Der Ranger – Paradies Heimat: Wolfsspuren / Vaterliebe

Philipp Danne, Liza Tzschirner, Brune/Frauenhoff, Barth. Von Wölfen & Saboteuren

Foto: Degeto, MDR / Tom Schulze
Foto Tilmann P. Gangloff

Ein Mann, zwei Frauen, alle drei recht attraktiv – und doch chancenlos gegen das Elbsandsteingebirge: Regisseur Axel Barth hatte offenbar den Auftrag, vor allem dem zweiten Titelteil der neuen Freitagsreihe „Der Ranger – Paradies Heimat“ (Degeto / ndF) gerecht zu werden. Die ständigen Kameraflüge sind allerdings auf Dauer etwas einfallslos. Sehenswert ist der erste der beiden Filme, „Wolfsspuren“, vor allem wegen Philipp Danne als engagiertem Nationalpark-Ranger und Liza Tzschirner als Biologin, die einem Wanderwolf bis in die Sächsische Schweiz gefolgt ist. Zentraler Konflikt beider Filme ist die Erb- und Erzfeindschaft des Titelhelden mit einem Unternehmer, dem er die Schuld am Tod seines Vaters gibt. Was im ersten Film noch ganz interessant ist, wirkt im zweiten hingegen wie eine Wiederholung.

Wäre Deutschland nur halb so schön, würden viele Freitagsfilme der ARD-Tochter Degeto vermutlich ausschließlich in Österreich spielen; zumindest jene, in denen die Landschaft die heimliche Hauptdarstellerin ist. In der neuen Reihe „Der Ranger – Paradies Heimat“ lässt schon der Titel keinen Zweifel daran, was die Zuschauer erwartet: Entweder gibt es für den Nationalpark Sächsische Schweiz kein Drohnenverbot oder die Behörden haben eine Ausnahme gemacht; ansonsten hätten Regisseur Axel Barth und Kameramann Simon Schmejkal ein echtes Problem gehabt, denn die Luftaufnahmen machen einen nicht unerheblichen Teil des Films aus. Meistens zeigen die Bilder das in der Tat imposante Elbsandsteingebirge, aber auf Dauer wirkt das reichlich einfallslos und wie eine Überdosis, weil es sie bei jedem Szenenwechsel gibt; also alle ein bis zwei Minuten. Trotzdem ist Philipp Danne noch öfter zu sehen, und da der Film größtenteils in der Natur spielt, lässt sich zumeist beides gleichzeitig einfangen: die schöne Landschaft und der attraktive Hauptdarsteller. Danne ist am ehesten durch seine durchgehende Rolle in der ARD-Vorabendserie „In aller Freundschaft – Die jungen Ärzte“ bekannt und hat bereits in der ansonsten nicht weiter der Rede werten Pilcher-Liebesgeschichte „Erdbeeren im Frühling“ (2016) bewiesen, dass er alles mitbringt, was ein romantischer Held braucht. In der neuen Degeto-Reihe ist er auch körperlich gefragt: Teil eins, „Wolfsspuren“, beginnt und endet mit zwei Kletterpartien im Sandstein, die überzeugend gefährlich wirken; in beiden Filmen gibt es eine Szene, in der der Held das Hemd wechselt, damit sich die Zielgruppe an seinem gut trainierten Oberkörper erfreuen kann. Schmejkal meint es ohnehin gut mit dem Hauptdarsteller, den er gleich zu Beginn so vorteilhaft ins Gegenlicht setzt, dass die Sonnenstrahlen wie eine Korona wirken.

Die Sterne-Vergabe im Detail: Die Auftaktepisode, „Wolfsspuren“ hat sich 3,5 Sterne verdient. „Vaterliebe“ hingegen bekommt nur drei tittelbach.tv-Sterne.

Der Ranger – Paradies Heimat: Wolfsspuren / VaterliebeFoto: Degeto, MDR / Jens-Ulrich Koch
Die jugendlichen Naturschützer, Paula (Leonie Wesselow), Morten (Matti Schmidt-Schaller) und Erik (Tom Gronau), sorgen für reichlich Aufregung im Naturpark.

