Mit Pilcher-Stoffen ist das ZDF so gut wie durch; jetzt muss es Charlotte Link richten. Nach “Sturmzeit” und “Haus der Schwestern” hat sich Produzentin Regina Ziegler den Bestseller “Die Rosenzüchterin” vorgenommen. Ein als Krimi verpacktes Melo, das vom Schicksal einer Frau erzählt, die von Kindesbeinen an zum Spielball der Machtgelüste, Intrigen & Hoffnungen anderer wurde. Stoff für einen Fortsetzungsroman – anrührend, identifikationsträchtig, frauenaffin. Da dürfen große Namen nicht fehlen: Hannelore Elsner, Ruth Maria Kubitschek, Axel Milberg, Vadim Glowna, Frank Giering bevölkern die Szenerie dieses zumindest mit Schauwerten nicht geizenden TV-Dramoletts, das – wie es sich für Melodramen gehört – Innenwelten nach außen projiziert. Die eigentliche Hauptrolle spielt entsprechend die landschaftlich und klimatisch einzigartige Kanalinsel Guernsey: Mallorca very british.
Der Zweiteiler erzählt die Lebensgeschichte von Beatrice Shaye. Sie ist verhaftet worden, weil sie unter dringendem Verdacht steht, Helene Feldmann, mit der sie fast 50 Jahre unter einem Dach lebte, ermordet zu haben. Vor ihrem Sohn, der zugleich ihr Anwalt ist und der seit jeher unter der selbstzerstörerischen Beziehung der Frauen leidet, legt Beatrice eine Art Lebensbeichte ab. Jahrelang hat sie ihn belogen und ihn im Unklaren gelassen über seinen Vater. Jetzt macht sie reinen Tisch und verliert sich immer wieder in den Erinnerungen. Alles begann 1940. Bei der Evakuierung von Guernsey bleibt die 11-jährige Beatrice im hochherrschaftlichen Haus ihrer Eltern zurück, das der deutsche Kommandant sofort genau so in Besitz nimmt wie das selbstbewusste englische Mädchen. Beatrice wird die kommenden Jahre seelisch missbraucht von ihren “neuen Eltern”. Der unberechenbare Nazi macht sie zu seiner Vertrauten, aber auch seine unglückliche Frau klammert sich zunehmend an das Kind.
“Die Rosenzüchterin” folgt dem Lebensweg der beiden Frauen, die nicht los kommen voneinander, weil es Helene Feldmann immer wieder gelingt, Beatrice erpresserisch an sich zu binden. Zunächst ist es der Mord an Feldmann, dann ein folgenschwerer Seitensprung, schließlich die Bemutterung von Beatrices Sohn. Alles Tun zementiert die gegenseitige Abhängigkeit. So durchschaubar Konflikte und narrative Konstruktion auch sind – der Film bedient perfekt die Bedürfnisse derer, die sich gern in den weiblichen Mikrokosmos der Link-Stoffe verlieren. Vergangenheitsbewältigung Marke Pilcher, ein bisschen Küchenpsychologie und Charaktere, die so gezeichnet sind, dass sich der bedrohliche historische wie kriminalistische Hintergrund und das an Prüfungen und Verfehlungen reiche Leben als nicht mehr ganz so kompliziert erweisen. Und welcher dem Genre zugeneigte Zuschauer will nicht wissen, ob es der Heldin am Ende gelingt, aus dem lebenslänglichen Gefangenendasein endlich auszubrechen?! (Text-Stand: 7.11.2004)