Still ruht der See. Richard Bär wollte künftig lieber angeln, anstatt als Anwalt zu arbeiten. Doch als sich ein junger Mann in seinem See-Anwesen vor der Polizei versteckt, von dem Bärs Vater nie und nimmer glaubt, dass er seinen Lehrer brutal erschossen haben kann, übernimmt sein kürzlich aus München heimgekehrter Sohn den Fall. Für beide Bärs ist es kein leichtes Arbeiten. Bär sen., Streifenpolizist, wird von seinem Vorgesetzten vorgeworfen, dass er vertrauliche Informationen an den Sohn weitergeben würde. Und auch der macht bei jenem Meyerhöfer zunächst keine Stiche – von wegen: es gilt die Unschuldsvermutung. In Bayern ticken auch die Haftrichter anders. Und so bleibt der 18-Jährige in U-Haft. Es stellt sich heraus, dass der mit drei Schüssen hingerichtete Lehrer ein Ekel gewesen ist, das den eigenen Frust an seinen Schülern ausgelassen hat. Es gibt ein Video, auf dem der Tatverdächtige dem Lehrer droht: „Ich knall dich ab!“ Aber es gab auch andere, die der Ermordete mit Vorliebe schikanierte. Auch die eigene Ehefrau ist nicht gut zu sprechen auf jenen Bertram Huber.
Das Setting stimmt bei der neuen ZDF-Krimireihe „Klarer Fall für Bär“: ein ehemaliger Star-Anwalt als Ermittler, der in seine alte Heimat zurückkehrt, sein Vater als im Ort verwachsener Dorfpolizist, das Voralpenland als zünftige Kulisse, die weißblaue Vetternwirtschaft als dramatischer Unterboden, der bayerische Dialekt als Authentizitätssiegel. Es herrscht hier ein deutlich anderer Lebensrhythmus als in der Großstadt. Richard Bär nimmt sich Zeit zum Ermitteln – und trotz längerer Abwesenheit kennt er seine Leut’. Mit dem Dorfalkoholiker sitzt er auf der Bank, die Dorfschöne bekocht er, den Vater bequatscht er. Es ist auch die Spannung zwischen beruflichen und privaten Aktivitäten, die dem Strafverteidiger zu schaffen macht. Bär missbraucht seine Privatkontakte, horcht selbst ihm nahe stehende Menschen aus; außerdem ist der Schützenverein nicht sein Revier. Er wird es also auch künftig nicht leicht haben in dieser Gemeinschaft, zu der er nicht dazu gehören möchte. „Gefährliche Freundschaftsdienst“ ist Fall zwo für den von Hans Sigl gleichermaßen charmant und eigenwillig angelegten Anwalt Bär. Ein sehenswerter Gebrauchskrimi, der nicht unwesentlich von der guten, stimmigen Besetzung lebt. „Franzi“-Darstellerin Jule Ronstedt, in Bayern zumeist komödiantisch unterwegs, spielt hier eine kleine Drama-Miniatur, und auch Christian Tramitz darf seinem scharfen Ermittlerhund mehr Ernsthaftigkeit als beispielsweise in „Hubert und Staller“ mitgeben. Fortsetzung nicht unerwünscht! (Text-Stand: 13.11.2011)