Da staunen Tim Winter und Ronnie Panzer nicht schlecht, als sie sich 1985 auf einmal in dem Städtchen Kleinruppin gegenüberstehen. Der schnöselige Wessi, auf dem Weg, ein erfolgreicher Tennisprofi zu werden, trifft bei seiner Klassenfahrt in die DDR auf seinen Zwillingsbruder – unbekannterweise. Der hat mit Popper-Allüren nichts am Schlapphut, versteht sich als Rock & Roller mit wilder Mähne und ohne große Perspektiven. Und so sitzt Ossi Ronnie, ehe es sich Tim versieht, im Bus gen Westen. Und Tim kann sehen, wo er im Stasiland bleibt. Die Vopos haben ihn sofort auf dem Kieker. Keiner glaubt ihm seine abstruse Geschichte. Nicht einmal sein zauseliger Ziehvater, der mit dem real existierenden Sozialismus auf Kriegsfuß steht. Bald ergibt sich das Bürgersöhnchen in sein Schicksal. Ja, er gewöhnt sich geradezu an das Leben mit Rockband, an die Malocherkollegen, an die Freikörperkultur am Badesee – und vor allem an Krankenschwester Jana, jenen Engel in Menschengestalt. Sie weiß als Einzige über ihn Bescheid. „War denn das andere Leben so viel besser?“, fragt sie ihn. „Im Moment würde ich mit niemandem tauschen“, kommt es romantisch zurück. Dann setzt sich Tim aber doch in seine alte Heimat ab. Und was wird aus der Liebe?
Soundtrack: Tobias Schenke & Timo Mewes interpretieren Eskobars „Reality„. Ron Sexsmith („Whatever it takes„), Mel & Kim („Showing out“), Klee („Über mir die Sterne“), Bloc Party („Banquet„), Tomte („Die Chance der Schönheit„)
„Kleinruppin forever“ verfährt nach dem Prinzip „lieber gut geklaut als schlecht neu erfunden“. In Carsten Fiebelers Kinokomödie kommt einem Vieles bekannt vor. Die Vorgeschichte erinnert an „Das doppelte Lottchen“, der Handlungsverlauf liebäugelt mit „Zurück in die Zukunft“ und die DDR-Politklischees samt Ostalgie-Ikonographie kennt man so ähnlich aus „Good Bye, Lenin“. Diese Referenzspur bringt ein ästhetisches Augenzwinkern in die Geschichte. Bei dieser Konstruktion dürfte deshalb wohl kaum einer nach der ach so beliebten „Glaubwürdigkeit“ fragen. Dass sich die Autoren nicht viel Zeit nehmen, die Protagonisten ernsthaft zu vertiefen, ist vor allem dem Genre Teenagerkomödie geschuldet und der Absicht, einen gut getimten Wohlfühlfilm zu machen, der nebenbei zeigt, dass die DDR-Jugend auch ihren Spaß hatte, der aber deutlich in Richtung Pop-Märchen mit „La Boum“-Reminiszenzen abzielt. Sicher, die Story lahmt gegen Ende ein wenig, aber Anna Brüggemann ist es, die „Kleinruppin forever“ einen nachhaltigen Zauber verleiht. Und Michael Gwisdek („Junge!“) ist köstlich als verkrachte, Wodka saufende Ossi-Existenz.