Zwei Dinge eint die sechs grundverschiedenen Männer um die 30: sie wissen nicht, was sie wollen (auf jeden Fall aber nicht erwachsen werden) und sie sind Anhänger von Eintracht Braunschweig, einem Verein, der in der Saison 1966/67 Deutscher Meister wurde und heute in der dritten Liga herumdümpelt. Das eine bedingt das andere. Weil sie mit ihrem Leben nicht zurechtkommen, kultivieren sie ihren Frust in Fußball- und Freundschaftsritualen. Ihr Spiel beginnt in der dritten Halbzeit. Und weil sie aus dem Kicken und Kloppen nicht herauskommen, öffnen sich auch keine neuen Wege. Bei Florian, Otto & Co ist Stillstand angesagt. Auf die Reise gehen, schon, klar – aber eine Pille tut’s auch. Und Freundinnen? Warum nicht?! Zwei aus der Clique versuchen es: der eine Versuch endet tragisch. Der andere trägt von Anfang an sein Ende in sich. „Ich habe nichts gegen dieses Gewaltding, weißt du. Jungs brauchen das vielleicht so mit 17“, sagt die Auserwählte, „aber mit 30?“
Fabian Hinrichs, Melika Foroutan„Ich möchte hier noch irgendwas kaputtmachen“, sagt „Leader“ Florian später. Otto: „Irgendwas oder irgendwen?“ Der Blick fällt auf eine Gruppe x-beliebiger Fußballfans. „Irgendwen“, kommt die Antwort und Florian prügelt sich geradezu in einen Gewaltrausch. Unheilvoll brodelt es aber nicht nur in ihm. Einer verleugnet sein Schwulsein, ein anderer kommt mit seinem Doppelleben nicht klar: im Job Polizist, in der Freizeit kriminell. Sechs tickende Zeitbomben, sechs manische Männer, die nach dem Motto leben: „Ich hau drauf, also bin ich!“ – das sind die „Triebkräfte“ von „66/67 – Fairplay war gestern“ (Trailer). Es ist ein Film von Carsten Ludwig und Jan Christoph Glaser, den Machern von „Berlin 1. Mai“.
Diese ewigen Jungs sind keine herkömmlichen Hooligans, dafür sind die meisten von ihnen zu intelligent. Und so ist dieser Film keine Studie über die Gewalt rund um die Fußballplätze, sondern ein Film um sechs Jungmänner, die nichts lernen aus ihrem Leben, die ihre Gefühle verleugnen und ihre innere Leere mit Gewalt füllen. Es ist ein leidenschaftlicher Film, wunderbar sprunghaft und unberechenbar wie seine Protagonisten. Er ist schnell, dynamisch und doch psychologisch präzise, ein schmutziger, kleiner Film mit Hang zum Exzessiven. Ludwig und Glaser haben für diese Tonlage mit Fabian Hinrichs und Christoph Bach zwei überragende Akteure. Beide haben ihre de Niros und Keitels genauestens studiert. Nicht zu Unrecht erkannten Filmkritiker zum Kinostart die Nähe zu Martin Scorseses Frühwerk.