Der Teufel mit den drei goldenen Haaren

Gierszal, Rosendahl, Sarbacher, Hennicke. Felix, der lebenslustige Menschenfreund

Foto: SWR / Kerstin Stelter
Foto Gϊti Hatef-Rossa

Von diesem Optimismus und dieser Freundlichkeit kann sich die coole Jugend von heute ein Scheibchen abschneiden. Die ARD-Adaption vom „Teufel mit den drei goldenen Haaren“ betont das Moment der Glückssuche auf Kosten der Düsternis der Vorlage. Ergebnis: ein fröhlich-besinnlicher, top gespielter 60-Minüter, der groß und klein Spaß machen wird, weil Autor Hahn das Buch mit Augenzwinkern, Hintersinn & launigen Dialogen gespickt hat.

„Glück ist das einzige, was sich verdoppelt wenn man es teilt“, lautet die von Albert Schweizer entlehnte Botschaft der Geschichte. Und dass daran etwas wahr sein muss, das strahlt einem der als Glückskind geborene Felix (Jakub Gierszal) mit verschmitztem Lächeln auch unentwegt entgegen. Nach einer Weile merkt man, dass nicht etwa im Märchenreich neuerdings eine Hanfplantage bewirtschaftet wird, sondern dass Felix‘ Lächeln tatsächlich von Herzen kommt. Dieser fröhlich-besinnliche 60-Minüter nach den Erzählungen der Brüder Grimm macht Spaß und das vor allem, weil Autor Rochus Hahn die Märchen-Adaption mit charmantem Augenzwinkern, Hintersinn & launigen Dialogen gespickt hat. Was oberflächlich betrachtet schlicht aussehen mag, etabliert dramaturgisch klug die Abgründe zwischen den Kontrahenten König Ottokar (Thomas Sarbacher) und Felix und löst sie am Ende unter Verzicht auf einen pompösen Showdown auf. Glücklich zu sein, ist vielleicht gar nicht so schwierig! Sarbacher spielt grandios die gebrochene Grandezza von Ottokar. Der Herrscher ist verbittert und sucht verzweifelt das Glück im Besitz von Gold. Knabe Felix hingegen ist freundlich, gibt sich seinem Schicksal offenen Herzens hin und wird dafür belohnt.

Als Felix mit einer Glückshaut geboren wird, trachtete ihm König Ottokar, für den Gold das einzig erstrebenswerte Glück ist, nach dem Leben. Der König entlockt den Säugling seinen Eltern und setzt ihn in einem Körbchen auf einem Fluss aus. Der kleine Junge hat Glück und wird gerettet. Er wächst in einer liebevollen Familie zu einem jungen Mann heran. Felix hat sich selbst das Geigenspiel beigebracht. Er hat Freude, wenn die Menschen zu seiner Musik tanzen und glücklich sind. Auf einer Reise erkennt König Ottokar in dem Geiger Felix, der schon seit 18 Jahren hätte tot sein sollen. Der König schickt ihn ins Schloss – mit einem versiegelten Hinrichtungsbefehl in der Tasche. Doch das Glückskind begegnet im Wald Aufständischen, die den König stürzen wollen. Der junge Mann imponiert den Rebellen. Heimlich fälschen sie den Brief des ungeliebten Königs. Auf dem Schloss soll Felix nun nicht hingerichtet werden, sondern die widerspenstige Prinzessin Isabell heiraten. Als Ottokar zurückkehrt, ist er außer sich vor Ärger über diese Täuschung und verlangt von Felix die drei goldenen Haare des Teufels (eindrucksvoll: André M. Hennicke) als Brautgeschenk.

Der Teufel mit den drei goldenen HaarenFoto: SWR / Kerstin Stelter
Ein märchenhaft schön grässlicher Teufel mit 1000 grauen Haaren: André Hennicke in dem Märchen-Klassiker

Felix ist ein junger Mann, der positiv ins Leben blickt und der mutig darauf vertraut, dass alles am Ende noch gut wird. Im schönsten Sinne wirkt Felix frei. Frei von allen Ängsten sicher nicht, doch frei von der Sorge, dass es nach den Prüfungen des Lebens nicht auch wieder Erfreuliches geben wird. Felix ist ein Menschenfreund und die schöne Prinzessin Isabell (Saskia Rosendahl) macht sich als Stalljunge verkleidet mit ihm auf die Heldenreise. Sie wandelt sich von der eigensinnigen und hochnäsigen Zicke zur liebevollen Freundin und Gefährtin. Auf ihrem Weg zum Teufel mit den drei goldenen Haaren dreht sich nicht alles allein um Felix. Er hat ein offenes Ohr für die Sorgen der Menschen, denen sie unterwegs begegnen. Höflich und freundlich zu sein, gilt heutzutage nicht als besonders cool, aber vielleicht bleibt ja etwas hängen von Felix‘ und Prinzessin Isabells Märchen-Botschaft?! Oma hätte gesagt: „Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es heraus.“ Alternativ passt zu dieser Einsicht auch Justin Timberlakes „What Goes Around Comes Back Around”.

Hans-Günther Bückings ZDF-Adaption vom „Teufel mit den drei goldenen Haaren“ (2009), die am 8.12. wiederholt wird, mag mit ihrer düsteren Bildsprache näher am Geist der Vorlage liegen, aber die ARD Adaption kann vor allem mit dem überzeugenden jungen Paar, Felix (Jakub Gierszal) und Prinzessin Isabell (Saskia Rosendahl), für sich einnehmen. Unter der Regie von Maria von Heland gelingt es Schauspielern, Szenenbild, Kostüm und Musik sowohl das Königreich als eine liebliche Welt zu erschaffen, als auch das dunkle Reich des Teufels kindgerecht greifbar zu machen. Die Hoffnung und das Licht siegen über Habsucht und Dunkelheit, in der Geschichte und in den Bildern. „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ ist ein Märchen, das Leichtigkeit und Zuversicht vermittelt. (Text-Stand: 1.12.2013)

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Reihe

ARD Degeto, SWR

Mit Jakub Gierszal, Saskia Rosendahl, Thomas Sarbacher, André M. Hennicke, Christine Schorn, Robert Besta, Bernd Stegemann

Kamera: Egon Werdin

Szenenbild: Jan L. Hartmann

Kostümbild: Andreas Janczyk

Schnitt: Barbara von Weitershausen

Musik: Youki Yamamoto

Produktionsfirma: Bavaria Fernsehproduktion

Drehbuch: Rochus Hahn

Regie: Maria von Heland

Quote: 2,16 Mio. Zuschauer (13,2% MA)

EA: 26.12.2013 15:10 Uhr | ARD

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