Tom Winkler und Alina Liebermann gehören zu einem vierköpfigen Sanierer-Team, das ein Maschinenbauunternehmen auf seine Wirtschaftlichkeit hin prüfen soll. Von Anfang an ist die Lage explosiv. Tom wird gleich am ersten Abend zusammengeschlagen. Für den eigenwilligen Unternehmensberater zeichnet sich schnell ab, dass die Firma nicht zu halten ist. Die Kollegin sieht das anders. Hat sie sich von dem väterlichen Charme des Geschäftsführers einlullen lassen? Oder will Tom diesen jovialen Trickser aus persönlichen Gründen zur Strecke bringen? Es vergehen keine zehn Tage und Tom liegt im Krankenhaus – lebensgefährlich verletzt. Offenbar geht es der Firmenspitze nicht um den Erhalt des Oberhausener Stamm-Werks, sondern darum, eine Schweinerei zu vertuschen. War Tom einem Korruptionsskandal auf der Spur? Wurden deutsche Steuergelder in Nebenwerke im Ausland umgeleitet?
Soundtrack: Deep Purple („Smoke on the water“), Bruce Springsteen („Atlantic City“), Bic Runga („Honest Goodbyes“), Toco („Outro lugar“), Robbie Williams („You know me“)
Foto: ZDF / Aki Pfeiffer
„Ein mörderisches Geschäft“ ist Wirtschaftskrimi, Thriller und versteckter Liebesfilm. Martin Eigler und Sönke Lars Neuwöhner rekonstruieren keinen konkreten Fall, ihnen ging es um die „innere Logik des profitorientierten Wirtschaftens“, aus der zwangsläufig Skandale entstehen. Sie begeben sich auf die Suche nach einer universalen Antwort auf die Frage: „Was bringt Menschen dazu, ihre moralischen Standards zu verdrängen, Zahlen zu manipulieren, Gelder zu verstecken und über Leichen zu gehen?“ Höchst (genre)filmadäquat fällt die Antwort aus: Aufgedeckt werden hinter den Machenschaften, die Arbeitsplätze kosten und durch die das Geld der Anderen in die eigene Tasche transferiert wird, psychologische, machtstrategische Muster. Da wird nach außen um analytische Objektivität und größtmögliche Effektivität gerungen – doch immer scheint es dabei auch um die Ängste und die Eitelkeiten der Kontrahenten zu gehen: um die Machtgelüste eines einsamen, alten Mannes, den die Frau zu verlassen droht, und um die Rache eines Besessenen, den das Fieber des Jägers packt. Dieses Kurzschließen der Faktenlage mit sachfremden Motivationen ist eine der Stärken des Films. Klug leuchtet er die Mechanismen der ökonomischen Macht aus. „Überall lauern deine Gegner. Alle wetzen sie die Messer. Und wenn einer nah an dich rankommt, dann nur, um die besser zu treffen“, fasst Tom die Philosophie zusammen, die ihm sein Vater eingebläut hat.
„Bei der Auseinandersetzung mit dem Thema ist uns noch klarer geworden, dass die Regeln der Ökonomie fast zwangsläufig moralische Kategorien ausschließen. Selten fällt das Firmeninteresse mit dem Interesse der Gesellschaft zusammen.“ (Regisseur Martin Eigler)
„Ein mörderisches Geschäft“ liefert Gesellschaftskritik in einer angemessenen ästhetischen Form. Gleich im ersten Bild gibt Eigler ein Versprechen auf spannendes, telegenes Genrefernsehen. Krimi- und Thrillerdramaturgie für Fernsehfilm-Zwecke zu nutzen, ist ein bewährter Trick. So clever und vielschichtig wie in diesem ZDF-Film gerät das nicht immer. Das liegt neben dem Drehbuch, das jeder Figur ein doppeltes Gesicht und jeder Situation einen doppelten Boden gibt, auch an den Hauptdarstellern. Christiane Paul liefert eine gewohnt blickstarke Performance und gibt im Business-Anzug eine glaubwürdige Figur ab. Devid Striesow ist die perfekte Besetzung als leidenschaftlicher, angenehm repektloser Sanierer. Ideal auch Friedrich von Thun als Macht-Spieler der alten Schule. Bei diesen Dreien stimmt vordergründig nicht nur jede Geste, bei ihnen schwingt auch ständig etwas Unerklärtes mit. Firmen- und Figurengeheimnis gehen quasi Hand in Hand. (Text-Stand: 17.8.2011)
Foto: ZDF / Aki Pfeiffer