“Sie heiraten ihn nur, um zu Geld zu kommen?!” mutmaßt die Schwiegermutter. Die Antwort kommt prompt: “Na ja, wenigstens gebe ich es schon vor der Hochzeit zu.” Jene allein erziehende Eva, die von den Männern enttäuscht ist und sich damit abfindet, dass sich ihre Vorstellung von Familie wohl so bald nicht verwirklichen lässt, weiß das Leben zu nehmen. Extreme Situationen erfordern extreme Maßnahmen. Das Geld reicht hinten und vorne nicht. Warum also nicht eine Scheinehe eingehen gegen eine angemessene Beteiligung am Erbe?!
Heike Makatsch verkörpert diese, wie sie sagt, “selbstbewusste junge Frau, die eine gewisse Traurigkeit in sich trägt”, in der ihr eigenen Art: frisch von der Leber weg, extrovertiert, was in der Birne und viel Gefühl im Bauch. Makatsch spielt sie realitätsnah, mit Dialogen und Gefühlslagen aus dem Leben. Wenn ihr der zufällig zugeflogene Bräutigam, der eine Erbschaft nur antreten darf, wenn er binnen eines halben Jahres ein halbwegs intaktes Familienleben vorweisen kann, mit der Sinnlichkeit des Augenblickes kommt, winkt die Frau ab: “Ich genieß’ den Augenblick viel mehr, wenn ich weiß, was danach kommt.”
“Familie auf Bestellung” ist eine Komödie im klassischen Sinne: Bei aller Leichtigkeit in der Umsetzung sind die Figuren sozial verortet, leben an der Oberfläche des Alltags ebenso wie in den Tiefen gelegentlichen Selbstzweifels. Die Handlung ist Vorwand, eine bloße Konstruktion, um Menschen in eine unterhaltsame Versuchsanordnung zu stellen. Der dezente Wiener Schmäh (doppelbödig: Karl Makovics), Gesichter, die einem nicht ständig im Fernsehen begegnen wie der Schweizer Patrick Rapold als geläuterter Kinderhasser, und eine vorbildlich geführte und eigenständig von Thaddäus Reich gespielte Kinderrolle, die viel mehr ist als Spielball der Erwachsenenwelt, machen den Film von Urs Egger zu einem großen Vergnügen jenseits ausgetrampelter TV-Movie-Pfade. Immer wieder werden kleine Wahrheiten über den Geschlechteralltag en passant in dieses Spiel im Spiel eingeschleust.