Irgendwo im Keller der Hauptpost sitzt die „Schlitzerbrigade“. In dieser Sackgasse enden alle Wege: Tiefer kann man bei der Post nicht mehr sinken. Die Menschen hier sind wie die Briefe, die sie bearbeiten sollen: ohne Adresse, ohne Absender. Hier landen die jährlichen Einladungen einer Frau, die ihren Geburtstag so gern mit Elvis verbringen möchte; hier kommt das Geld an, das eine Mutter seit Jahrzehnten ihrem Sohn schickt – an die Adresse eines längst abgerissenen Studentenwohnheims. Eines Tages landet auch Jenny im „Club der toten Briefe“; in ihrer früheren Abteilung mit der vollautomatischen Sortiermaschine ist sogar der Chef überflüssig. Doch Jenny will sich nicht damit abfinden, dass die Briefe nicht zustellbar sind. Vor allem das Schicksal der kleinen Lily, die regelmäßig ihrer toten Mutter schreibt, rührt sie zutiefst. Jenny will dem Schicksal einen Schubs geben und lässt sich von Lilys Vater als Kinderfrau einstellen. Doch dann stellt sich heraus, dass Matthias, Lilys Vater, für jene Unternehmensberatung arbeitet, die Jennys neue Abteilung wegrationalisieren soll…
Auf den ersten Blick ist „Love Letters – Liebe per Nachnahme“ nichts anderes als eine der üblichen romantischen Komödien. Doch die Qualität des Films liegt im Detail. Gerade Jennys Kollegen hat Autorin Sarah Schnier mit viel Liebe entworfen. Diese drei Nebenrollen sind mit Boris Aljinovic, Karl Markovics und Katharina Schubert sogar prominenter besetzt als die beiden Hauptrollen. Allein für den skurrilen Karl (Markovics), einen stoischen Schweiger, scheint das Abstellgleis genau der richtige Platz; die beiden anderen schleichen offenbar schon seit Jahren um ihre scheinbar unzustellbare gegenseitige Zuneigung wie Katzen um den heißen Brei. Thomas L. Pröve inszeniert die gelegentlichen Slapstick-Szenen mit dem gleichen perfekten Timing wie die romantischen Passagen oder die Sitcom-Elemente. Vor allem aber macht er aus Jenny und Matthias nicht das übliche Abziehbildpärchen, das vor allem den (vermeintlich) typischen Pro-Sieben-Zuschauer repräsentieren soll. Beide, Pages und Schir, spielen mit wenig Fassade und ganz viel Gefühl; wie überhaupt der gesamte Film jede Menge Lebensfreude vermittelt.