“Wann ist ein Mann ein Mann?” Wenn das so einfach wäre. Jede Zeit hat ihre Kerle. Verhaltensauffälligkeiten im Spannungsfeld zwischen Macho und Softie scheinen männlichen Wesen aber häufig in die Wiege gelegt zu sein. Christian Zübert wartet in “Echte Männer?” mit einigen dieser Konstanten auf. Da beten zwei Jungmänner in einer Kneipe ihr Bier an und nennen das einen draufmachen. Oder sie baggern zwei Mädels an – das heißt dann Spaß haben. Und weil sie Brüder sind und dicke Freunde, und ein Dritter dem jüngeren Bruder sein Lieblingsspielzeug weggenommen hat, gibt der ältere dem bösen Dritten paar auf die Nase.
Foto: Oro Sieben / Gordon Muehle
Aber der Reihe nach. Am Anfang stehen Peter und Sophie vor den Trümmern ihrer fünfjährigen Beziehung. “Sie hatte nur noch Bock auf Fußmassagen, und ich hab an andere Frauen gedacht”, bilanziert Peter. Als Sophie einmal nicht nur an andere Männer denkt, sondern auch mit einem Kollegen schläft, ist der Freund außer sich, verlässt sofort die gemeinsame Wohnung und zieht zu seinem großen Bruder Mike in die Provinz. Doch das mit dem Vergessen ist nicht so einfach, vor allem, als sich herausstellt, dass Sophie offenbar verliebt ist in ihren Seitensprung. Jetzt will Peter seine Traumfrau auf jeden Fall zurück. Bei Mike trifft er allerdings nur auf wenig Verständnis. Der kontert: “Ich war noch nie länger als zwei Wochen mit einer zusammen. Und hat es mir irgendwie geschadet?” Die Antwort gibt er sich selbst und schüttet sich einen nach dem anderen hinter die Binde.
Echte Männer? Mag sein. Auf jeden Fall aber sind Peter/Barnaby Metschurat (“Solino”) und Mike/Wotan Wilke Möhring (“Hat er Arbeit?“) gute Typen für einen Film. Frei nach W.C. Fields: Wer sich mit Kiddies anlegt und auf Hunde kotzt – das kann kein schlechter Mensch sein. Und wer von seiner Freundin verlangt, noch einmal 10.000 Kilometer zu fliegen, um das Objekt einer Affäre noch einmal zu treffen, damit er endlich das Gefühl haben kann, sie habe sich nicht nur “für” ihn, sondern auch “gegen” den anderen entschieden – das ist ein romantischer Paranoiker, aus dem ein deutscher Woody Allen werden könnte.
Foto: Pro Sieben / Gordon Muehle
Dass “Echte Männer?” wie schon Züberts erfolgreiches Kinodebüt “Lammbock” durch seine Charaktere und seine skurrilen Situationen besticht statt durch dramaturgische Stringenz – das schadet dem Film nicht, sondern ist eher eine angenehme Abwechslung im Fernsehen der durchgestylten Geschichten und großformatigen Konflikte. Originell auch die Szenen, in denen sich die liebesgeplagten Helden immer wieder mit Vatern waidmännisch mit Initiationsgeschoss im Wald tummeln. In “Echte Männer?” ist alles etwas kleiner. Auch die Männer natürlich. Die sind trotz großer Sprüche auf Normalmaß gestutzt. Die Frauen (kleine, feine Rollen für Christiane Paul & Jana Thies) im Übrigen auch. (Text-Stand: 20.3.2003)