Kissenschlacht

Nadja Becker, Steffen Groth & Annika Blendl in einer unentschlossenen TV-Komödie

Foto Rainer Tittelbach

Das Thema Leihmutterschaft als Komödie – warum nicht?! Die Durchführung aber – au weia! Dramaturgisch ist das Ganze ein einziger Offenbarungseid. Man mag es nicht glauben, dass die erfahrene Drehbuchautorin für die leichten Fälle, Barbara Jago („Busenfreunde“), das Drehbuch zu dieser Sat-1-Komödie mit klitzekleinen Selbstfindungsmomenten geschrieben hat. Hier passt nichts zusammen. Eine gute Szene in 90 Minuten. Wem’s reicht!?

Die Medizin ist am Ende. Bei Anna und Stephan Vandenberg klappt es nicht mit dem Kinderkriegen. Dabei wäre für den Papa ein Stammhalter innerhalb des nächsten Jahres für die Aktien-Mehrheit im Vandenberg-Imperium wichtiger denn je. Die letzte Rettung für das entnervte Paar heißt: Leihmutterschaft. Mit der russischen Säuglingsschwester Maria haben sie bald die ideale Kandidatin gefunden. Ein Flug nach Russland, wo Leihmutterschaft nicht verboten ist – und die Schwangerschaft nimmt ihren Lauf. Weil Anna diese mitleidigen Blicke ihrer Umwelt nicht länger erträgt und weil sie die Vorbehalte von Mama Vandenberg (be)fürchtet, entscheidet sie, ihren Nächsten eine Schwangerschaft vorzutäuschen: mit den passenden Kissen und einem Schwangerschaftsbauch aus Silikon. Dieses Spiel ist nach außen schwer durchzuhalten und sorgt auch für die eine oder andere kleine Ehekrise. Und Sätze wie „Maria, Sie sind so wundervoll“ des Vaters in Richtung Leihmutter hört Anna gar nicht gern…

„Das ist alles nicht so ernst gemeint“, heißt es im Film. Eine schwache Ausrede für einen schwachen Film. Man mag es nicht glauben, dass die erfahrene Drehbuchautorin für die leichten Fälle, Barbara Jago („Busenfreunde“), das Drehbuch zu dieser Sat-1-Komödie mit klitzekleinen Selbstfindungsmomenten geschrieben hat. Das Thema Leihmutterschaft als Komödie – warum nicht?! Die Durchführung aber – au weia! Dramaturgisch ist das Ganze ein einziger Offenbarungseid. Da stehen ungelenke Slapstick-Versuche neben psychischen Problemen, da wechseln Albernheiten (unter der Bettdecke) mit echten Gefühlen (zwischen Leihmutter und Vater) im Minutentakt. Das könnte alles noch angehen, wenn der Film nicht in seiner Gesamtheit so unentschlossen wäre: die Gags witzlos, die Geschichte konzeptionslos, die Handlung ziellos. Einige Nebenfiguren sind überflüssig, fast durchweg nervig und kontraproduktiv für die Konflikte der drei Hauptfiguren. Diese Konflikte des A-Plots werden nicht ausgespielt – und so wird alles „irgendwie“ zusammengemixt, ohne jegliche dramaturgische Logik. Die finale Auflösung, die Geburt im Fahrstuhl mit der Nähe zwischen Mutter und Leihmutter, ist die beste Idee des Films. In ihr bricht plötzlich etwas auf, was bis dato im Film nur weggewitzelt (und weggeplottet) wurde. Einer der schwächsten Sat-1-Filme 2011. Schade für Nadja Becker und vor allem Annika Blendl als Leihmutter, die ihre „unmöglichen“ Aufgaben in „Kissenschlacht“ ansehnlich meistern. (Text-Stand: 14.9.2011)

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Fernsehfilm

Sat 1

Mit Nadja Becker, Steffen Groth, Annika Blendl, Christiane Krüger, Dieter Hallervorden, Teresa Harder, Hark Bohm, Pia Hübchen, Barbara Bauer, Lambert Hamel

Kamera: Maximilian Lips

Schnitt: Martin Rahner

Musik: Siggi Mueller

Produktionsfirma: Antares Media

Drehbuch: Barbara Jago

Regie: Peter Stauch

Quote: 2,55 Mio. Zuschauer (8,6% MA)

EA: 04.10.2011 20:15 Uhr | Sat 1

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach