Als “das große Sat-1-Event” wird der Zweiteiler “Für immer verloren” vom Sender angekündigt. Der Überlebenskampf einer deutschen Mutter im türkischen Knast und die Bemühungen des Ehemannes, die Frau zunächst juristisch und später mit Gewalt aus der Haft zu befreien, ist eine gute Grundidee für einen Fernsehfilm der großen Gefühle. Doch die heutige Event-(Finanzierungs-)Politik, aus einem Auslandsprojekt unbedingt einen Zweiteiler machen zu müssen, hat den Film mit Veronica Ferres und Walter Sittler kaputt gemacht.
Das Ende eines Familienurlaubs scheint auch das Ende einer Familie zu sein. Anfangs besteht noch Hoffnung, die Frau, die am türkischen Zoll mit 1,6 Kilo Heroin erwischt und verhaftet wird, bald frei zu bekommen. Eine brave deutsche Hausfrau im türkischen Gefängnis – der Ehemann glaubt es einfach nicht. Kurz vor dem Prozess erlebt er seine erste Überraschung: der eigene Sohn hat sich als Drogenkurier angeboten; seine Tüte muss am Flughafen mit einer Tüte der Mutter vertauscht worden sein. Die zweite Überraschung ist der Prozess selbst, bei dem der Staatsanwalt die ganze Familie als Drogenkriminelle hinzustellen versucht. “Gibt es eine bessere Tarnung als eine Mutter mit drei Kindern?“ Das Gericht gibt 20 Jahre Gefängnis.
Das Drama, das im zweiten Teil zum überzogenen Melodram mutiert und dabei weder zu psychologischer noch physischer Spannung gelangt, lebt vom Wechselspiel seiner Helden allein dramaturgisch: flüssig springt die Montage zwischen den Gefängnis-Szenen, die den langsamen Verfall der Mutter deutlich machen, und dem Leben in Deutschland, das von existenziellen Krisen gezeichnet ist, hin und her. Das Leben einer deutschen Familie in zwei Kampfzonen. Eine dritte Kampfzone scheint den Befreiungsplan des Ehemanns in Frage zu stellen: seine Frau liebt offenbar auch den türkischen Freund der Familie.
Um den Lebenskampf über zwei 90-minütige Runden zu bringen wurden zu viele Fässer aufgemacht. Die Brüchigkeit der Ehe, die Geschichte von den beiden ungleichen türkischen Brüdern, die deutsch-türkischen Duelle, das der Freunde und das zwischen der Heldin und des Vollzugsstaatsanwalts – alles wird nur angerissen. So wirkt der Film von Uwe Janson überfrachtet, die Charaktere eindimensional, die Geschichte unrund. Eine top ausgeleuchtete Ferres, die im Knast auf dreckig und ungeschminkt macht, passt da ins uneinheitliche Bild. Nun hat es auch Nico Hofmann erwischt. Nach dem Preisregen und Kritikerlob der letzten Jahre ist “Für immer verloren” das erste missglückte Event-Movie seiner Firma TeamWorx.