Die Zeit war wieder einmal reif für eine Hotel-Serie. Nach „Schlosshotel Orth“ und „Girl Friends“ wollte das ZDF etwas machen, was im Stil eher an den großen Atem von Vicki Baums Roman „Menschen im Hotel“ erinnert, dem mehrfach verfilmten Klassiker des Genres: das Hotel als Bühne für das Theater des Lebens, eine Bühne, auf der die Vornehmen, Reichen und Schönen ihre Auftritte haben. Doch die Perspektive sollte die des Personals sein. Hauptfigur ist eine junge alleinerziehende Mutter, die aus der Provinz nach Berlin kommt. Sie beginnt als Zimmermädchen, das sich sofort – unwissentlich – in den Juniorchef verliebt.
Das Hotel als Ort, an dem Privatsphäre und Öffentlichkeit zusammen fallen, wo das Leben oftmals zu einer einzigen Inszenierung zu entarten scheint, ist ein äußerst reizvoller Schauplatz – wie geschaffen für eine Fernsehserie. Ein Füllhorn der Geschichten und Schicksale tut sich hier auf. Ein Profi wie Drehbuchautor Michael Baier kann bei einem solchen Milieu – noch dazu, wenn die Stadt der Handlung Berlin heißt – wahrhaft aus dem Vollen schöpfen.
„Fünf Sterne“ ist als Hotel- und Familiensaga angelegt. Es ist eine Serie auch über die Arbeitswelt, nicht die mit fast fünf Millionen Arbeitslosen, sondern die, wo kleine Angestellte auf gutes Trinkgeld hoffen, um die Familie durchzubringen, und es ist vor allem eine Serie über das, was sich ereignen kann, wenn sich Menschen tagtäglich rund um die Uhr gemeinsam um das Wohl anderer kümmern: sie kommen sich näher und sie lernen sich lieben. Bei Heldin Amelie, der Waisen, die einst von Schicksalsschlägen gebeutelt wurde, und Stefan Lindbergh, dem nach Jahren des Zorns heimgekehrten Sohn des Hotel-Patriarchen Lindbergh, ist es in der Auftaktfolge „Ein neues Leben“ Liebe auf den ersten Blick. Doch die Stimmung trübt sich, als der inkognito agierende junge Mann Amelie ihren Room-Service-Job wegschnappt. Doch nicht allzu lange werden die gute Seele, die es von der Ostseeinsel Öresund in die große Stadt verschlug, und der Zuschauer auf die Folter gespannt. Wie schon in Baiers Erfolgsserie „Das Mädchen und der Fürst“ sind langlebige Konflikte verpönt, versöhnlich muss der Zuschauer in den weiteren Fernsehabend entlassen werden.
So scheint denn die Konzeption von „Fünf Sterne“ besser zu klingen als das Ergebnis letztlich ist, das sich dem Zuschauer auf dem Bildschirm präsentiert. Mit einem für eine Serie hochkarätigen Ensemble um Ralf Bauer, Hans Teuscher, Grit Boettcher, Reiner Schöne und die „Schlosshotel Orth“-erfahrene Hauptdarstellerin Susanna Knechtl halten die Schauspieler als eine Art Familienersatz das Trivialitätenkarussell leidlich in Gang. Serie bleibt Serie. Eine nicht ganz unrealistische Einschätzung, freilich aus der Sicht des Machers, gibt Susanna Knechtl: „Emotionale Beziehungen und spannende Lebensgeschichten mit einer gesunden Portion Humor erzählt, das zeichnet eine gute Serie aus. Und genau das bekommt der Zuschauer bei uns.“ Nicht mehr, nur manchmal etwas weniger. (Text-Stand: 6.10.2005)