Einen Film über die Magie der Bergwelt wollte der Regisseur Wolfram Paulus schon lange machen. Er träumte von Kino, doch als Fernsehfilm sah er die Chance, so eine Geschichte, kombiniert mit einem amourösen „Bäumchen-wechsel-dich“-Spiel, schneller zu realisieren. Es sollte anders kommen. Fünf Jahre, sechs Buchfassungen und zahlreiche Redakteursschikanen später erinnert sich der Österreicher heute mit einem Anflug von Galgenhumor an die Entstehungsgeschichte seines Films. Paulus: „In dieser Zeit habe ich viele Sünden abgebüßt.“
„Die Verzauberung, das ist für mich die Luft, die Atmosphäre und damit verbunden das Gefühl der Freiheit, das einen oben in den Bergen überkommt“, so der Filmemacher. Die Idee von einer Urlaubsgeschichte um zwei Ehepaare mit Kindern war schnell gefunden. Nachdem sich Mama und Papa einst nach dem Motto „Gegensätze ziehen sich an“ gefunden hatten und mittlerweile die magnetischen Kräfte merklich nachgelassen haben, gesellt sich nun Gleich zu Gleich. Die dominante Physiotherapeutin Karin (Katharina Müller-Elmau) und der paschahafte Internist (Christoph Waltz) entdecken ihre kopfgesteuerte Eintracht. Seelenverwandtschaft im klassischen Sinne indes erleben Nelly (Katharina Abt) und Walter (Heio von Stetten). Beide lieben die Bergwelt und das Wandern, den Duft der Wiesen und den Rausch der Höhe – und sie verlieben sich ineinander. So locker die Dramaturgie eines Sommerurlaubs die Handlung bindet, so fest ist bald das Band zwischen den sich gerade noch Fremden geschnürt.
Foto: BR / ORF
„Auf der Alm ist man anders“, weiß Wolfram Paulus aus eigener Erfahrung. „Almluft macht frei, man geht anders auf Menschen zu, man öffnet sich ihnen schneller und Wünsche, Sehnsüchte zeigen sich unvermittelter.“ Hinzu kommt die Ausnahmesituation des Urlaubs. Der Alltag wird an der Waldgrenze abgegeben. „In 2000 Meter Höhe ist der ideale Ort für psychologischen Tiefgang.“ Während der Dreharbeiten konnte und sollte diese Aura der Bergwelt für das Team nicht belebt werden. Die Innenszenen wurden allesamt im Tal gedreht. Dort wurde auch gewohnt. Psychologische Authentizität sollten sich die Darsteller erspielen. An schwer kontrollierbarer Gruppendynamik gab es trotzdem noch genug. „Ich wollte, dass die Schauspieler sich einbringen, ihre Charaktere und Dialoge mitentwickeln“, so Paulus. Doch die Schauspieler, allen voran Christoph Waltz, nahmen das Angebot des Regisseurs zu wörtlich. Vor lauter Improvisation befürchtete Paulus, bald das Große und Ganzen der Geschichte aus den Augen zu verlieren, und pfiff seine Schauspieler zurück. Waltz fand das inkonsequent. „Wir sind nicht deine Marionetten!“ polterte er vor versammelter Crew.
Das war der späte Höhepunkt einer erfahrungsreichen Projekt-Geschichte, die ein ewiges Ringen war zwischen dem Regisseur und seinen Haussendern ORF und BR. Die Redakteure wollten einen zweiten „Mittsommernachtstraum“ mit Zauberstab und Mythos, Wolfram Paulus stand der Sinn nach Liebe, Psychologie und Gleichklang der Herzen. Ein bisschen passt das Motto der Geschichte „Fremde Betten Ehe retten“ auch zur Produktionsgeschichte des Films. So leistete sich der Regisseur vor zwei Jahren einen „Seitensprung“ – und heuerte für „Mathilde liebt“ über eine Witwe, die ihren ersten Orgasmus erlebt, beim WDR an. Dank Christiane Hörbiger & einer sensiblen Inszenierung sahen den Film acht Millionen Zuschauer. Seitdem klappt es auch mit seinen Haussendern wieder besser. (Text-Stand: 23.5.2007)