Beischlafdiebin

Constanze Engelbrecht, Nele Mueller-Stöfen, Petzold. Glücklos in der Männerwelt

Foto: ZDF
Foto Rainer Tittelbach

„Beischlafdiebin“ erzählt von Petra, die ihre Männer mit Tropfen und kleinen Elektroschocks gekonnt aufs Kreuz legt und sie anschließend ausnimmt. Nach Jahren in der Fremde, einsam in Hotels, ist sie müde und ausgepumpt, will endlich heim, nach Köln zu ihrer Schwester Franziska. Gemeinsam träumen sie von einem neuen Leben… Kinofan Christian Petzold gibt den Schauplätzen in diesem Film etwas Amerikanisches oder Französisches, eine Aura von Einsamkeit strahlt aus den Bildern, und Constanze Engelbrecht verströmt mehr als einen Hauch Romy Schneider. „Präzises Kammerspiel & großes Gefühlskino“ (TV-Spielfilm)

Auf die Idee zu seinem dritten Fernsehfilm brachte den Berliner Christian Petzold („Cuba libre“) seine Friseuse. Sie erzählte vom ausschweifenden Lanzaroter Luxusleben in jungen Jahren – und von einer Freundin, die nach zehn Jahren Highlife als „Beischlafdiebin“ endete und sich später umbrachte. Ein geeigneter Stoff für einen Filmemacher, der Kino-Bilder im Kopf hat und sich nur wenig um den herkömmlichen Fernsehspiel-Realismus schert.

„Mit viel Halbschatten und suggestiver Musik gelingt Regisseur Petzold das perfekte Melodram. Präzises Kammerspiel & großes Gefühlskino“ (TV-Spielfilm)

Die Arte/ZDF-Koproduktion „Beischlafdiebin“ erzählt von Petra, die ihre Männer mit Tropfen und kleinen Elektroschocks gekonnt aufs Kreuz legt und sie anschließend ausnimmt. „Ich bin keine Nutte“, darauf legt sie Wert, die Reisende in Sachen Verführung. Nach Jahren in der Fremde, einsam in Hotels, ist sie müde und ausgepumpt, will endlich „nach Hause“, nach Köln zu ihrer Schwester Franziska, der sie das Studium finanziert hat. Aber auch bei ihr lief das Leben nicht so wie erhofft. Als Übersetzerin erlebte sie Schiffbruch und jobbt nun im Kaufhaus. Gemeinsam glauben die beiden Frauen, ein neues Leben beginnen zu können.

Wie schon in seinem Debüt „Pilotinnen“ bemühte sich Petzold auch in „Die Beischlafdiebin“ darum, wie er selbst sagt, „diesen geheimnislosen Orten in Deutschland etwas Märchenhaftes abzugewinnen, ohne dass es gleich zu einer Parabel wird“. Den Schauplätzen etwas Amerikanisches oder Französisches geben – das schwebte dem Kino-Fan vor, der darüber hinaus dem Spiel von Constanze Engelbrecht einen gewissen Romy-Schneider-Touch verleihen wollte. Erzählt wird eine Beziehung zweier Frauen, deren Geschäft die Lüge ist. Eine alltagsrealistische Oberfläche mit linearem Spannungsverlauf interessiert Petzold nicht. „Ich wollte einen langsamen Film erzählen, einen Film aus Schleifen und Wiederholungen, in dem immer wieder die gleichen Sätze fallen.“ Wie in einem Labyrinth laufen sich die Frauen fest auf ihrem Weg in Richtung Glück. Anständig kommen sie nicht weiter in dieser Männerwelt.

„Eine in den Hauptrollen intensiv gespielte Kriminaltragödie um den Ausverkauf von Träumen und Begehrlichkeiten. Sie beschwört eine düster-fatalistische Film-noir-Welt, die in ihrer vorhersehbaren Ausweglosigkeit an die Cornell-Woolrich-Adaptionen François Truffauts (‚Das Geheimnis der falschen Braut‘, ‚Die Braut trug schwarz‘) erinnert.“ (Lexikon des internationalen Films)

Und so überwuchert Einsamkeit die Bilder, kommt eine gewisse Kälte, auch Resignation auf. Für Petzold war es klar, dass die Hauptfiguren Frauen sein mussten. „Die biologische Uhr tickt bei ihnen schneller. Wenn ihr Leben mit 40 noch nicht in geordneten Bahnen verläuft, kommt der Niedergang schneller und heftiger. Deshalb sind Frauen in einer solchen Situation zu größerer krimineller Energie fähig.“ Neben Constanze Engelbrecht überzeugt auch Nele Mueller-Stöfen („Hotel Mama“) in der für sie ungewohnt ernsten Rolle. (Text-Stand: 1998)

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Fernsehfilm

ZDF

Mit Constanze Engelbrecht, Nele Mueller-Stöfen, Wolfram Berger, Richy Müller, Nadeshda Brennicke

Kamera: Hans Fromm

Szenenbild: K.D. Gruber

Kostüm: Anette Guther

Schnitt: Katja Dringenberg

Musik: Stefan Will

Produktionsfirma: Schramm Film, Koerner & Weber

Drehbuch: Christian Petzold

Regie: Christian Petzold

Quote: Wh. (2002): 4,99 Mio. Zuschauer (16,8% MA)

EA: 19.06.1998 20:15 Uhr | Arte

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