Vorfälle während der Dreharbeiten sind für eine Kritik in der Regel nur dann von Belang, wenn sie auch im Film ihre Spuren hinterlassen haben; ansonsten gehören sie in die Klatschpresse. In diesem Fall gab es jedoch ein Ereignis, das die Produktion infrage gestellt hat: Während der Dreharbeiten zu „Warum hab ich ja gesagt?“ aus der „Herzkino“-Reihe mit Geschichten nach Katie Fforde ist Hauptdarstellerin Ursula Karven so unglücklich vom Pferd gestürzt, dass sie sich schwer verletzte; ein „Horrorunfall“, titelten die bunten Blätter. Erst drei Monate später konnte weitergedreht werden. Umso erstaunlicher, dass dem fertigen Film davon nichts anzumerken ist. Das sah bei einer früheren Arbeitsversion noch ganz anders aus; es ist schon imposant, was in der Nachbearbeitung alles möglich ist.
Ausreden oder Erklärungen hat der Film aber gar nicht nötig. Im Unterschied zum Mittelteil („Das Weihnachtswunder von New York“) der Trilogie ist der Abschluss ein Werk wie aus einem Guss. Und da – anders als nach der Ausstrahlung von Teil 1 – nicht ein komplettes Jahr vergangen ist, sondern nur ein Monat, sind die Figuren noch in guter Erinnerung: Die New Yorker Anwältin Alicia (Karven) und Popmusikkomponist Will (Marek Erhardt) haben die gemeinsame Vormundschaft für den verwaisten Linus (Nick Julius Schuck) übernommen. Der Junge kommt langsam in die Pubertät und wird ein wenig schwierig; aktuell droht ihm ein Schulverweis, weil er im Schulgarten Cannabis angepflanzt hat. Alicia hat allerdings ganz andere Probleme: Ihre Mutter Jackie (Judy Winter) hat durch die Klatschpresse mitbekommen, dass sie heiraten will, und da John Sterling (Christian Erdmann) aus einem schwerreichen und alteingesessenen Geschlecht stammt, hofft Jackie, dass auch auf sie ein bisschen Glanz abfällt. Alicias Verhältnis zu Jackie ist allenfalls distanziert, und auch Johns Begeisterung für die zukünftige Schwiegermutter nimmt rasant ab, als sich herausstellt, dass sie in einen millionenschweren Immobilienbetrug verwickelt ist; immerhin soll er demnächst zum Oberstaatsanwalt befördert werden. Da sich niemand findet, der Jackie vertreten will, muss Alicia das übernehmen; prompt trifft sich das potenzielle Brautpaar vor Gericht wieder.
Soundtrack: Keane („Somewhere Only W Know“), Alicia Keys („If I Ain’t got You“), Taylor Swift („Tim McGraw“), Brad Paisley („Find Yourself“), Conor Oberst (“You Are Your Mother’s Child”), Wolf Gang (“Suego Faults”), Lana Del Rey (“Summertime Sadness”), Ludovico Einaudi (“Experience”), Sam Smith (“I’m Not The Only One”).
Natürlich erinnert diese Ebene des Drehbuchs von Jörg Tensing an verschiedene Hollywood-Vorbilder von „Staatsanwälte küsst man nicht“ bis „Ein (un)möglicher Härtefall“, aber das stört nicht weiter, zumal auch Will ein amouröses Abenteuer erlebt. Es ist zwar nicht recht nachzuvollziehen, was die ebenso hübsche wie lebhafte Kellnerin Marilyn an dem viel älteren und eher unscheinbaren Mann findet, aber die Liebelei ist nett eingefädelt und Sina Tkotsch ein in jeder Hinsicht reizvoller junger Kontrast zum Rest des Ensembles. Sehr hübsch ist zum Beispiel die Szene, in der sie Linus, der sein erstes Date hat, die Angst vorm Küssen nimmt. Judy Winter wiederum spielt ihre Jackie als herrlich überkandidelte „Drama-Queen“. Die Beziehung zwischen Alicia und Will ist allerdings weniger überzeugend. Sowohl John als auch Marilyn spüren, dass ihre Partner nicht ganz bei der Sache sind, aber in den gemeinsamen Szenen von Karven und Erhardt knistert es viel zu wenig. Außerdem hat der junge Schuck mitunter kleine Probleme mit den erwachsenen Dialogen seiner Figur, aber seine erfahrenen Kollegen klingen beim Nachsynchronisieren einiger Szenen auch nicht immer perfekt.
Trotzdem ist „Warum hab ich ja gesagt?“ eine ganze Klasse besser als der letzte Teil, was am Regisseur liegen könnte; Carlo Rola spielt dann doch in einer anderen Liga als Felix Herzogenrath. Malerische Schauplätze in Massachusetts, einige Straßenszenen in New York und natürlich die obligaten Luftaufnahmen (Kamera: Nicolay Gutscher) sorgen für das nötige Augenfutter. Darüber hinaus hat Tensings Drehbuch immer wieder Überraschungen zu bieten, darunter eine weitere amüsante Einlage von Dietrich Hollinderbäumer als unkonventioneller Richter, der wie schon im letzten Film feststellen muss, dass es beim Streit der beiden gegnerischen Parteien im Subtext um etwas ganz anderes geht; die entsprechenden doppeldeutigen Dialoge gehören zu den besten des Films. (Text-Stand: 10.1.2016)