Die Geschichte ist richtig gut: Zu Beginn des Ersten Weltkriegs befördert das Kriegsschiff „Emden“ eine Menge feindlicher Schiffe auf den Grund des Indischen Ozeans. Weil der Kapitän dafür sorgt, dass die jeweilige Besatzung stets überlebt, genießt die „Emden“ auch beim Feind einen ausgezeichneten Ruf. Eines Tages muss ein Teil der Männer beim Proviantfassen auf einer Insel tatenlos mit ansehen, wie ihr stolzes Schiff versenkt wird; und nun beginnt eine sechs Monate lange abenteuerliche Rückkehr in die weit entfernte Heimat.
Der Stoff erinnert an den Fluchtklassiker „So weit die Füße tragen“, doch trotz allen Aufwands und einigem Pathos schlug der Kinofilm viel zu wenig Kapital aus der großartigen Handlung. Selbst der namhaften Besetzung (u.a. Kekilli & Korittke) gelang es nicht, den Figuren Tiefe zu verleihen und damit aufrichtige Sympathie aufzubauen; auf diese Weise verpufften auch die wenigen Höhepunkte. Am interessantesten war noch die Rivalität zwischen dem bürgerlichen, aber edlen Leutnant Overbeck (Duken) & dem adlig-arroganten Leutnant von Schulau (Stahlberg), auch wenn beide Figuren komplett klischeehaft sind.
Foto: Degeto / Pfahl / Brackmann
Außerdem wirkte die Handlung der Kinoversion trotz einer Filmlänge von fast zwei Stunden etwas sprunghaft. Schaut man sich die Fernseh-Fassung an, weiß man auch, warum: Die ARD strahlt „Die Männer der Emden“ als insgesamt knapp 180 Minuten langen Zweiteiler aus (allerdings am Stück). Dabei handele es sich, versichert Berengar Pfahl (Buch, Regie, Produktion), um einen ganz anderen Film: Die TV-Version vertraue „der Authentizität und Emotion einer Liebesgeschichte“. Natürlich hat er den Stoff nicht neu erfunden, aber tatsächlich ist gerade im zweiten Teil der Schwerpunkt derart deutlich verlagert, dass Felicitas Woll anders als im Kinofilm zur Hauptdarstellerin wird: Parallel zur Odyssee der Schiffsbesatzung erzählt Pfahl, wie sich auch Overbecks Verlobte Maria (Woll) und ihre Familie Richtung Europa durchschlagen. Da Maria angesichts der Zeitungsschlagzeilen überzeugt sein muss, der Geliebte sei mit der „Emden“ untergegangen, gibt sie schließlich dem Werben eines etwas schnöseligen Adeligen (Matthias Schloo) nach, zumal ihr Vater (Gerd Wameling) diese Ehe nicht zuletzt aus kaufmännischen Erwägungen sehr begrüßt.
Für den Kinofilm hatte Pfahl die Romanze stark gekürzt, dort standen die Abenteuer der Soldaten klar im Vordergrund. Die TV-Fassung legt nun nicht zuletzt aufgrund der Berücksichtung weiblicher Sehbedürfnisse größeren Wert auf Gefühle, denn natürlich geht es nicht mehr nur um die Frage, ob die Protagonisten wohlbehalten die Heimat erreichen; man soll auch mit den Liebenden bangen. Trotzdem könnte sich die zweigleisige Auswertung als Eigentor erweisen, denn die Besprechungen des Kinofilms waren überwiegend negativ; das ist im Hinblick auf eine Fernsehausstrahlung nie hilfreich. All jene Szenen, die schon beim kürzeren Kinofilm als Längen empfunden wurden, sind nun naturgemäß nicht kurzweiliger; aber die Betonung der romantischen Ebene ist tatsächlich eine gewisse Bereicherung.
Davon abgesehen imponiert „Die Männer der Emden“ durch die eindrucksvolle Bildgestaltung von Erich Maria Krenek. Schon allein die Wüstenbilder sind großartig. Der Aufwand ist ohnehin enorm; gedreht wurde unter anderem in Sri Lanka, auf Malta, in Tunesien, Griechenland und auf Rügen. Zumindest optisch kann sich das Werk ohne weiteres mit vergleichbaren historischen Event-Produktionen aus dem Hause TeamWorx („Laconia“) messen, ohne aber deren dramaturgische Qualität zu erreichen. (Text-Stand: 18.3.2014)