Katie Fforde – Für immer Mama

Rebecca Immanuel, Baum, Wipprecht, Rössler, Metzger. Manchmal kommen sie wieder

Foto: ZDF / Rick Friedman
Foto Tilmann P. Gangloff

Zehn Jahre „Katie Fforde”: Zum Jubiläum der Reihe zeigt das ZDF einen Film, der sich als gelungene Mischung aus Drama, Romanze und Komödie entpuppt, selbst wenn sich die Geschichte von „Für immer Mama“ (Network Movie) zunächst am bewährten „Nesthocker“-Prinzip zu orientieren scheint. Handlungskern ist jedoch der feste Vorsatz einer Frau, die mit Mitte vierzig den Abschluss ihres Medizinstudiums nachholen will. Helmut Metzger hat gefühlt jede zweite „Katie Fforde“-Episode gedreht, vermeidet diesmal jedoch jene Schablonenhaftigkeit, wie sie für das sonntätige „Herzkino“ im ZDF sonst oft typisch ist. Sehenswert ist der Film vor allem wegen des Ensembles, weil der Regisseur gute männliche Mitspieler für seine Hauptdarstellerin Rebecca Immanuel gefunden hat.

Menschen, die sich nicht auf Anhieb in bestimmte Schubladen stecken lassen, sind in der Regel die interessantesten. Für Filme gilt das nicht minder: Der vierzigste Beitrag zur ZDF-„Herzkino“-Reihe „Katie Fforde“ erzählt gleich mehrere Geschichten, die alle ein unterschiedliches Vorzeichen haben; deshalb ist „Für immer Mama“ gleichermaßen Romanze, Drama und Komödie. Der Titel legt zwar eine typische „Nesthocker“-Handlung nahe, doch der Kern ist ein ganz anderer: Vor gut zwei Jahrzehnten hat Helen Carter (Rebecca Immanuel) ein Jahr vor dem Abschluss ihr Medizinstudium abbrechen müssen, weil sie schwanger geworden ist; der Kindsvater hat sich damals aus dem Staub gemacht. Nun ist Sohn Louis (Jascha Baum) aus dem Haus, und Helen möchte endlich ihren Lebenstraum verwirklichen und Ärztin werden. Kaum hat sie die Aufnahmeprüfung in Boston bestanden, um das letzte Studienjahr nachzuholen, kehrt Louis mit gebrochenem Sprunggelenk ins mütterliche Nest zurück. Zwei weitere Tatsachen verschweigt er allerdings: Sein Biologiestudium hat er längst abgebrochen; und Freundin Sarah (Charleen Deetz) erwartet ein Baby. Als Helen das durch Zufall herausfindet, ist sie schockiert: Louis verhält sich genauso wie sein Vater.

Geschickt verknüpft das Drehbuch (Elke Rössler) diese beiden Ebenen mit einer sympathisch eingeführten Liebesgeschichte: Auf dem Weg zum Bahnhof hat Helen im Taxi ihre Tasche vergessen. Taxifahrer Marc (Alexander Wipprecht) handelt als „Finderlohn“ eine Einladung zum Italiener aus. Aus dem Essen wird ein Abend zu dritt; später entdecken Marc und Louis überraschende Gemeinsamkeiten. Der Taxifahrer, der außerdem Barkeeper und Poetry-Slammer ist, schlüpft bereitwillig in die Rolle des Ersatzvaters. Dass er zudem vorübergehend bei den Carters einzieht, geht Helen zwar etwas zu weit, aber das Leben zu dritt funktioniert prima; bis sie entdeckt, dass Marc offenbar auch nicht besser ist als der Erzeuger ihres Sohnes.

Katie Fforde – Für immer MamaFoto: ZDF / Rick Friedman
Wann sagt Louis (Jascha Baum) seiner Mutter endlich die Wahrheit? Sarah (Charleen Deetz) ist langsam genervt.

