Die Story liest sich wie eine jener austauschbaren romantischen Komödien. Eine Frau, Grundschullehrerin, Anfang 30, kann ihren Ex nicht vergessen. Noch nach acht Jahren knabbert sie an der für sie einst glücklichen Beziehung. Der zweite Blick auf die Story, wie sie sich in „Heute heiratet mein Ex“ vermittelt, lässt einige interessante Nuancen erkennen. Es ist nicht einfach nur das Verlassenwerden, das Ende eines vermeintlichen Glücks, es ist die Szenerie der Trennung, mit der jene Paula bis zum heutigen Tag nicht umgehen kann. Ihr Studentenfreund Jan ließ sie stehen, ohne ein Wort, an einer Autobahnraststätte. Sie geht bezahlen, und er ward nimmer gesehen. Kein Wunder, dass Paula unfähig ist, sich zu binden.
Auf den dritten Blick erkennt man schließlich noch eine etwas andere Besetzung. Außer Tim Bergmann als arrogant-egoistischer Macho alter Schule sieht man hier einmal nicht „die üblichen Verdächtigen“. Suzan Anbeh ist eine der apartesten Erscheinungen im deutschen Fernsehen, seitdem es versucht, den deutschen Kinokomödien Konkurrenz zu machen. Ihre Karriere begann sie in Paris mit einem amerikanischen Film: „French Kiss“. Ihre Partnerin war Meg Ryan. Und Janek Rieke als die neue Zufallsbekanntschaft an der Seite der Heldin ist nicht nur als Regie führender Schauspieler einer der interessanteren Köpfe der Branche, der lieber in einem kleinen Kinofilm wie „Lichter“ spielt als sich an das Hochglanz-TV zu verkaufen; nein, er ist seit „Nicht ohne meinen Schwiegervater“ auch noch eine Art deutscher Widergänger von Hollywoodstar Ben Stiller. Das sind Gründe genug, um über die hinlänglich bekannten Klischees und die gelegentlichen Durststrecken in der Handlung hinwegzuschauen.
Spätestens beim vierten Blick erkennt der Filmfan, dass die Geschichte doch alles andere als originell ist und dass Autorin Saskia Kuipers beim Zuschauer auf die Gnade der späten Geburt und des schlechten Gedächtnisses setzt. Da nützt es wenig, dass just in dem Moment, wo Paulas schwuler Freund den Screwball-Klassiker „Die Nacht vor der Hochzeit“ in den Videorekorder schiebt, sie das Couvert mit der Einladung zur Hochzeit ihres vor acht Jahren verschütt gegangenen Ex öffnet. Das neckische Treiben am Tag vor der Heirat, bei dem sich erwachsene Menschen wie pubertierende Trottel benehmen, ist deutlich von dem Film mit Cary Grant, Katherine Hepburn und James Stewart inspiriert. Doch die Parallelen zu dem Komödien-Hit „Die Hochzeit meines besten Freundes“ mit Julia Roberts und Cameron Diaz sind noch augenscheinlicher. Nur, dass in „Heute heiratet mein Ex“ keine Figur so böse intrigiert wie die von Julia Roberts so schön biestig gespielte Heldin. (Text-Stand: 26.9.2006)