Als ProSieben „Zwei Zivis zum Knutschen“ 2005 zum ersten Mal ankündigte, hieß diese Komödie noch „Zivile Jungs – Helden in Unterhosen“. Kurzfristig verschwand der Film dann aus dem Programm, um dann fast auf den Tag genau drei Jahre später wieder aufzutauchen. Der Titel ist nicht besser geworden, aber etwas anderes hat sich geändert: Diana Amft, damals vor allem als Darstellerin der „Mädchen“-Filme bekannt, hatte zwischenzeitlich dank der RTL-Serie „Doctor’s Diary“ enorm an Popularität gewonnen. Auch die anderen Darsteller können sich sehen lassen, zumal die Geschichte durchaus hintersinnig ist.
Benjamin und Rocky, beide knapp zwanzig, könnten kaum unterschiedlicher sein. Benjamin (Moschitto), ein schüchterner Bursche, fährt einen Opel Corsa und sieht aus wie der typische Streber. Rocky (Sengelmann) heißt eigentlich Harald, ist Musiker mit Leib und Seele, gibt sich gern punkig und will im Leben vor allem Spaß haben. Eins allerdings eint sie: Zum „Bund“ wollen beide nicht. Das Schicksal hat sie als „Zivis“ in einem Altenheim vorgesehen. Vor allem Rocky will dort bloß seine Zeit abreißen und irgendwie die hübsche Pflegerin Ellen (Amft) rumkriegen. Aber dann entdecken sie, dass im Leben auch noch andere Dinge zählen: Der skrupellose Leiter (Sözer) des „Marienstifts“ will die Senioren loswerden, um aus dem Haus ein Luxussanatorium zu machen. Das schweißt die Jungs zusammen. Ein Benefizkonzert soll das nötige Geld einbringen, um das Domizil zu retten. Ein gewagter Plan, denn der greise Musikkreis des Heims soll gemeinsam mit Rockys Rock-Band „Braindead“ auftreten.
Die Story ist schlicht (Buch: Stefan Barth, Oliver Keune), die Botschaft für ein ProSieben-Feelgood-Movie hingegen ungewöhnlich: „Zwei Zivis zum Knutschen“ ist ein Plädoyer für Engagement ohne Eigennutz; zumindest hintergründig. Vordergründig sorgt die Komödie mit ihren Gags an der Grenze zur Albernheit und diversen Verstößen gegen politische Korrektheit vor allem für gute Laune (Regie: Matthias Lehmann). Origineller als die beiden gegensätzlichen Protagonisten sind die Nebenfiguren, zumal die Alten nur dem Anschein nach hemmungslos dem Klischee von Verwirrtheit und Renitenz entsprechen. Ganz zu schweigen davon, dass man wohl noch nie derart viele ältere Herrschaften in einem Film gesehen hat, der für einen Privatsender entstanden ist; die Geschichte hat durchaus auch ihre nachdenklichen Passagen. Wortführer der Alten ist Hermann (Heinz W. Krückeberg), der sich gern als Kotzbrocken gibt, in Wirklichkeit aber den fiesen Plan des Heimleiters durchkreuzen will. Noch ungewöhnlicher ist die Wandlung von Oberpflegerin Alma (Sabine Orléans), die nicht nur ein großes Herz offenbart, sondern bei einem fulminanten Karaoke-Auftritt zum Robbie-Williams-Hit „Let me entertain you“ auch ein eindrucksvolles Gesangsorgan. (Text-Stand:11.10.2008)