Viele Jahre lang hat die ARD-Tochter Degeto in ihren Freitagsfilmen immer wieder die gleiche Geschichte erzählt: Eine Frau liebt einen Mann, ein Mann liebt eine Frau. Allein: Das Schicksal hat vorerst andere Pläne; erst muss das potenzielle Traumpaar ein Hindernis überwinden, bevor es sich im Licht der untergehenden Sonne schmachtend in die Arme sinken darf. Originell an den Geschichten ist einzig dieser Widerstand, schließlich ist das Happy End nicht nur vorhersehbar, sondern auch unvermeidlich.
In Wolf Gremms Schmachtwerk „Der See der Träume“ nach dem gleichnamigen Roman der Bestsellerautorin Kristin Hannah muss eine Frau (Ursula Buschhorn) zwischen zwei Männern wählen. Eigentlich ist die Entscheidung klar, denn Annas Gatte (Michael Greiling) hat sie wegen einer anderen (selbstredend jüngeren) schmählich sitzen lassen. Da trifft es sich gut, dass Annas Jugendliebe, der schmucke Polizist Nick (Michael von Au), gleichfalls unvermutet allein da steht: Seine Frau ist kürzlich verstorben. Mit ihren schmachtend großen blauen Augen nimmt Frau Buschhorn einem eigentlich abwertend gemeinten Begriff jede Bösartigkeit: Anna entpuppt sich als patente Witwertrösterin und hilft außerdem Nicks in hartnäckige Sprachlosigkeit verfallene Tochter aus ihrem traumatischen Schweigen.
Nun wird es aber langsam Zeit, dass der Haken ins Spiel kommt, und siehe da: Anna ist schwanger; doch nicht etwa von Nick, sondern vom Gatten Rolf, der sie ohnehin zurück will. Damit nur ja keine Verwirrung entsteht, darf Greiling keinen Zweifel an Rolfs Charakter aufkommen lassen: Der Schnösel hat sich trotz aller vermeintlicher Reue selbstredend keinen Deut geändert und bleibt auch weiterhin zuvorderst mit seiner Anwaltskanzlei verheiratet; das trübt den Filmgenuss für alle Männer, die Ehrgeiz im Beruf nicht automatisch für verwerflich halten, bedeutend. Aber für Kerle sind diese Geschichten ohnehin viel zu zart; die verraten ja auch schon nach zehn Minuten, wie sie ausgehen werden, und verspielen sämtliche Sympathien der Lebensgefährtin, wenn sie den ersten Kuss des Liebespaars mit kindischen Knutschgeräuschen begleiten… Autor und Regisseur Wolf Gremm hat übrigens 1982 den Kinofilm „Kamikaze“ gedreht mit Rainer Werner Fassbinder! (Text-Stand: 4.8.2006)