Die schwedische Yellow-Press überschlägt sich. Die Hochzeit des Jahres steht an. Prinzessin Christina von Köping, Nichte des schwedischen Königs, wird Prinz Henrik heiraten – was für sie heißen würde, auf absehbare Zeit Königin zu werden. Das ist weniger ihr Traum als der ihres Vaters Anders von Köping und ihrer verstorbenen Mutter. Als sie wenige Tage vor der Hochzeit den Landschaftsarchitekten Sven kennen lernt, erfährt sie, was das Leben, außer Verpflichtungen zu haben, noch bedeuten kann. Bei ihm und seinen Schwestern spürt sie Wärme und einen Familiensinn, der nicht durch Etikette und Protokolle zur Fassade verkommen ist. Und als Mann ist dieser Sven auch nicht zu verachten. Doch wie immer stellt sie ihre Bedürfnisse zurück. Was sie nicht weiß: ihr Vater selbst hat sich unstandesgemäß in eine Boulevardjournalistin verliebt. Könnte ihr das am Ende die Hochzeit des Jahres ersparen?
Um es kurz zu sagen: dieser Film langweilt sehr viel weniger als die Zwanzigzeiler in der Programmpresse. Dass das Pflicht-und-Neigungs-Motiv eine gepflegte Vertiefung vertragen hätte, dass einen „vernünftigen“ Menschen Adelsgeschichten nun wirklich nicht interessieren sollten und dass vier Autoren in der Regel kein Gütesiegel für einen Film sind – keine Frage. Doch geht es darum überhaupt? Muss man sich mokieren, dass sich Romanze und Adelsschmonzette zusammenschließen? Das ganze blaublütige Brimborium ist doch nur die Gegenwelt der Gegenwelt, ist Vorwand, damit das Genrespiel (in den vorhersehbaren Bahnen) ablaufen kann. Und dieses Spiel läuft in „Prinzessin des Herzens“ überdurchschnittlich gut.
Foto: ZDF / Meenen
Soundtrack: u. a. Ronan Keating („Life Is A Rollercoaster“), A Fine Frenzy („Almost Lover“)
Die Gründe: ein sehr sympathisches Hauptpaar und ebenso gut besetztes „erwachsenes“ Paar. In beiden Fällen nicht die üblichen Verdächtigen mit ihren Auf-Nummer-sicher-Gesichtern. Ein Schuss Humor, der das spielerische Moment dieser filmischen Seifenblase betont. Ein paar offene Anleihen bei Filmen wie „Notting Hill“. Und ein Regisseur, Komödien-Experte Ulli Baumann, der das Etikett Romanze nicht auf die Bilder klebt. Dennoch enthält „Prinzessin des Herzens“ ein wunderbares Gefühlsbild: der Kampf Christinas zwischen Pflicht und Neigung, vor dem Spiegel sitzend, dazu das Auge, die Tränen in der Detailansicht. Das ist das, was anderen reinrassigen Melodramen abgeht: wenn schon Gefühl, dann sollte man es nicht hinter den Bildern verstecken. Gelungen sind auch die Momentaufnahmen der Gemeinschaft. Das sind Sehnsuchtsbilder. Da muss man gar nicht mit den Sehnsuchtsland Schweden kommen.
All das plus ein poppiger Soundtrack können(!) einen positiv stimmen. Tun sie es, dann ist das Happy End wohltuender als so mancher Krimi-Schluss. Dennoch bliebe genug zu kritisieren an diesem „Lindström“-Film. Nur ein Beispiel: Das im Drehbuch angelegte Motiv vom goldenen Käfig, in den die Natur (Landschaftsarchitekt) und die Prinzessin (Hochzeit) gesperrt sind, wird nur ein Mal angesprochen. Daraus sollte ein Autor mehr machen!