Grüße aus Kaschmir

Bernadette Heerwagen & René Ifrah: Liebe und Politik zwischen den Kulturen

Foto: BR
Foto Rainer Tittelbach

Eine Deutsche und ein Kaschmiri lernen sich lieben. Doch dann soll der Moslem seinem Aktivisten-Bruder einen besonderen Dienst erweisen: ein Bombenattentat. “Grüße aus Kaschmir” zeigt zwei Menschen, die das Glück suchen und doch gefangen bleiben in den Zwängen der Gesellschaft, ihres Glaubens und ihrer Kultur. Stimmungsvoll entwickelt Miguel Alexandre die Haltungen seiner Protagonisten aus den Bildern, den Blicken, den Gesten. Grimme-Preis-gekrönt!

Lisa ist eine lebenslustige, junge Frau, die vom Land nach München gekommen ist. In einer Diskothek begegnet ihr Sharif, ein Kaschmiri, der seit sieben Jahren in Deutschland lebt. Nach den ersten kulturbedingten Missverständnissen lernen sie sich kennen und lieben. Doch der Moslem, einst in seiner Heimat ein Kämpfer gegen die indischen Besatzer und heute ein erfolgreicher Ingenieur, wird von seiner Vergangenheit eingeholt. Sein Bruder, noch immer ein Kämpfer für die Freiheit Kaschmirs, verlangt von Sharif einen besonderen Liebesdienst: Er soll ein Bombenattentat ausführen. Hin und her gerissen zwischen Schuld- und Ehrgefühl, Liebe und Pflicht, alter und neuer Heimat entscheidet er sich für seine Herkunft: für die Tat.

“Grüße aus Kaschmir” zeigt zwei Menschen, die das Glück suchen und doch gefangen bleiben in den Zwängen der Gesellschaft, ihres Glaubens und ihrer Kultur. Es ist ein politischer Film. Regisseur Miguel Alexandre, ein Meister emotionaler Zwischentöne, soll es besonders schwer gefallen sein, sich in den Attentäter hineinzuversetzen. Im Film ist nichts davon zu spüren. Dieser in stillem Schmerz sich windende Sharif, sehr zurückgenommen von René Ifrah gespielt, wird in seinen Widersprüchen deutlich. Sein Handeln ist psychologisch plausibel, moralisch stellt sich der Film indes auf die Seite von Lisa. Sie geht zur Polizei, nicht um ihre Liebe zu verraten, sondern um den Vater ihres ungeborenen Kindes vor dem Tod zu retten. Das alles erzählt der Film, stimmungsvoll, mit Bildern, Blicken, Gesten.

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Kaschmiri-Drama und Liebesgeschichte zuleich. Bernadette Heerwagen und René Ifrah in „Grüße aus Kaschmir“. Das Drama bekam 2005 den Grimme-Preis. Offenbar Grund genug, seit 2012 nicht mehr im deutschen Fernsehen wiederholt zu werden.

Ob der Zuschauer das Kaschmiri-Drama oder die Liebesgeschichte im Vordergrund wähnt, das bleibt jedem selbst überlassen. Autor Harald Göckeritz lotet beide Geschichten gleichermaßen tief aus, gibt dabei aber nie die Alltagsperspektive auf. Die wird ins Spiel gebracht und getragen vom unverstellten Landei Lisa. Bernadette Heerwagen, ein Ausbund an natürlicher Frische, redet, schweigt und handelt wie im Leben. Die Bayerische Fernsehpreisgewinnerin, die bislang in ihren Rollen meist Beschützerinstinkte weckte, benötigt derlei Unterstützung in “Grüße aus Kaschmir” nicht. Sie ist es, die den Zuschauer huckepack durch den Film trägt, und ihre Lisa zeigt, dass sie lernt, das Leben zu leben und an Problemen zu wachsen. “Als sie merkt, dass sie schwanger ist”, so Heerwagen, “entwickelt sie Kraft, Stärke und Eigeninitiative und letztlich die Reife, die sie braucht, um die schwierigste Entscheidung in ihrem bisherigen Leben zu treffen.” (Text-Stand: 10.11.2004)

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Fernsehfilm

BR

Mit Bernadette Heerwagen, René Ifrah, Elena Uhlig, Wolfram Berger

Kamera: Peter Indergand

Schnitt: Andreas Herzog

Musik: Dominic Rpth

Produktionsfirma: TV60 Filmproduktion

Drehbuch: Harald Göckeritz

Regie: Miguel Alexandre

EA: 10.11.2004 20:15 Uhr | ARD

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