Katie Fforde – Eine teure Affäre

Hartmann, Zirner, Monn, Zoudé, Kreye und drei Autoren mühen sich um Fforde-Story

Foto: ZDF / Stephan Wagner
Foto Rainer Tittelbach

Eine junge Frau reibt sich auf für die Familie und versucht das „Erbe“ ihres Vaters zu retten: ein Auktionshaus, das vor dem Bankrott steht. Die Sorge um die Pflege, das amerikanische Gesundheitswesen, der innerfamiliäre Generationenvertrag – „Eine teure Affäre“ wartet mit sozial relevanten Themen auf; doch die Art, wie der Film aus der Katie-Fforde-Reihe das alles „bearbeitet“ ist harmlos und vor allem dramaturgisch flach. Selbst die Gefühle kommen zu kurz; auch die recht gute Besetzung und die flüssige Inszenierung können wenig retten.

Es brechen harte Zeiten an für Flora Stanza. Durch den überraschenden Tod ihres Vaters und die Krankheit ihrer Mutter sieht sich die New Yorker Verlagsassistentin veranlasst, in ihrem Heimatort im Hudson Valley nach dem Rechten zu sehen. Die Osteoporose der Mutter macht eine Operation zwingend notwendig, die Arztkosten verschlingen aber Geld, das die Familie längst nicht mehr hat. Denn die vermeintlich respektable Hinterlassenschaft des Vaters entpuppt sich als schwere Bürde, sein traditionsreiches Auktionshaus steht kurz vor dem Bankrott. In diesem Chaos ist Flora die einzige, die sich kümmert, ihr Bruder ist überfordert mit seiner eigenen Rolle als Hausmann und ward bald nimmer gesehen. Schließlich verliert die „Retterin in der Not“ auch noch ihren Job. Doch Flora gibt nicht auf. Wenn es ihr gelingen würde, dass die Stanza Auction Company den Zuschlag für die wertvolle Shark-Sammlung bekommen würde, wäre vielleicht noch etwas zu retten. Gemeinsam mit dem smarten Teilhaber und Kunstexperten Charles Morgan macht sie sich an das Unmögliche, das durch die aufkommenden Gefühle für ihren Geschäftspartner noch komplizierter wird.

Katie Fforde – Eine teure AffäreFoto: ZDF / Stephan Wagner
Das amouröse Dilemma auf ein (stylishes) Bild gebracht. Julia Hartmann, Johannes Zirner und Dennenesch Zoudé

Die Sorge um die Pflege, das amerikanische Gesundheitswesen, der innerfamiliäre Generationenvertrag – „Eine teure Affäre“ wartet mit sozial relevanten Themen auf; doch die Art und Weise, wie der Film aus der Katie-Fforde-Reihe das alles „bearbeitet“ ist harmlos und dramaturgisch flach. In diesem Familienmelodram kommt ohnehin alles, wie es kommen muss – und der Zuschauer wird systematisch unterfordert. Keine kleinen Widerhaken wie zuletzt so oft bei dieser im Rahmen des ZDF-Sonntagfilms beachtlichen Reihe. Wenn (die zu vielen) Problemlagen nur noch Funktion einer trivialen Erzählkonstruktion sind und so zu Klischees verkommen, statt thematisch bedeutsam zu sein, ist es besser, vor allem aber unterhaltsamer, wenn man sich auf das Movens eines Melodrams konzentriert: Gefühl.

Doch auch das steht in dem Film von Sebastian Grobler, für den gleich drei Autoren verantwortlich zeichneten, nur selten „ernsthaft“ im Zentrum – Ausnahme: wenn die Heldin einen emotionalen Zusammenbruch erleidet, weil alles zu viel für sie wird. Dagegen ist das Dilemma, dass ausgerechnet die Frau, die das Auktionshaus retten könnte, sich den charmanten Charles ins Bett holen will und so zur Widersacherin der Heldin wird, nichts als ein dramaturgischer Kniff. Und die Wut auf den Vater, der die Familie in diese Lage gebracht hat, wird nur unzureichend ausgespielt, motiviert und hinterfragt. Das Grunddilemma: der Film deutet viel zu vieles an (die Untreue des Verstorbenen, die intrigante Sekretärin, der Bruder, der sich vor der Verantwortung drückt, die kranke, alles beschönigende Mutter), spielt psychologisch aber nichts aus. Die Nebenfiguren verkommen zu Stichwortgebern, eine eigene Geschichte besitzen sie nicht. Selbst die losen Enden der Story werden nicht einmal atmosphärisch „gebunden“. Schade, dass es sich durch die 08/15-Dramaturgie erübrigt, über die recht gute Besetzung und die flüssige Inszenierung viele Worte zu verlieren.

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Reihe

ZDF

Mit Julia Hartmann, Johannes Zirner, Ursela Monn, Dennenesch Zoudé, Walter Kreye, René Ifrah, Fanny Stavjanik

Kamera: Stephan Konrad Wagner

Schnitt: Ann-Sophie Schweizer

Soundtrack: Alanis Morissette („Everything“), Solomon Burke („What good am I“), Norah Jones („Turn me on“), Aimee Mann („Wise up“), Cyndi Lauper feat. Sara McLachlan („Time after time“)

Produktionsfirma: Network Movie

Drehbuch: Susanne Beck, Thomas Eifler, Katja Töner

Regie: Sebastian Grobler

Quote: 5,89 Mio. Zuschauer (15,7% MA)

EA: 20.01.2013 20:15 Uhr | ZDF

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach