Es gehört zu den Regeln des Liebesfilms, dass man von Anfang an weiß, wer sich am Ende kriegen soll. Dazwischen aber darf es ruhig ein wenig einfallsreicher zugehen als in „Lilly Schönauer – Paulas Traum“, dieser buchstäblich zartbitteren Romanze, die am Traunsee im österreichischen Salzkammergut spielt. Titelheldin Paula kehrt aus New York nach Gmunden zurück, um ihre Erbe anzutreten: Ihr Onkel, der ihr als Kind Vater und Mutter ersetzte, hat ihr seine Backstube vermacht. Sie will daraus eine Konditorei mit köstlichen Spezialitäten machen. So lange Bäckerei und Wohnung renoviert werden, wohnt sie bei ihren besten Freundin Jenny. Alles wäre wunderbar, zumal sie auch noch den charmanten Bootsbauer Lukas kennen gelernt hat, gäbe es da nicht den Immobilienunternehmer Haller, der den Altbaublock abreißen und statt dessen Apartmenthäuser errichten will. Weil Paula sich nicht kaufen lässt, sorgt er dafür, dass sie bei keiner Bank Kredit bekommt. Als sie es trotzdem schafft, das Geschäft pünktlich zu eröffnen und die Gmundener ihr die Leckereien förmlich aus der Hand reißen, hetzt er ihr verschiedene Behörden auf den Hals: Erst rügt das Amt für Lebensmittelkontrolle die Sauberkeit in der Backstube, dann moniert die Baubehörde den antiquierten Ofen. Besiegt aber ist Paula erst, als sich ihre große Liebe als Verräter entpuppt.
Es dauert nur wenige Minuten, bis man Autorin Claudia Kaufmann auf die Schliche kommt. Weil Jenny ebenfalls frisch verliebt ist, ahnt man gleich, dass sich beide Freundinnen in denselben Kerl verguckt haben. Und auch Kaufmanns zweiter Coup ist bei weitem nicht so originell, wie die Beteiligten vermutlich geglaubt haben: Lukas ist niemand anders als der Sohn des fiesen Immobilienhais. Das sagt er ihr allerdings nicht, weshalb Paula aus allen Wolken fällt, als sie die beiden später zusammensieht. Bei aller Vorhersehbarkeit ist Holger Barthels Film trotzdem hübsch anzuschauen. Die Romanze ist sympathisch eingefädelt, die weibliche Zielgruppe kann nach Herzenslust für den männlichen Helden schwärmen und der Gegenspieler ist angemessen skrupellos, zumal es noch zum Zweikampf zwischen Vater und Sohn kommt. Dank diverser Bootsfahrten gibt es außerdem genug Gelegenheit, die herrliche Landschaft zu genießen. Deshalb kann man auch darüber hinwegsehen, dass Paulas Onkel laut Meisterbrief Jahrgang 1940 ist, auf seinem Grabstein aber als Geburtsjahr 1949 steht.