Fasten à la Carte

Dietmar Bär & Inka Friedrich beim Fasten & Fressen, zum Knuddeln & Reinbeißen

23.06.2025 23:15 NDR
Foto: NDR / Georges Pauly
Foto Rainer Tittelbach

Zwei, die sich nicht riechen können, finden Geschmack aneinander. Da „Fasten à la Carte“ mit seinen pointierten Dialogen, originellen Nebenfiguren und dem munteren munteren Spiel mit Klischees so viele köstliche Nebenkriegsschauplätze aufmacht, stört diese romantische Einfallslosigkeit nicht weiter. Dietmar Bär und Inka Friedrich „harmonieren“ großartig.

Im Fernsehen haut der Gourmetkritiker Gilles Demmonget, geboren als Günter Esser, Nachwuchsköche in die Pfanne. Jetzt soll er selbst in einem TV-„Küchenduell“ antreten gegen Paul Scheffke, einen jungen Wilden an den Töpfen. Die Einschaltquoten seiner Sendung bröckeln. Also bleibt dem Feinschmecker alter Schule nichts anderes übrig, als bei dem verhassten Kochzirkus mitzumachen. Doch zunächst hat Gilles andere Probleme. Bei einem Sturz ist ihm sein Geschmackssinn abhanden gekommen. In einem Fastenhotel auf Sylt versucht er, seine Sinne zu schärfen. Das gelingt – doch in eine andere Richtung als beabsichtigt: Gilles Sinne fixieren die Chefin des Hauses und auch sie, jene Marita Hansen, scheint bald etwas anderes in ihm zu sehen als nur den „dekadenten Dicken“.

Zwei, die sich nicht riechen können, finden Geschmack aneinander: ein simples Komödien-Muster! Doch da „Fasten à la Carte“ so viele köstliche Nebenkriegsschauplätze aufmacht, stört diese romantische Einfallslosigkeit nicht weiter. Alle bekommen ihr Fett weg: die Kochshows im Fernsehen, die Dekadenz der Nouvelle Cuisine, in Gestalt der von Dietmar Bär lustvoll verkörperten Hauptfigur, die Asketen, die lieber nachts an einem geräucherten Fisch riechen als rein zu beißen, die Boulevardpresse, versinnbildlicht von Martin Brambach als Chefredakteur-Ekel par excellence. Dazu gibt es pointierte Sprüche aus dem Munde von Gilles Demmonget, die gelegentlich aufgesetzt klingen, aber die im Umfeld extrovertierter Medienmacher durchaus stimmig sind. Beispiele: „Der glaubt doch, Tafelspitz ist eine Hunderasse“ oder „Ein dürrer Koch, das ist ja wie ein Gärtner mit manikürten Händen.“

Fasten à la CarteFoto: NDR / Georges Pauly
Für diese Frau (Inka Friedrich) lässt Gourmet-Kritiker Gilles Demmonget (Dietmar Bär) jedes Lammcarré stehen.

Die pointierten Dialoge und das muntere Spiel mit den Klischees sind das Besondere an dieser sehr unterhaltsamen Komödie im Rahmen der ARD-Themenwoche „Essen ist Leben“. Die Gäste im Fastenhotel, der klassische Bildungsbürger, der sich als LKW-Fahrer entpuppt, die rheinische Frohnatur oder das Ehepaar, dessen Mann es förmlich die Sprache verschlägt, oder beim TV-Kochduell die echten Promi-Köche Sarah Wiener und Rainer Sass an der Seitenlinie zu haben – das macht Laune, weil häufig eine leise Brechung der Klischees gesucht wird. So verpufft die Liebesbotschaft per Kochsendung am Ende – und es dauert noch einige Monate, bis sich der Eiweiß-Fett-Junkie und die Fastenfrau kriegen. Apropos: dass „Fasten à la Carte“ so gut funktioniert, das hängt auch mit den beiden Hauptdarstellern zusammen: Dietmar Bär und Inka Friedrich – er ist irgendwie zum Knuddeln und sie zum Reinbeißen!

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Fernsehfilm

NDR

Mit Dietmar Bär, Inka Friedrich, Martin Brambach, Catrin Striebeck, Stephan Schad, Hannes Hellmann, Victoria Trautmannsdorff, Waldemar Kobus, Uwe Rohde

Kamera: Martin Kukula

Schnitt: Sebastian Thümler

Musik: Hans Hafner

Produktionsfirma: Riva Filmproduktion

Drehbuch: Gernot Gricksch, Kathrin Wilkes, Anne Otto

Regie: Hans-Erich Viet

Quote: ARD: 3,61 Millionen Zuschauer (11,3% MA)

EA: 22.10.2010 20:15 Uhr | Arte

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