Brücken der Liebe

Ein Film kann eine Brücke sein: Reise in die deutsch-polnische Vergangenheit

Foto: MDR / Wojciech Szarlinski
Foto Rainer Tittelbach

So wie bei dem anrührenden Fernsehfilm von Miroslaw Bork, der Geschichte und Gegenwart deutsch-polnischer Beziehungen in einen unaufgeregten Reisefilm mit vielen kleinen Zufällen und nur wenigen aufgesetzten Emotionen verpackt hat, machen Koproduktionen Sinn.

Enkelin und Großmutter mit ostpreußischen Wurzeln fahren gemeinsam in die polnischen Masuren. Was als Geschäftsreise mit Familienanhang beginnt, endet für die eine als Reise in die Vergangenheit, für die andere als Reise in die Zukunft. Bei beiden Frauen geht es um die Erfahrung der großen Liebe, für die man alles hinter sich lassen würde. “Brücken der Liebe”, so der Titel der deutsch-polnischen Ko-Produktion, das sind die Brücken zwischen Polen und Deutschen und die Brücken zwischen den Generationen. Die Brücken zwischen den Geschlechtern müssen in diesem dem Kitsch immer wieder entkommenden Melodram nicht mehr errichtet werden. Dass Frauen und Männer zusammen gehören, man nur auf den Richtigen warten müsse – an diesem populären Klischee will der Film nicht rütteln.

Für Großmutter Elsa ist es Joachim, die erste große Jugendliebe, die ihr viele Jahre keine Ruhe ließ. Er musste in den Krieg, sie wurde aus den Masuren vertrieben. Fast 60 Jahre nach dem letzten Kuss der beiden sieht die betagte Frau durch die Polenreise ihrer Enkelin plötzlich noch einmal eine Chance, an die Plätze ihrer Jugend zurückzukehren und vielleicht sogar noch einmal ihren Schatz von damals in die Arme zu schließen. Für Christina ist die Reise in die Masuren dagegen nur eine Pflichtübung. Sie soll einen Hochglanzartikel über das polnische Urlaubsparadies schreiben. Vor Ort spielt der polnische Fotograf Marek für sie den Fremdenführer. Anfangs können sich die beiden nicht riechen. Doch bald erliegt die gar nicht mehr so toughe Journalistin der slawischen Seele und der schlitzohrigen Art des Polen.

So wie bei diesem anrührenden und ohne dramaturgisch große Überraschungen auskommenden Fernsehfilm von Miroslaw Bork, der Geschichte und Gegenwart deutsch-polnischer Beziehungen in einen unaufgeregten Reisefilm mit vielen kleinen Zufällen, aber trotzdem mit wenigen aufgesetzten Emotionen verpackt hat, machen Ko-Produktionen Sinn. Nicht nur die Geschichte zeigt verschiedene nationale Mentalitäten – auch der Blick in die Gesichter, die verschiedenen Stimmungslagen von den überzeugenden Hauptdarstellern, der beiläufig-natürlichen Julia Richter, dem empfindsam-verschmitzten Robert Gonera und der ein wenig überagierenden Ursula Karusseit. Auch zwischen diesen recht unterschiedlichen Stilen des Spiels schlägt diese TV-Romanze eine Brücke. (Text-Stand: 28.4.2004)

Brücken der LiebeFoto: MDR / Wojciech Szarlinski
Sie kehrt in Polen noch einmal in an die Orte ihrer Jugend zurück. Ursula Karusseit in der MDR-Produktion „Brücken der Liebe“

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Fernsehfilm

MDR

Mit Julia Richter, Robert Gonera, Ursula Karusseit, Heikko Deutschmann, Ryszard Sobolewski, Jan Jankowski

Kamera: Jürgen Heimlich, Otto Kirchhoff

Schnitt: Slawomir Piernik

Musik: Marek Kuczynski

Produktionsfirma: Saxonia Media

Drehbuch: Marlies Ewald

Regie: Miroslaw Bork

EA: 28.04.2004 20:15 Uhr | ARD

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