Ein Hauch von Richard Burton und Liz Taylor weht durch diesen Film: Wenn die Streitszenen des Titelpaars, das sich beim gemeinsamen Sardinienurlaub permanent in den Haaren liegt, besonders überzeugend wirken, könnte das auch daran liegen, dass Jutta Speidel und Bruno Maccalini ihre Beziehung zum Zeitpunkt des Drehs im Sommer 2014 längst beendet hatten. Bekannt wurde ihre Trennung erst ein halbes Jahr später, und in der schmutzigen Wäsche aus der Klatschpresse finden sich interessante Parallelen zu manchen Dialogen des Films.
Natürlich haben solche Bezüge in einer seriösen Kritik nichts zu suchen, aber hier sind sie schon allein deshalb angebracht, weil das Paar dafür gesorgt hat, dass sich Film und Wirklichkeit gegenseitig auf vielfache Weise durchdringen: Seit 2003 („Das schönste Geschenk meines Lebens“) haben Speidel und Maccalini immer wieder als Liebespaar in romantischen Komödien vor der Kamera gestanden, sie haben gemeinsam Romane geschrieben und verfilmt („Wir haben gar kein Auto“) und den Hauptfiguren ihre eigenen Vornamen gegeben. Die Ergebnisse waren jeweils harmlos-heiterer Zeitvertreib, dessen Reiz aus Sicht der Zielgruppe womöglich in einer gewissen Authentizität lag.
Aber auch ohne den privaten Hintergrund ist „Zwei Esel auf Sardinien“ kurzweilig, selbst wenn das Drehbuch (Bettina Börgerding, Iris Uhlenbruch) mitunter wirkt, als hätten die Autorinnen an einem Klischeewettbewerb teilgenommen. Ähnlich unoriginell ist die Umsetzung. Regisseur Xaver Schwarzenberger, wie stets auch für die Bildgestaltung verantwortlich, ertränkt den Film beinahe in Ansichtskartenbildern, die allerdings ausnahmslos prachtvoll sind; und wie immer, wenn Italien im Spiel ist, dürfen beim Soundtrack selbstredend Gassenhauer wie „Volare“ und „Azzuro“ nicht fehlen. Auch Siggi Muellers Filmmusik greift immer wieder typische italienische Schlagerelemente auf.
Foto: ZDF / Emmanuel Suys
Soundtrack: Dean Martin („Volare“, “That’s Amore”), Adriano Celentano („Azzurro“), Giovanni Venosta (“More”, „Pallotole d’amore“, „Rosa Y Clavel“), Scott McKenzie (“San Francisco”), Umberto Tozzi & Lena Ka (“Ti Amo”)
Dass die erneut auf einem gleichnamigen Roman von Speidel und Maccalini basierende Komödie dennoch nicht verstimmt, liegt an den beiden Hauptdarstellern und ihren bissigen Dialogen, die dafür sorgen, dass selbst die Vorhersehbarkeit der einzelnen Szenen eher amüsant als ärgerlich ist. Schon unmittelbar nach der Ankunft beginnen Jutta und Bruno zu streiten, weil er für ihren Geschmack auch im Urlaub viel zu oft an seine Geschäfte denkt. Er wiederum wartet auf den richtigen Moment, um seiner heiratsunwilligen Lebensgefährtin einen Antrag zu machen. Dummerweise wird ihnen auf dem Weg zum Hotel während einer Rast das Auto mitsamt dem teuren Verlobungsring gestohlen. Der erste Akt des Films endet auf einem Bauernhof, der zweite beginnt damit, dass sie die Reise per Esel fortsetzen, was zu allerlei lustigen Slapstickszenen führt. Zum letzten Drittel landen sie auf der Hazienda eines spanischstämmigen Marchese (Martin Umbach), den Bruno als ausgewiesenen Casanova kennt und fürchtet; zu Recht, wie sich alsbald herausstellt. Temperamentvoll wie eine Italienerin gibt Jutta ihrem eifersüchtigen Freund den Laufpass.
Das ist alles weder tiefschürfend noch kunstvoll, aber mit solchen Prädikaten hat „Zwei Esel auf Sardinien“ ohnehin nichts im Sinn. Der Film will nicht mehr bieten als angenehme Unterhaltung, und das gelingt ihm gerade auch wegen der sympathischen Selbstironie, zu der ja auch die gegenseitigen Vorurteile gehören. Die Gags, die auf Brunos lustigem Deutsch basieren (er sagt „Sprühnase“ statt „Spürnase“), mögen wohlfeil sein, sind aber witzig; und als im Autoradio „Azzurro“ ertönt, schimpft der Italiener, dessen Klingelton „Volare“ ist, über die kitschige Musik. Als Zerrspiegelbild der dominanten Jutta und ihres in der Heimat rührend um Machismo bemühten italienischen Pantoffelhelden dient ein von Hans Joachim Heist und Gisela Aderhold verkörpertes schwäbisches Radlergespann. Heist kennt man vor allem als Krakeelfigur Gernot Hassknecht, und natürlich darf ihm auch hier lautstark der Kragen platzen. Unterm Strich also unbeschwerte neunzig Minuten, auch wenn nicht einzusehen ist, wieso die Italiener auch untereinander deutsch mit starkem Akzent sprechen; umso erfrischender sind Maccalinis hingebungsvolle italienische Flüche. (Text-Stand: 4.5.2015)