Die Chefin einer traditionsreichen Kreuzfahrtreederei wird von einem charmanten Fremden umgarnt. Auf einer Tagung verfolgt er sie mit sehnsuchtsvollen Blicken und später im Alltag becirct er sie mit romantischen Komplimenten. Und schließlich lässt sie sich zu einer Liebesnacht verführen. Eine ganz neue Erfahrung für die treue Ehefrau und liebende Mutter, die seit Jahren vor allem für ihre Arbeit lebt. Doch dann scheint ihr die Affäre gesellschaftlich das Genick zu brechen. Der Seitensprung wurde auf Video festgehalten. Wenn diese Bilder an die Öffentlichkeit gelangen würden, wäre die Marketing-Kampagne ihrer Firma nur noch Makulatur. Die Unternehmerin würde ihren Heiligenschein verlieren. Soll sie also bezahlen? Oder zur Polizei gehen? Ihr Geliebter bietet seine Hilfe an bei einer eventuellen Geldübergabe. Langsam schöpft die Fabrikantin Verdacht. Könnte er hinter der Erpressung stecken?
Auswahl einiger verbaler Stilblüten (man muss sich die Neubauer-Diktion dazu denken):
„Ihre Freundlichkeit, mich hierher einzuladen, ist für mich wirklich überwältigend.“
„Das Essen war ganz wunderbar und der Wein ist auch anständig.“
Ein Beispiel für die vielen ungelenken Dialogfolgen:
Victoria: „Ich bin nicht hier, um mich zu amüsieren.“
Oberländer: „Ach, das Leben ist doch viel zu kurz, um sich nicht zu amüsieren. Ich war vorhin im Störtebekker und ich habe mir die Speisekarte angesehen. Ich kann Ihnen sagen, das ist wirklich ein kulinarischer Geheimtipp.“
Victoria: „Auf jeden Fall ist das Leben zu kurz, um sich ein leckeres Essen entgehen zu lassen.
Inspiriert vom Skandal um die BMW-Erbin Susanne Klatten, hat Ziegler Film im Auftrag der Degeto ein ziemlich ungenießbares Genre-Gemisch zusammengebraut, bei dem vor allem die Makro-Dramaturgie nicht stimmt. 40 Minuten gibt der Autor dem teilweise unfreiwillig komischen Balz-Tanz von Hans-Werner Meyer um das Vollweib Christine Neubauer, bei dem einem die ungelenken Dialoge in den Ohren klingen („Kompliment, Sie sind nicht nur schön, Sie haben auch Witz“). Dann schwenkt „Kennen Sie Ihren Liebhaber?“ um in ein gepflegtes Krimi-Melodram, kontrastiert mit der Leidensphysiognomie der Hauptdarstellerin (auch Ulrich Noethen reiht sich ein in das triefende Mienenspiel). Doch zum guten Krimi fehlt das Handwerkszeug und zum altmodischen Melodram der Mut. Für diese Story, kolportagehaft, klischeebeladen und überzogen emotional, und mit der bildschirmfüllenden Neubauer wäre allein ein saftiges Old-School-Melo die passende Form gewesen. Mit der richtigen Vision, dem richtigen Genre- und Regie-Konzept und einem Stilisten hinter der Kamera, hätte man sich vielleicht die Kosten für die Rechtsberatung sparen können. (Text-Stand: 3.1.2012)