Die Handlung ist zumindest im ersten Film deutlich einfallsreicher als die Bildgestaltung: Nach einigen Jahren in Kanada ist Jonas Waldek, Anfang dreißig, als Leiter der Ranger-Station des Nationalparks Sächsische Schweiz in seine Heimat zurückgekehrt; hier gehört er einfach hin, wie der eigens komponierte Titelsong versichert („Right where I belong”). Als er auf einen Wolf trifft, ist Jonas begeistert, auch wenn die Einheimischen prompt um Vieh und Kinder fürchten. Im Gefolge des Wolfs taucht zudem eine selbstbewusste Biologin auf: Emilia Graf (Liza Tzschirner) arbeitet an einem Forschungsprojekt über Wanderwölfe und ist dem Tier schon seit einiger Zeit auf der Spur. Der Wolf stürzt Jonas aber auch in ein Dilemma: Bergbau-Unternehmer Nollau (Matthias Brenner) will in seiner alten Mine eine Probebohrung durchführen lassen. Er hofft auf ein Lithium-Vorkommen, was der Gegend neuen Aufschwung bringen würde, aber dafür braucht er die Erlaubnis der Nationalparkbehörde, und die bekommt er sicher nicht, wenn sich der Wolf heimisch fühlt. Also greift er zu einem ganz miesen Mittel: Nollau ist auch Besitzer des Sägewerks, das Jonas’ Familie seit 25 Jahren betreibt. Weil der Pachtvertrag jedoch verschwunden ist, kann er die Waldeks jederzeit vor die Tür setzen, und Jonas muss sich entscheiden: entweder der Wolf oder die Familie. Dass er, wenn er nachgibt, sämtliche Sympathien Emilias verscherzen würde, versteht sich von selbst.

Das ist als Geschichte gar nicht schlecht, zumal auch der strahlendste Held einen inneren Konflikt benötigt, um mehr als nur eine äußerliche Faszination auszustrahlen; und für Jonas geht es in der Tat um alles. Gibt er Nollaus Druck nach, verrät er seine Überzeugungen, denn selbst für eine Probebohrung würden die schweren Maschinen viel Wald zerstören. Andererseits hat Jonas das Gefühl, die Familie schon einmal im Stich gelassen zu haben, denn während seiner Zeit in Kanada ist sein Bruder Frank mit dem Motorrad verunglückt; dabei ist auch der Pachtvertrag verloren gegangen. Warum Frank die Papiere überhaupt dabei hatte, lässt der Film offen, und dass er sie in einer Thermoskanne deponiert hat, ist ebenfalls ungewöhnlich, bereichert die Geschichte aber um eine interessante Nebenebene: Jonas hat in einem Bach die Uhr seines Bruders entdeckt; es gibt also begründete Hoffnung, dass auch die Thermoskanne wieder auftauchen könnte. Weil jemand anders die gleiche Idee hatte, kommt es zum Finale im eindrucksvollen Felsmassiv. Interessant ist auch die Familienkonstellation, zumal die Rollen gut und treffend besetzt sind: Jonas lebt mit seiner verwitweten Mutter (Heike Jonca), seiner Schwägerin Rike (Eva-Maria Grein von Friedl) sowie deren Sohn zusammen, für den er, ohne dass der Film eine große Sache draus macht, zum Vaterersatz wird. Die Szenen mit den beiden sind von einer angenehmen Selbstverständlichkeit, was auch am jungen Valentin Wessely liegt; der Junge war schon in der melancholischen Tragikomödie „Zuckersand“ über die Freundschaft zwischen zwei Zehnjährigen in der DDR ausgezeichnet.

Der Ranger – Paradies Heimat: Wolfsspuren / VaterliebeFoto: Degeto, MDR / Jens-Ulrich Koch
Ausgelassene Stimmung beim Hoffest. Als Emilia (Liza Tzschirner) Jonas (Danne) auf die Tanzfläche zieht, stoßen er und Schwägerin Rike (Eva Maria Grein von Friedl) versehentlich zusammen. Sie tauschen Blicke aus, die beide kurzfristig irritieren.

Soundtrack: Jan-Philipp Kelber („Right where I belong”, Titelsong).
„Wolfsspuren”: Credence Clearwater Revival („Bad Moon Rising”),
„Vaterliebe”: The Wind and the Wave („Don’t You  – Forget about Me”

