In ihrer Fernsehsendung ist die Lebensberaterin Nora Bernd eine glühende Verfechterin der Ehe – bis es beim zehnjährigen Jubiläum zum öffentlichen Eklat kommt. In einer Talkshow, in der die Quoten-Queen zu Gast ist und selbst ins Kreuzfeuer genommen wird, steht ihr als Überraschungsgast ihre Tochter Jenny gegenüber. „Sag’ endlich die Wahrheit“, fährt sie ihre Mutter an. Und sie gesteht vor einem Millionenpublikum, dass sie eine Affäre hatte und ihre Ehe eine Farce ist. Die Sendung wird auf Eis gelegt – und Nora erst mal Urlaub verordnet.
„Insel des Lichts“ ist nach Kristin Hannahs gleichnamigem Roman entstanden. Regisseur Wolf Gremm, der auch das Drehbuch schrieb, wollte sich offenbar von nichts trennen – und so geriet dieser Film, der seine einzigen Stärken in der Mutter-Tochter-Beziehung besitzt, im Ganzen gesehen peinlich trivial. Als ob nicht schon genug Pathos am tragenden Konflikt des Films kleben würde – es muss auch noch der Todeskampf eines Schwulen, der von seiner Mutter verstoßen wurde, die Geschichte von Nora und Jenny Bernd kontrapunktieren. Würden diese Szenen wenigstens weniger rührselig daherkommen und wären sie nicht so überzeichnet gespielt! Überhaupt, das Spiel: Christine Neubauer, das öffentliche-rechtliche Vollweib, das gefühlte 20 Filme pro Jahr dreht, hat immerhin zwei angestaubte Grimme-Preise im Schrank. Das, was sie im Gegensatz zu Julia Hartmann und Jan Fedder, die sich in Zurückhaltung üben, hier zusammenspielt, dürfte ihr allenfalls eine Goldene Himbeere einbringen. Die müsste aber doppelt vergeben werden. Auch Wolf Gremm, der einst mit Kinofilmen wie „Fabian“ oder „Kamikaze“ vor 30 Jahren ein Spur Talent andeutete, hätte mit diesem Film einen Anti-Preis verdient. Allein fürs Drehbuch mit seinen Monolog-Ungetümen.
„Was glaubst du denn, wie’s wirklich aussieht?! Keine Beziehung, in der nicht gelogen wird, bis sich die Balken biegen. Kein Kind, das nicht mindestens ein Mal von seinen Eltern enttäuscht oder sogar verletzt wurde, und gerade dann, wenn es noch so klein ist, dass es sich nicht wehren kann. Kein Ehebett, in dem nicht mindestens ein Mal die Würde des Menschen, und zwar seine wie ihre, mit Füßen getreten wurde …“ Selbst einer zweifachen Grimme-Preis-trägerin bleibt da zwischendurch die Spucke weg. „Insel des Lichts“ – eine dunkle Stunde des Fernsehmelodrams. Auch deshalb, weil Redakteure das Mutter-Tochter-Drama entschärften und einige Szenen neu drehen ließen. (Text-Stand: 5.6.2008)