Regisseur Helmut Metzger ist grob geschätzt für etwa die Hälfte der vierzig „Katie Forde“-Filme verantwortlich; eine gewisse Routine bleibt da nicht aus. Auch „Für immer Mama“ hat Bilder zu bieten, die sich prächtig als großformatiges Foto im Flur machen würden; mit Kameramann Meinolf Schmitz hat Metzger rund ein Dutzend der an der amerikanischen Ostküste entstandenen Filme gedreht. Noch schöner als die verschiedenen Sonnenuntergänge ist allerdings eine Aufnahme von Helen, als Marc in der Bar eine gedichtete Liebeserklärung zum Besten gibt; in diesem Augenblick scheint sich auch die Kamera in Rebecca Immanuel zu verlieben. Im Gegenstück zu dieser Szene wird Helen später der Zugang zur Uni verwehrt; die Kamera zeigt den Sicherheitsmann aus der extremen Untersicht, sodass er mindestens 2,50 Meter groß zu sein scheint. Anders als bei vielen anderen „Herzkino“-Produktionen vermeidet der Regisseur diesmal jene Schablonenhaftigkeit, wie sie für diesen Sendeplatz oft so typisch ist. Außerdem verdient sich das romantische Drama auch dank der mitunter recht flotten Dialoge fast das Prädikat temporeich, sodass der Film auch für ein jüngeres Publikum durchaus ansehbar ist. Die große Stärke des romantischen Dramas, mit dem das ZDF zehn Jahre „Katie Fforde“ feiert, ist jedoch Metzgers Arbeit mit dem Ensemble. Die männlichen Figuren und somit auch ihre Darsteller kommen im „Herzkino“ oft etwas kurz, aber sowohl Jascha Baum wie auch Alexander Wipprecht sind sehr markante Typen, denen Buch und Regie zudem genug Raum zur Entfaltung geben.

Rebecca Immanuel ist ohnehin stets sehenswert, selbst wenn ihr die Lektüre des Drehbuchs womöglich wie ein Déjà-vu vorgekommen ist: Die Hauptfigur erinnert stark an die Heldin der ARD-Freitagsfilmreihe „Die Eifelpraxis“; die dortige Heldin Vera Mundt, Versorgungs-Assistentin eines Provinzarztes, würde ebenfalls eine ausgezeichnete Ärztin abgeben. Einen erwachsenen Sohn hat sie auch, und in der Konfrontation mit dem blasierten Professor an der Uni würde sie sich vermutlich ganz genauso verhalten: Benjamin Letztler (Olive Sauer) schikaniert die in die Jahre gekommene Studentin, wo er nur kann, weil sie seiner Meinung nach jüngeren Studierenden den Platz wegnimmt. Als rauskommt, dass Helen, die in einem Drugstore arbeitet, Kunden ohne Krankenversicherung verschreibungspflichtige Medikamente überlassen hat, findet Letztler endlich einen Vorwand, um sie zu suspendieren. Der Traum von der eigenen Landarztpraxis geplatzt, dazu der Krach mit Marc: Plötzlich geht alles schief. Und dann entwickelt sich auch noch Louis’ Vaterschaft in keine gute Richtung: Endlich hat sich der junge Mann dazu durchgerungen, zu seiner Verantwortung zu stehen, da erfährt er, dass Sarah das Baby abtreiben lassen will. Dass schließlich trotzdem alles gut wird, versteht sich von selbst, aber wie Rössler und Metzger das Happy End einfädeln, ist witzig und originell.

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Reihe

ZDF

Mit Rebecca Immanuel, Jascha Baum, Alexander Wipprecht, Oliver Sauer, Mignon Remé, Charleen Deetz

Kamera: Meinolf Schmitz

Szenenbild: Lars Brockmann

Kostüm: Petra Neumeister

Schnitt: Angelika Sengbusch

Musik: Jens Fischer. Brandi Carlisle („Heart’s Content“, Vor- und Abspannlied), Smile („Doing Allright“)

Redaktion: Verena von Heereman

Produktionsfirma: Network Movie

Produktion: Jutta Lieck-Klenke, Sabine Jaspers

Drehbuch: Elke Rössler

Regie: Helmut Metzger

Quote: 4,69 Mio. Zuschauer (12,8% MA)

EA: 22.11.2020 20:15 Uhr | ZDF

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