren-Residenz. Die Kommissare Marie Brand und Jürgen Simmel suchen den Mörder des griesgrämigen Justus Ebermann. Ebermann wird nach einem Streit mit seiner Tochter am nächsten Morgen vergiftet aufgefunden. Jene Sandra Ebermann betreibt ein kleines Café und steht bei einem wenig zimperlichen Kredithai in der Kreide. Sie hatte ihren wohlhabenden Vater am Abend der Tat in der Seniorenresidenz besucht und um seine finanzielle Unterstützung gebeten. Der jedoch wies sie brüskiert zurück. „Tu‘ der Menschheit einen Gefallen & stirb endlich!“, rief Sandra dem Vater noch zu, bevor sie ging.

Damit macht Sandra Ebermann sich zur ersten Verdächtigen einer ganzen Reihe von möglichen Tätern, die Autor Leo P. Ard alias Jürgen Pomorin, dem Ermittlerteam aufnötigt. Eine Spur führt zum smarten Pfleger, Thomas Klein, über dessen akustisch deutlich vernehmbares Liebesleben sich Ebermann wiederholt beschwert hatte. Als ein weiterer Mord geschieht, gerät auch der Inhaber eines renommierten Kölner Bestattungsinstituts, Herr Kleebaum, in den Fokus der Ermittlungen. Auch Erbschleicherei könnte ein Motiv sein, das für den Arzt Dr. Krumberg als Täter spräche. Ihn hat nämlich die nächste Tote, Frau von Sanftleben, großzügig in ihrem Testament bedacht. Oder könnte die Spur zu Bastian Schmiegel, dem Physiotherapeuten der eleganten Seniorenresidenz, die richtige sein? Er hatte kurz vor dem Tod zu den beiden Opfern Kontakt und führt nicht nur Gutes im Schilde. Die Stimmung in der Alten-Residenz, in der es eher zugeht wie in einem Schlosshotel gehobener Klasse, ist angespannt. Immer wieder verschwinden Schmuckstücke. Die wohlhabenden Damen bewegen sich mit perfekt gestyltem Haar und faltenfreien Blusen im gediegenen Ambiente zwischen Nachmittagstee und Maniküre, zwischendurch brechen sie aber auch mal in Dr. Krumbergs Praxis ein, um sich kostenfrei an dessen Medizinschrank zu bedienen.

Miss Marple meets „Marie Brand“ (wenn es doch nur konsequent wäre!). Da geht im Plot doch einiges drunter und drüber. Die vielen Fäden kann der episodisch wirkende Handlungsverlauf kaum zusammenhalten, und dass das Gesehene dennoch amüsant ist, liegt hauptsächlich daran, dass die Chemie zwischen Marie Brand und Jürgen Simmel stimmt. Die gelungenen Dialoge, wie immer auch das unerfüllte Liebesleben Simmels betreffend, machen Spaß. Wer jedoch tatsächlich auch noch ein Interesse daran hat, zu erfahren, wer die Toten auf dem Gewissen hat, dem macht es dieser Krimi nicht leicht: Eine Tochter, die ihren Vater um Geld bittet und ihn nach einem Schlaganfall nicht wieder erkennt, da er nun griesgrämig und geizig geworden ist. Ein Kredithai, der vor Gewalt nicht zurück schreckt. Ein Arzt, der von Patienten zum Erben eingesetzt wird. Ein Physiotherapeut, der Dreck am Stecken hat. Ein Pfleger, der Medizin studiert und seine Geliebte in verschiedenen Zimmern der Senioren-Residenz liebt. Eine Frau, die nicht um ihre Stiefschwester trauert… Who’s done it?

„Marie Brand und die Engel des Todes“ ist ein Fall, der die beiden Hauptfiguren persönlich kaum berührt. So kann die Kölner Kommissarin die Stärken der emotionalen Involviertheit, die sie in anderen Folgen dieser Reihe nutzen konnte, leider nicht ausspielen. Inhaltlich bleibt der Stoff so leider beliebig und das wirkt sich negativ auf die Tonlage der Geschichte aus. Das Setting wirkt wie eine Staffage. Wer hier auch einen ernsthaften Hintergrund sucht, ist fehl am Platz. Hier versucht sich „Marie Brand“ an einer leichteren Farbe, die insgesamt eher zu den launigen Einlagen von Hinnerk Schönemanns Simmel passt. Der mit vermeintlichen Tätern überladene Krimi kann sich leider nicht so recht entscheiden tatsächlich eine Miss Marple-Persiflage sein zu wollen, und so mäandert der potenziell wendungsreich angelegte Ermittlungsverlauf durch die Untiefen einer Edel-Seniorenresidenz ohne uns wirklich zu packen. Sandra Ebermann (Lisa Maria Potthoff) sorgt für Attraktivität, Simmel und Brand bieten Humor, aber die Geschichte ist nicht richtig rund geworden. (Text-Stand: 8.10.2013)

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Reihe

ZDF

Mit Mariele Millowitsch, Hinnerk Schönemann, Jürgen Haug, Christina Hecke, Lisa Maria Potthoff, Julian Greis, Wilfried Hochholdinger, Hannes Wegener

Kamera: Stefan Wachner

Schnitt: Victor Rosario

Produktionsfirma: Eyeworks Germany

Drehbuch: Leo P. Ard

Regie: Florian Kern

Quote: 6,38 Mio. Zuschauer (20% MA)

EA: 24.10.2013 20:15 Uhr | ZDF

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