Die Bewohner des bayerischen Voralpendorfs Merching brauchen ein Wunder, um die Eingemeindung mit dem Nachbarort Mirning abzuwenden. Dieses Wunder stellt sich bald ein. Allerdings muss die Fenzlbäuerin, von allen Kathi genannt, die mit dem Ende eines unabhängigen Merchings ihren dringend benötigten Nebenjob als Gemeindesekretärin verlieren würde, Gott schon gehörig nachhelfen. Regentropfen, die auf die Wangen der Madonna in der hiesigen Kapelle fallen, bringen sie auf die Idee: Eine weinende Maria könnte Merching zum Wallfahrtsort machen und der Gemeinde helfen, aus den Schulden herauszukommen. Und einen Wallfahrtsort würde in Bayern kein Politiker eingemeinden. Also inszeniert sie mithilfe ihres cleveren Sohns das Wunder von Merching. Und alle glauben es: Kathis alter Vater, der Pfarrer, der Bürgermeister und die Gläubigen sowieso. Allein der Mirninger Bürgermeister wittert den Komödienstadel – und so stehen bald ein gestrenger Gerichtsvikar und ein schneidiger Journalist bei der Madonna auf der Matte. Ausgerechnet jetzt sind die Kanülen verstopft – und die Maria weint nicht mehr.
Wunder gibt es immer wieder. Große wie eine weinende Madonna. Kleine wie ein ARD-Freitagsfilm, bei dem man sich richtig gut unterhalten kann: so der Fall bei „Das Wunder von Merching“. Was auf den ersten Blick völlig abwegig und ausgedacht wirkt, entwickelt sich zu einer absurd-romantischen Schnurre, die weißblaue Mentalitätsklischees und amouröse Glücksmomente munter und sympathisch unter die Handlung der Betrügerkomödie pflügt. Was vorgestrig dörflich daherkommt, ist pfiffig mit viel narrativem Esprit und inszenatorischer Phantasie gestaltet. „Das Wunder von Merching“ lässt sich förmlich sehen. Die Kamera zaubert für einen Degeto-Film ungewohnt stimmungsvolle Bilder und die Auflösung, inklusive Schnitt, ist bisweilen höchst originell. Die Krönung dieser Heimatkomödie von Thomas Kronthaler nach dem Buch von Dominique Lorenz sind die Schauspieler. Ein wunderbar homogenes Ensemble wurde da um die beiden überragenden Hauptdarsteller, Fred Stillkrauth und Jule Ronstedt, herum gruppiert. Da kommt große Sympathie auf – und immer wieder heißt es Mitfiebern mit der Hauptfigur. Wie es der „Franzi“-Darstellerin gelingt, mit bayerischer Folklore, zwischen burschikoser Bauernkluft und fescher Dirndl-Tracht, für sich einzunehmen – das hat was und macht Ronstedt zu einer der unkonventionellsten Wohlfühl-Schauspielerin hierzulande. Ihre Kathi hält irgendwann dem moralischen Druck nicht mehr Stand und beichtet den Merchingern alles. Die sind erbost, drohen mit sozialer Ächtung. Doch das nächste Wunder kommt bestimmt!
Foto: Degeto / Hendrik Heiden