Lisa will endlich einen Vater. Die Neunjährige hat das Heimleben satt. “Das ist er”, beschließt sie, als sie den Ballonfahrer Oliver auf dem Weihnachtsmarkt entdeckt. Bei ihr ist es Liebe auf den ersten Blick. Bei ihm dauert es schon etwas länger. Schließlich ist er das Gegenteil von dem, was sich die Kleine erhofft. Kinder waren für den bindungsschwachen Single bislang kein Thema. Wie sollte aus einem solchen Luftikus ein verantwortungsvoller Vater werden?
Weil “Ein Vater für Klette” in der Weihnachtszeit spielt und die Adventszeit auch für den Zuschauer vor der Tür steht, wird es die kleine Nervensäge schon schaffen. Rührend bemüht sich das Mädchen um ihren Papa in spe. Das kann einfach nicht ohne Wirkung bleiben. Und so krempelt der Lustmensch sein Leben von Grundauf um. Doch Lisa reicht das nicht. Sie will nicht nur einen Vater, sie will gleich eine richtige Familie. Also wird ihrerseits auch die nette Nachbarin angebaggert. Dumm nur, dass Oliver von der so gar nichts wissen will.
Was ähnlich bemüht beginnt wie die Freitagsschmonzetten in der ARD, schlägt recht bald einen anderen Ton an. Von der Einbildungskraft, die Berge versetzen kann, erzählt der Fernsehfilm von Peter Kahane. “Kinder an die Macht!”, die Grönemeyer-Parole, hier wird sie Realität. Ein Kind adoptiert sich seine Eltern. Und wenn dann der Flugballon abhebt und über Sachsen gleitet, dann bekommt der Kitsch sanft die Kurve zu poetischer Gefühligkeit. Das ist vor allem Vespa Vasic zu verdanken. Die 11-Jährige, die schon als Baby für PR-Fotos posierte, spielt nicht das arme Waisenkind, keine einzige Träne rinnt ihre Wange herunter. Ihre Lisa ist selbstbewusst, klug, schlau und immer auf der Höhe ihrer Gefühle. Und selbst mit der Einschätzung der Gefühle, die ihr Wunschpapa für sie hegt, liegt sie nur am Anfang falsch.
Konsequenterweise wird “Ein Vater für Klette” auch die meiste Zeit aus der Perspektive von Lisa erzählt. Ihre Gedanken werden hörbar, und ihr starker Wille, ihre bedingungslose Liebe und ihre Kompromisslosigkeit bestimmen die Handlung. Sie gibt den Ton an, und so verfallen auch Heio von Stetten und Muriel Baumeister nur selten ins “erwachsene” Gewitzel schlechter Komödien. “Die Verabredung mit den Schauspielern hieß, die Figuren nie mit Koketterie handeln zu lassen”, so Ost-Regisseur Kahane, der sich gesamtdeutsch lange Zeit schwer tat. “Es geht im Film immer nur um die Wahrheit der Gefühle.”