Das Autorenduo Andreas Brune und Sven Frauenhoff war bislang überwiegend für die RTL-Actionserie „Alarm für Cobra 11“ tätig, hat aber auch die romantische Abenteuerkomödie „Indisch für Anfänger“ (2011) mit Henning Baum und Wolke Hegenbarth geschrieben. Regisseur Barth ist ebenfalls ein Mann mit „Cobra 11“-Erfahrung und hat in den letzten Jahren viele „Bergdoktor“-Episoden inszeniert; in der ZDF-Serie spielt die Landschaft ja gleichfalls eine nicht unerhebliche Rolle. Den Ausflug in die Sächsische Schweiz meistert er routiniert und – von den Drohnenflügen abgesehen – unauffällig. Die Stimmung wird vor allem von der gefälligen Musik (Jens Langbein, Robert Schulte-Hemming) bestimmt, die an den richtigen Stellen auch mal schmissig oder dramatisch wird und die Landschaftsbilder mit lässigem Gitarren-Sound unterlegt. Einige Szenen sind durchaus spannend, wenn sich der Ranger beispielsweise unerschrocken einem halben Dutzend von Nollau gedungenen Jägern in den Weg stellt, die den Wolf meucheln wollen, auch wenn Musik und Inszenierung keinen Zweifel aufkommen lassen: Der Jonas schafft das schon. Danne und Liza Tzschirner bilden zudem ein reizvolles (Liebes-)Paar. Die frühere „Sturm der Liebe“-Darstellerin hat bereits einige Sonntagsfilme im ZDF („Rosamunde Pilcher – Ein Doktor & drei Frauen“ oder zuletzt „Inga Lindström – Vom Festhalten und Loslassen“) eine Klasse besser gemacht.

Im zweiten Teil der „Ranger“-Reihe spielt Tzschirner nur noch eine Nebenrolle, aber das ist nicht der entscheidende Grund dafür, dass „Vaterliebe“ deutlich abfällt: Über weite Strecken ist der Film kraftlos und hat kaum mehr zu bieten als die ständigen Luftaufnahmen. Für Abwechslung sorgt zunächst allein ein weiterer Wolf, diesmal ein Weibchen, das mitsamt Welpen von Jonas und Emilia vor dem sicheren Tod gerettet wird. Die eigentliche Geschichte setzt den Konflikt zwischen dem Ranger und Nollau fort: Der Unternehmer will auf Tourismus umsatteln und unter anderem einen Kletterpark einrichten. Derweil treiben drei jugendliche Naturschützer ihr Unwesen im Nationalpark. Anfangs sägen sie nur Wegweiser um, aber dann stürzt Nollaus Architekt ab, weil ein Klettereisen gelockert worden ist. Als Jonas’ Freund und Kollege Christoph (Jörg Witte) herausfindet, dass auch seine Tochter (Leonie Wesselow) zu den Saboteuren gehört, bittet er seinen Chef um Aufschub, damit sich die drei freiwillig stellen können, aber der Wortführer (Matti Schmidt-Schaller) des Trios denkt überhaupt nicht daran und verschuldet unter anderem eine schwere Verletzung von Jonas’ Neffen. Die jungen Schauspieler fügen sich nahtlos ins gute Ensemble ein, aber die brav und tempoarm inszenierte Geschichte wird erst spannend, als sie schon fast vorbei ist. Rike ist schockiert, dass Jonas die Täter nicht direkt angezeigt hat und gibt ihm die Schuld an Lukas’ Unglück, aber der Ranger hat derweil ganz andere Probleme: Er ist ausgerechnet mit Erz- und Erbfeind Nollau, dem er die Schuld am Tod seines Vaters gibt, im Bergwerksstollen verschüttet, und endlich können sich die beiden Männer mal so richtig die Meinung sagen. Als am Ende alles wieder gut ist, lässt es der Film noch mal knistern und setzt einen neuen emotionalen Reizpunkt; aber das war bereits zu erahnen, als Rike äußerst reserviert auf Emilias Übernachtung bei Jonas reagiert hat.

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Reihe

ARD Degeto, MDR

Mit Philipp Danne, Matthias Brenner, Liza Tzschirner, Heike Jonca, Eva-Maria Grein von Friedl, Jörg Witte, Sebastian Kaufmane, Valentin Wessely, Luca Gogolz. Episodenrollen „Vaterliebe“: Matti Schmidt-Schaller, Leonie Wesselow

Kamera: Simon Schmejkal

Szenenbild: Mathias Heinze

Kostüm: Cornelia Streiter

Schnitt: Claudia Fröhlich

Musik: Jens Langbein, Robert Schulte-Hemming

Redaktion: Jana Brandt, Melanie Brozeit (beide MDR), Stefan Kruppa (Degeto)

Produktionsfirma: ndF

Produktion: Gabriela Brenner

Drehbuch: Andreas Brune, Sven Frauenhoff

Regie: Axel Barth

Quote: (1): 3,93 Mio. Zuschauer (13,1% MA); (2): 3,97 Mio. (13,6% MA)

EA: 23.11.2018 20:15 Uhr | ARD

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